BAP im Weinfestzelt? Warum
nicht!
Hier "BAP in Oberkirch? In einem Weinfestzelt?
Läuft die Tour so schlecht?". Fragen und Bemerkungen wie diese musste
ich mir im Vorfeld des Auftritts in Oberkirch oft anhören und zugegeben,
als ich um das Festzelt betrat hatte ich auch so meine Zweifel, ob das denn
so die richtige Umgebung für 'ne Rock 'n' Roll Band ist, denn
das Festzelt war zur Hälfte mit Biertischen und -bänken bestuhlt.
Meine Einschätzung zunächst: die Mehrheit der Besucher hat ein
Rock-Konzert, geschweige denn BAP noch nie gesehen. Wie falsch ich damit
liegen sollte wurde mir schlagartig um 20:45 mit dem Doppelpack "Jedenfalls
vermees" / "Nemm mich met" klar: das ganze Festzelt feierte BAP frenetisch
und erwies sich als ungemein textsicher, doch dazu nachher mehr.
BAP gefiel der überaus gute Empfang sichtlich und WN gab schnell die
Marschrichtung des Abends bekannt: 2/3 Steinzeit und Mittelalter Material,
1/3 Neuzeit und Gegenwart. Der Sound war nach 2 bis 3 Songs gut ausgemischt
und so stand einer 3 stündigen Party nichts im Weg. Egal ob alt oder
neu die Band präsentierte sich in einer Spiellaune, die man während
der Sonx Hallentour schon oft erleben durfte und auch bei einem der letzten
Open Air Termine immer noch spürbar ist. Helmut Krumminga, wieder mit
Iron Maiden T-Shirt, leistete Unglaubliches an der Gitarre, Werner Kopal
am Bass und Jürgen Zöller an den Drums sorgten für den nötigen
Rhythmus-Unterbau während Michael Nass die Keyboard Akzente setzte.
Und WN musste zu den einzelnen Songs nicht viel erklären - es war einer
der Auftritte, da fast alle Songs live wunderbar funktionieren. Gegenüber
den Hallenterminen wurde leicht am Reportoire gebastelt, sodass es für
mich die ein oder andere Überraschung gab, wie z.B. "Ens em Vertraue"
im Western/Ragtime Gewand, einem Song, bei dem ich mir den Rest des Konzertes
des Kopf zermarterte, ob ich den schon mal live gesehen habe oder "Souvenirs",
das, da inhaltlich passend direkt hinter "Rövver nach Tanger" lief.
Und auch an den Arrangements wurde was geändert: Hielt ich die Tatsache,
dass ich beim Refrain von "Krahnebäume" Gitarrist Helmut Krummingas
Vocals lauter als WNs Vocals hörte noch für einen Abmischfehler,
der aber durchaus seinen Reiz hatte, wurde ich bei der gnadenlos guten Coverversion
von Heroes/Helden eines Besseren belehrt, denn dort war es zweifelsfrei Absicht,
dass Helmutdiesmal die Lead Vocals sang.
Von der Dramaturgie stimmte auch alles: sowohl die Liebeslieder im Sitzen
("Ich wünsch mir" und das wunderschöne "Paar Daach fröher",
das live endlich mal wieder zu Ehren kam) wurde gut aufgenommen, als auch
Liebeslieder im Stehen ("Maria"). Hatten die Oberkirchner schon bei "Do kanns
zaubre" oder "Jraaduss" ihre Textsicherheit bewiesen, meisteren sie auch
den ultimativen Kölsch Test. Nachdem nämlich WN erzählte,
dass beim Auftritt in Bonn vor ein paar Tagen zum ersten Mal seit 15 Jahre
es gereicht hätte bei "Wellenreiter" nur das erste Wort zu singen
und der Rest dann vom Publikum gesungen wurde, können sich die Oberkirchner
nun rühmen, das erste Publikum außerhalb des kölschen Sprachraums
zu sein, dem dasselbe gelang.
Fazit: ein gigantisch guter, 3 stündiger Auftritt von BAP mit einem
Publikum, das stimmungsmäßig unter meinen perönlichen Top
5 besuchter BAP Konzerte rangiert. Highlights: "Rövver noh Tanger",
"Wie wann und Wo", "Paar Daach fröher" und "Heroes". Nicht ganz so gelungen:
"Wann immer do..." und "Souveniers" wobei letzterer einer meiner Lieblingssgongs
ist, das Teil live aber einfach nicht funktionieren will. Mit "Bleifooß",
der WN den Roadies und den Fans, die es immer wieder schaffen bei fast jedem
Konzert in der ersten Reihe zu stehen, ging nicht nur das Konzert zu Ende
sondern so langsam nähert sich auch die Sonx Tour dem Ende zu. Das "Sonx"
Album und vor allem die Tour haben meiner Meinung nach bewiesen, dass die
Reduktion auf 5 Leute dem BAP Sound gut getan hat. Man vermißt vielleicht
hier und da ein Saxophon und ein paar Percussions, dafür sind alle Songs
aber schlanker, kompakter und unterscheidbarer.
Hier
noch die Standard Links:
© 09/2004
by Hans-Georg Krumm
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