Die Zeitreise funktioniert auch in Karlsruhe: BAP in der
Schwarzwaldhalle
BAP machen auf ihrer Zeitreise Tour natürlich auch Halt in
Karlsruhe, genauer gesagt in der ausverkauften Schwarzwaldhalle,
in der sie ja auch vor vier Jahrzehnten öfters zu Gast waren.
Wie beim Auftritt in Mannheim vor ein paar Tagen
erklärt Wolfgang Niedecken nach dem Eröffnungssong ""Koot vüür
Aach" und das an Ideal erinnernde "Südstadt, verzäll nix"
die Spielregeln: die Erfolgsalben "Für usszeschnigge" und
"Vun drinne noh drusse" aus den Jahren 1981 und 1982 werden
komplett gespielt, ansonsten gilt: jeder Song, der an diesem
Abend zu hören ist, muss mindestens 40 Jahre alt sein.
Die beiden Erfolgsalben komplett zu spielen bedeutet, dass man
nicht nur die großen Hits wie "Verdamp lang her" oder "Frau ich
freu mich" zu hören bekommt, sondern auch selten oder noch
gespielte Songs wie die Eddie Cochran Cover Version von
"Summertime Blues", allerdings musikalisch in der The Who
Version und natürlich mit kölschem Text als "Wo mer endlich
Sommer hann".
Nicht nur bei der Songsauswahl geht es zurück in die frühen
80ger, auch kehrt hier und da der Klamauk der frühen BAP Tage
auf die Bühne zurück: bei besagtem "Wo mer endlich Sommer hann"
verkleidet sich der Posaunist in der dritten Strophe als Helmut
Kohl, bei "Nit für Kooche" hat fast die gesamte Band
Karnelvalsmützen auf, und beim "Müsli-Man" gibt es auch die
passenden Verkleidung als Rastafari, passend zum Reggae
Rhythmus.
Schön auch, dass in den aktuellen Versionen der Songs die
musikalischen Vorbilder liebevoll referenziert werden, wie
beispielsweise bei "Häng der Fahn eruss", laut Wolfgang
Niedeckens thematisch so etwas wie "She loves you" von den
Beatles oder natürlich bei "Stell dir vüür" bei dem als Medley
Bob Dylans "Hurricane" vorangestellt wird.
Bei vielen Songs freut man sich, sie wiederzuhören, bei einem
Song allerdings wünscht sich Wolfgang Niedecken, dass er seine
Relevanz und Aktualität doch bitte verlieren möge, nämlich bei
"Kristallnaach", dass in den letzten 40 Jahren nie von der
Setlist verschwand.
Auch wenn das Programm identisch mit dem vom Auftritt in
Mannheim war, gab es doch etwas Einmaliges auf dieser
Tour: der langjährige BAP Drummer und Wahl-Durlacher Jürgen
Zöller kehrte für einen Song (Jraaduss) an das Schlagzeug zurück
und wurde dafür natürlich vom Karlsruher Publikum gefeiert.
Noch ein Wort zur Schwarzwaldhalle: die hat ja in Bezug auf den
Sound nicht gerade den besten Ruf - allerdings an diesem Abend
war er perfekt. Von den 4 Konzerten der Zeitreise 81/82 war es
für mich sogar der beste Sound, den ich erleben durfte.
Von der Pause in der Programmmitte hatte sich die Band auf der
Tour recht schnell verabschiedet und auch das Zugabenritual
wurde beerdigt, sodass BAP über 3 Stunden am Stück spielten und
das Konzert mit "Et letzte Leed" scheinbar beendeten. Aber nach
dem letzten Lied spielte Wolfgang Niedecken dann solo das
allererste BAP Lied aus einer Zeit, als die Band noch nicht mal
einen Namen hatte, nämlich "Helfe kann dir keiner".
Und mit der Aufforderung "Bleibt empathisch" wurde ein
glückliches Karlsruher Publikum nach Hause geschickt.