BAP Karlsruhe, Brahms Saal 6. April 2000 |
"BAP rocks the house" oder so ähnlich könnte man den Karlsruher Auftritt betiteln, obwohl es zunächst gar nicht danach aussah. Doch der Reihe nach:
Der Brahmssaal nicht ausverkauft (um es wohlwollend auszudrücken), was W.N. in seiner Begrüßung nach den ersten beiden Stücken ("Vum donnernde Lääve", "Niemohls verstonn") auf den bevorstehenden Auftritt beim kostenlosen "Feschd" in Karlsruhe im Juli zurückführte, ich allerdings auf die doch gesalzenen Eintrittspreise (76,80 DM).
Das Publikum zunächst sehr zurückhaltend, was BAP auch etwas zu irritieren schien. Bei "Rita" erhob man sich dann erstmals aus den Sitzen, um sich dann gleich aber wieder hinzusetzen, was sich bis zur Pause fortsetzte. "Verdamp lang her" ist in dieser Zugabe der Tonfilmtour im Programm nach vorne gewandert, was sich deutlich auszahlte: das Publikum ließ sich darauf ein, diese "würdevolle" Fassung des BAP Klassikers anzuhören, ohne auf Teufel komm raus eine Mitklatsch/Mitsing-Orgie zu veranstalten. In der "ruhigen" Phase des Konzerts konnte man sich wirklich einmal auf das Konzept der Tonfilmtour einlassen, und die etwas unbekannteren BAP Songs in einer ungewohnten Situation (BAP im Sitzen!) neu zu erleben.
Und noch ein Highlight in der ersten Hälfte des Konzerts: endlich mal wieder "Bleifooß" live ! Ich habe nie begriffen, warum dieser Song, der einer Publikumsfavoriten auf der "X für 'e U" Tour war (man höre sich nur die Live Fassung auf dem "Affrocke" Album an) danach nie wieder gespielt wurde. Meine Hoffnung war immer, dass dieses Juwel während der Tonfiltour ausgegraben wird und ich war während der letztjährigen Tour enttäuscht, dass dem thematisch verwandten aber bekannteren "Ahn ner Leitplank" der Vorzug gegeben wurde.
Gegen Ende der ersten Hälfte kam dann das Publikum in Schwung, die Band auch und plötzlich war der Hallenboden am Beben, und das ist wörtlich zu nehmen. Die besorgte Crew musste die Boxen festhalten, die Diaprojektion hüpfte über die Leinwand und vorsorglich wurden während der Pause die Boxen neben- statt übereinander gestellt - "BAP rocks the house" eben. Die damit verbundenen Soundeinbussen für die oberen Ränge des Saals wurden dadurch wettgemacht, dass W.N. ebendiese dazu einlud, doch nach vorne zu kommen. Dadurch stieg die Stimmung weiter an, aber auch dadurch, dass noch weitere Überraschungen in der zweiten Hälfte versteckt waren: Eine Hommage an die Kinks ("Waterloo Sunset"), und am Schluß seit langer Zeit mal wieder "Hundertmohl", obwohl dieser Song, wie auch "Jupp", einen Tick zu schnell gespielt wurde. Weiteres Highlight gegen Ende: die "karibische Perle" Sheryl Hacket durfte endlich ihren Percussions Set verlassen (soundmäßig hat man leider sowieso kaum etwas von der Percussion vernommen) und nach vorne kommen, um in der Springsteen Nummer "Hungry Heart" und dem Dylan Song "Vill passiert sickher" zu beweisen, welch phantastische Stimme sie hat. Leider nur in diesen 2 Stücken - da besteht unbedingt Handlungsbedarf!
Helmut Krumminga, der "neue" Gitarist traut sich inzwischen auch mehr zu, die Soli werden länger und rockiger. Bin mal gespannt, wie die Band sich auf den bevorstehenden Open Airs geben wird - W.N. ließ schon anklingen, dass man dann die rockigere Variante der "neuen" BAP erleben kann. Auch schön, der nagelneue Song "Schluß, aus, o.k.", der thematisch beginnend am Rhein, über den Hudson River und Manhattan nach "Amerika" überleitete (Hallo Natalie!!!).
Insgesamt ein
schöner
Auftritt von BAP, mit einigen Überraschungen (jedenfalls für
mich, da es mein erstes Konzert dieses Zugabenteils der Tonfilmtour
war).
In der ersten Hälfte wirkte BAP allerdings etwas uninspiriert und
dass, obwohl Jürgen Zöller, der Schlagzeuger, laut W.N. lange
gequengelt hat, damit BAP endlich in seiner neuen Heimat, in Karlsruhe
spielt. Aber 2 Heimspiele hintereinander (für Shery am 5.4. in
Heidelberg,
für Jürgen am 6.4. in Karlsruhe) sind ja auch
ungewöhnlich.
Und auch wenn's nicht optimal beginnt, sie steigern sich halt immer
wieder,
bis dann die Halle bebt. Auch deswegen bleibt euch das Publikum so
lange
treu, Wolfgang...