Coldplay, 5. April 2003, Böblingen,
Sporthalle
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Pink Floyds ErbenWirklich überraschend: hätte man mir vor einem Jahr prophezeit, dass es einer Band wie Coldplay gelingen wird, eine weitgehend ausverkaufte Deutschland Tournee der mittleren Hallenkategorie hinzubekommen, so hätte ich nur den Kopf geschüttelt. In Zeiten, in denen, glaubt man den Boulevard-Medien, Deutschland den vermeintlichen Superstar sucht, und dabei nur singende und tanzende Kleiderständer in die engere Auswahl nimmt und auf recyclete, 2 Wahl-"Modern Talking" Titel setzt, kann doch eine Band, die sich eher als Album-, denn als Single- Band versteht, nicht punkten, oder ?Aber siehe da: nicht nur das Heimatland England liegt den 4 von Coldplay zu Füssen, auch in Deutschland ist beispielsweise die Böblinger Sporthalle ausverkauft. Nächste Überraschung: erstaunlich viel junge Fans in der Halle. Neben "Amnesty" und "Oxfam" Infoständen haben Coldplay ferner noch als Vorgruppe "Feeder" mitgebracht - eine kluge Wahl, wie sich herausstellen sollte. Los ging's also zunächst mit Feeder, einer 4 Mann Band, die mit ihrer Mischung aus Beatles Melodien, Oasis Gesang und gitarrenorientierten Rock / Pop gut ankamen. Erfreulicherweise blieb "Feeder" das Los vieler Vorgruppen erspart, soundtechnisch hinter dem Headliner zurückzubleiben, sodass man den kurzen und konzentrierten Auftritt geniessen konnte. Nach einer etwas länglichen Umbaupause war es dann soweit: mit ihrem simplen Kracher "Politik" vom aktuellen "A rush of blood to the head" Album, gefolgt von "God put a smile upon your face" vom selben Album gaben Coldplay einen Vorgeschmack auf das was da kommen sollte: rockige Nummern, Balladen oder eben diese interessante Mischung zwischen lauten und leisen Tönen in eine und demselben Song. Dazu eine brillante Lightshow, die perfekt zu den jeweiligen Songs passt. Sänger Chris Martin, der "nebenbei" noch das Piano oder die zweite Gitarre bediente, "lebte" seine Songs perfekt unterstützt von den anderen Coldplays, allen voran dem Gitarrist, der nie viele Töne spielt, die aber perfekt getimet sind und stark an Pink Floyds David Gilmour erinnern. Und wenn man versucht, Coldplay in eine Schublade zu sperren, was glücklicherweise nie ganz klappen wird, dann sind sie irgendwo zwischen Pink Floyd, Travis und REM einzuordnen. Höhepunkte der ersten Stunde sicherlich "The Scientist" und "A rush of blood to the head" neben der grandiosen Lightshow, die im Laufe des Konzerts noch um raffinierte Video-Projektionen ergänzt wurde. Und als Steigerungen dann kaum noch möglich zu sein scheinen, werden die Hits ausgepackt: "Yellow" vom Debut-Album "Parachutes" und dann in den Zugaben "Clocks" und "In my place" unterstützt von einer Lasershow die dann endgültig klar macht: optisch und meist auch akustisch treten die 4 das Erbe von Pink Floyd an, ohne aber eine Kopie zu sein, dafür sind Coldplay zu einzigartig. Die Show macht auch deutlich, wie es mit Coldplay weitergehen wird: das Ganze wird auch grossartig in Stadien funktionieren. Und wenn Coldplay so weitermachen wie bisher, wird man in ein paar Jahren froh sein, sie einmal in einer "so kleinen" Halle gesehen zu haben. Das Saallicht geht an, das Publikum will nicht gehen - das Ende eines hervorragenden Konzerts? Nicht ganz, Coldplay kommen noch mal auf die Bühne um bei angeschaltetem Licht eine weitere Zugabe zu geben. Fazit: ein aussergewöhnliches Konzert einer aussergewöhnlichen und sympathischen Band. Hier noch ein Link: www. coldplay.com © 04/2003
by Hans-Georg Krumm |
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