Bryan
Adams
19.11.1999, Mannheim, Maimarkthalle |
Was macht ein seit Jahren erfolgreicher Musiker nicht alles um nicht in Routine zu erstarren ? Entweder er versucht sich ständig neu zu erfinden, wie beispielsweise U2 oder David Bowie, oder er besinnt sich zurück auf die Anfänge - Back to the roots oder so. Bryan Adams wiederum ist einfach mutig: Rechtzeitig zur Veröffentlichung des neues Best-Of Albums "The best of me" natürlich eine "Best of " Tour, was wenig überraschend ist, aber wie er es macht um so mehr.
"Best of" Programm bei Bryan Adams, da weiß der Fan was zur erwarten ist: Hit, Hits und nochmal Hits. Das Überraschungsmoment dann aber als Bryan Adams und seine Band die Bühne betreten, denn gerade mal 3 Leute sind zu sehen: Drummer Mickey Curry, Gitarrist Keith Scott und Bryan Adams am Bass - keine Keyboards und keine zweite Gitarre! Los ging's mit "how do ya feel tonight" vom "on a day like today" album. Schwerpunkt der ersten 30 Minuten war der schnellere, rockigere Teil von Bryans Repertoire - die Songs wurden alle auf das wesentliche beschränkt - jeglicher Schnickschnack fehlte, wodurch die Songs aber durchaus gewannen. Teilweise waren dann sogar die 3 Leute auf der Bühne überflüssig, denn bei Hits wie "Summer of 69" reichen die ersten Töne des Intros, dann übernimmt sowieso das Publikum.
Der Nachteil einer auf das absolute Minimum beschränkten Band ist natürlich, dass das Klangbild kaum variiert werden kann. Dem wurde aber durch das geschickte Einstreuen der vielen, vielen Balladen vorgebeugt, wobei hier der meiner Meinung nach einzige Schwachpunkt des Konzerts zu finden war. Keith Scott ist sicherlich ein großartiger Gitarrist, der einen vergessen ließ, daß auf der Bühne nur ein und nicht etwa 2 Gitarristen stand, aber die spanische Gitarre von "Have you ever really loved a woman" war wirklich nicht sein Ding. Da allerdings auf der CD dieser Teil von keinem geringerem als Paco de Lucia gespielt wird, würde wahrscheinlich fast jeder Rock Gitarrist den Vergleich nicht stand halten. Also Schwamm drüber...
Duett Partner für Bryan Adams waren auf der Bühne natürlich auch nicht zu sehen, keine Tina Turner, keine Mel C. also wurde kurzerhand ein weiblicher Fan auf die Bühne gebeten, die den Part von Spice Girlies auf "when you're gone" übernehmen durfte. Auch hier ein Pluspunkt für den Mut von Bryan Adams: wenn man gesehen hat, wie dieser Fan nach dem Lied schier über Bryan Adams hergefallen ist, fragt man sich, ob er diesen Teil des Programms nicht irgendwann streicht.
Ein Wort zum Bühnenbild: schlicht wie die Musiker in weiß gehalten unterstrichen dezent eingesetzte Licht- und Projektionstechniken das Konzept von Bryan Adams die Songs in den Mittelpunkt zu stellen. Nett die Videoeinblendungen der Reaktionen des Publikums auf bestimmte Lieder. Teilweise hatte das etwas von "Versteckte Kamera" wenn bei den Balladen vorzugsweise Pärchen eingeblendet wurden.
Fazit: Statt auf Nummer sicher zu gehen, und seine Greatest Hits in einer gigantischen Bühnenproduktion zu präsentiren wagt Bryan Adams ein Konzert ohne Netz und doppelten Boden. Unbedingt sehens- und hörenswert.
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