Das Fest 2002, 19.-21.7.02, Karlsruhe, Günther-Klotz-Anlage

Impressionen von Das Fest 2002

Seit der Einführung des Zauns um das Festgelände im letzten Jahr war es für mich das erste Mal, dass ich diese Modifikation des Festgelände in Augenschein nehmen konnte. Auf Grund anderer Verpflichtungen waren es dieses Mal auch mehr Stippvisiten, um mir die ein oder andere Band ansehen zu können, und kein Daueraufenthalt.

Mount Klotz

Los ging es für mich am Freitag Abend. Die Legende, Van Morrison persönlich, hat sich herabgelassen, auf dem Fest zu spielen. Ok, bei mir klafft in meiner LP und CD Sammlung bei Morrison ein grosses Loch, aber wenn die Legende ruft, kann man ja mal hingehen. Obwohl das so eine Sache ist, mit "die Legende ruft", es war eher ein "die Legende flüstert". Der Meister hatte nämlich angeordnet, dass seine filigrane Klänge gefälligst leise über die PA transportiert werden sollen, sicherlich sehr zur Freude der umliegenden Altersheime und Krankenhäuser, aber sehr zum Missfallen der Konzertbesucher. 3, 4 Lieder habe ich dann versucht, dem Geschehen auf der Bühne zu folgen: wegen der Optik und Akustik kämpfte ich meinen Weg nach vorne um dann frustriert wieder abzuziehen: die Musik war in der Menge kaum zu hören, da schallte es sogar vom den weit entfernten anderen 3 Musikbühnen lauter als vom vermeintlichen Top Act von der Hauptbühne. Kurz und gut: in mir hat Herr Morrison keinen Fan gewonnen  und ich glaube, Herr Morrison hat auch kein Interesse mehr daran, neue Fans zu gewinnen. OK, er ist ja auch lange genug
dabei.

Die Bühne. diesmal um 5 Grad gedreht

Also nutzte ich die Zeit, um mir das Festgelände mal näher anzusehen. Schon beeindruckend, wie gross das inzwischen geworden ist: viel mehr Gelände wurde bereit gestellt, neben der Hauptbühne noch 3 andere Musikbühnen, die auch auf deutlich jüngeres Publikum als Van Morrison Fans zugeschnitten waren und sehr viele Sponsoring-Stände, von Milka über Karlsberg bis hin zu Jägermeister.

Am Samstag lockte mich musikalisch gesehen "Across The Border" zur Zeltbühne. Seit Jahren höre ich nur Positives von der Band, die mit ihrer Mischung aus Folk und Punk vor allem live überzeugen sollen. Also hin zur Zeltbühne und siehe da: das erste Stück ist wirklich gut, von Punk ist zwar ausser dem Outfit der Band nichts zu spüren, aber die Post ging wirklich ab. Und so auch beim zweiten und beim dritten Stück. Und eigentlich auch beim vierten, nur da beschlichen mich so langsam Zweifel, ob ich nicht das erste Stück zum 2. Mal höre (oder war es das 3.?). Und nach dem 6. oder 7. Stück schlich ich dann von dannen. Jedes Stück für sich war eigentlich OK, aber gehäuft war keine Abwechslung geboten.

Sonntag ging es dann zunächst genauso weiter. Auf der Hauptbühne rief die hochgelobte Joy Denalane zu einem Konzert, das für meine Ohren einfach kaum zu ertragen war. Sicherlich alles kompetente Musiker auf der Bühne, aber diesem deutschen Soul Gejammer kann ich einfach nix abgewinnen. Höflichen Applaus gab es, für höfliche Lieder gespielt und gesungen von höflichen Musikern, aber der Funke wollte erst überspringen, als Denalanes Lebensgefährte Max vom Freundeskreis die Bühne betrat und für 2 Songs das zu eng gefasste Soulkonzept mit Hip Hop und Reggae durchbrach. Danach wurde dann aber gleich wieder einen Gang runter geschaltet, was mir die Möglichkeit bot, mal wieder bei der Zeltbühne vorbeizuschauen.

Dort traten nämlich NTS auf, die ich irgendwie in die Teenie Band Schublade gesperrt hatte, wo die aber gar nicht hingehören. Einfach genial, was die 4 mit der Standardbesetzung Gitarre/ Gesang, Gitarre,  Bass und Schlagzeug zauberten. Astreiner  melodischer Gitarrenrock mit ausgefeilten Gesangsharmonien und einer sparsam aber effizient eingesetzten Lead Gitarre. Bester US College Rock denkt man, zumal die meisten Songs in englisch vorgetragen wurden, nur ihre Hits, wie beispielsweise "Ich und Du" sind auf deutsch. Die sind wiederum ein bisschen pop-lastiger als der Rest, aber was soll's ? Auch BAP veröffentlichen Pop Singles wie "Aff un zo" um Airplay zu bekommen um dann auf dem gleichnamigen Album mit Rock zu überraschen. Ach ja, erwähnte ich schon, dass NTS höchst abwechslungsreich sind?

Danach ging es wieder zur Hauptbühne, zum Abschlusskonzert, dessen Konzept vielversprechend klingt: die "Greedy Bunch", eine Karlsruher Cover Band, deren ehemaliger Sänger Laith Al Deen inzwischen bundesweit bekannt ist, hat verschiedene befreundete Musiker eingeladen. Wer wurde im Vorfeld nicht alles als möglicher Überraschungsgast gehandelt: Xavier Naidoo, Sabrina Setlur oder Sherryl Hacket von BAP beispielsweise, die übrigens alle 3 nicht kamen. Statt dessen ging es zunächst so los, wie schone Joy Denalane aufgehört hat: deutsches Soulgejammer mit dem sogenannten Soulpaten Edo Zanki liess zunächst das Schlimmste befürchten, aber dann! Reggaenummern, von einer Sängerin, deren Namen ich leider vergessen habe, sorgten für den ersten Höhepunkt. Dann gesellte sich Henning von den H-Blockx dazu, die Sängerin von Die Happy tauchte auf, Thomas D spannte einen Bogen von den 60igern (My Generation von den Who) zu den 80igern (Time of my Life in einem schaurig schönen Duett mit der Die Happy Sängerin), H-Blockx Sänger Henning gab ein Stück von den Stone Temple Pilots zum besten und dann tauchte auch noch Herwig Mitteregger (ex Spiff) auf, der neben dem Spliff Klassiker "Deja Vu" auch noch seinen 86er Solohit "Immer mehr" dabei hatte. Das ganze optisch untermalt von der besten Light Show, die ich je beim Fest gesehen habe. Einfach genial die Show, mit Ausnahme des vorletzten Stück, bei dem sich ein mir unbekannter Sänger, der mit den Worten "Ihm gehört die Zukunft" vorgestellt wurde sich an Lionells Richies "All night long" versuchen durfte und dabei keinen Ton traf. Schwamm drüber, der Rest war klasse.

Fazit: Mal wieder ein Besucherrekord beim Fest (300 000 waren es wohl). Bleibt zu hoffen, dass der Getränkeumsatz dementsprechend war, sodass es es  auch ein Fest 2003 geben kann.

© 07/2002 by Hans-Georg Krumm
URL: http://www.hgkrumm.de/dasfest2002.html 

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