Das Fest, 18.-20. Juli 2003, Karlsruhe, Günther-Klotz-Anlage |
Weil der folgende Bericht doch etwas lang(atmig)
geworden ist, hier der Schnelleinstieg zu den besuchten und kommentierten
Festhighlights: [Das Fest
allgemein] [Klassik Frühstück]
[Elevate] [Moloko] Verdammt viel losMeine Eindrücke
beschränken sich dieses Jahr auf den Fest Sonntag: das Programm am
Freitag war mir persönlich etwas zu Trip-Hop lastig, die hochsommerlichen
Temperaturen am Samstag ließen den geplanten Familienausflug mit Kind und Kegel (Motto:
"laß uns doch den Samstag in der Klotze verbringen") scheitern. Sonntag hatte sich die Situation zwar temperaturmäßig
nicht wirklich verbessert, aber die Taktik wurde in ein gezieltes Aufsuchen
des Festgeländes umgewandelt. Erster Termin: 10:30 Uhr zum Klassikfrühstück.
Dieses "Must see" hat den Vorteil die positiven Seiten des Festes
geballt präsentiert zu bekommen: Das Publikum ist so gemischt wie
zu keinem anderen Zeitpunkt: Hippie, Punk, Klassikliebhaber, Familien,
Tour T-Shirt Träger: egal, man trifft sich bei Klassik zum Frühstück.
Auch ist das Gelände nicht so übervoll wie zu vorgerückter
Stunde, sodass man sich das die Günther-Klotz-Anlage in Ruhe ansehen
kann: Sportpark, Hauptbühne, Zeltbühne, Buden und Spielaktionen
machen klar, warum das Fest so einmalig ist und hoffentlich auch bleibt,
trotz Neuerungen wie der vor ein paar Jahren eingeführte Zaun, verstärktes
Sponsoring und neu 2003: SWR3 als Medienpartner, der dann gleich noch eine
Video Wall mitbrachte. Vor der "Mozart-Gala"
ein paar Reden der Festmacher, die zwar ihr Glück mit dem Wetter nicht
fassen können, aber andeuten, was spätestens nächstes Jahr
ansteht: eine Grundsatzentscheidung, wie und vor allem ob es mit dem Fest
weitergehen kann. Immer noch drücken die Defizite aus den vergangenen
Jahren und eine Veranstaltung dieser Größenordnung, die sich
allein aus dem Verkauf von Speisen und Getränken finanziert, steht immer
am Abgrund. Die Stadt Karlsruhe schmückt sich zwar gerne mit dem guten
Ruf, den das Fest erarbeitet hat, gibt aber keinen Euro zu den 800 000 Euro,
die das Fest inzwischen kostet, hinzu. Die Banner "Karlsruhe: Kulturhauptstadt
2010 Wir sind dabei: Das Fest" wirken da schon recht optimistisch, denn
wer weiss schon, ob es das Fest 2010 noch gibt. Ok, zurück zur Mozart
Gala: Wie im letzten Jahr wurde extra ein Fest-Klassik-Orchester zusammengestellt,
die dieses Jahr eine Mozart Gala zu besten gab. Nett war in diesem Zusammenhang
der Einsatz der Video Wall: da optisch auf der Bühne nicht allzuviel
abging, zoomten die Kameras ins Publikum und brachten nette Studien zum
Thema "Wie höre ich Klassik?" zum Vorschein. Selber Ort - andere Zeit:
gegen 17 Uhr ging's wieder zum erstaunlich leeren Festgelände: Elevate
aus Ettlingen traten gegen 17:00 in der Zeltbühne auf und machten ihre
Sache nicht schlecht: Rock mit ausgeprägtem Hang zur Melodie, ein Sänger,
der diese Bezeichnung auch verdient begleitet von Bass, Gitarre und Schlagzeug:
wirklich nicht schlecht, die Jungs. Danach zur Hauptbühne:
die ach so hochgelobten Moloko wollten der Festgemeinde einheizen, doch das
glückte ihnen meiner Meinung nach nur bedingt. Positiv: die 6 Musiker
schafften wirklich ihre Musik auch live zu präsentieren, auch wenn der
Sound in der ersten Hälfte miserabel war. Sängerin Roisin Murphy
allerdings wirkte auf mich, als sei sie eben erst aufgestanden und noch
nicht so ganz im hier und jetzt. Und ihre Bühnenshow hatte etwas von
einem kleinem Mädchen, das Mutters Kleiderschrank plündert, verkleidet
und vor dem Spiegel "Erwachsen" spielt. Kurzweilig: der Keyboarder, eine
Mischung aus Mr. Bean und dem Glöckner von Notre Dame, der diesen Vergleich
durch seine etwas skurrilen Tanzeinlagen vor, hinter und auf(!) dem Keyboard
gerade zu herausforderte. Am Ende gab es dann "Sing it back" in einer langen
Fassung, und dann verliessen die Briten um 19:45 einfach so die Bühne,
ohne Zugabe, und das, obwohl noch genug Zeit geblieben wäre. Und um 21:00 läutet
Gunzi Heil dann die "Spirit of the Greedy Bunch" ein. Wer das letztes Jahr
gesehen hatte, wußte ungefähr, was kommen sollte: die 3 verbliebenen
Greedy Bunchs hatten wieder einen Haufen Gastmusiker eingeladen, die sie
stimmlich und vor allem optisch unterstützen sollten. Und weil sie sich
letztes Jahr so in die Gunst des Publikums gespielt hat, ging es gleich los
mit Marta Jandova von "Die Happy" die mit "Let me entertain you" auch
gleich eines der beiden Mottos des Abends traf. Doch halt - wer ist denn das
an den Backing Vocals neben der "Cultured Pearls" Sängerin Astrid Norths?
Richtig, Sherryl Hacket von BAP, die dann mit "Chain of fools" das zweite
Motto zum Besten gab: eine Kette von Musikern, die mal alleine, mal im Duett
auftraten und dabei ihre Lieblingssongs hemmungslos coverten. Sascha, jawohl,
der Sascha, ließ es sich auch nicht nehmen und überraschte Zweifler
mit einem grandiosen Rock Song (so Richtung Pearl Jam) um das dann noch mit
"Endless Love" im Deut mit Marta zu toppen. Dann wieder Sherryl mit einer
wunderschönen Version des Cyndi Lauper Klassikers "Time after Time". Astrid Norths wiederum war für
die langsamen Nummern zuständig und immer wieder gab es Duette zwischen
Sascha und Marta Jandova. Nach Sherryls Version von Alanis Morissets "You
oughta know" wurde weiterer Gast auf die Bühne gebeten: als "Richard
Gere" des Rock betitelt, betrat Wolfgang Niedecken die Bühne, um Sammy
Davis Jr.'s "Mr. Bojangels" zu singen, begleitet von einem Stepp Tänzer,
der im Laufe des Abends öfter für nette Einlagen sorgte. Die eingekölschte
Fassung von Springtseens "Hungry Heart" folgte bevor WN sich dann für
den Aerosmith/Run DMC Klassiker "Walk this way" zum Background Chor gesellte
und die Lead Vocals Sascha und Marta überlies. Und zum Abschluß
gab es als Zugabe dann eine nette "Was wäre wenn dieser Song wo anders
entstanden wäre" Version von "Verdamp lang her" in einer relaxten,
laid-back Reggae Variante, bei der nur am Ende der Refrain zum Mitsingen
im gewohnten Gewand daher kam. Und der Wettergott hielt sich an seine Abmachung:
erst als der letzte Ton verklungen war und die Organisatoren ihr Dankeschön
losgeworden waren, kam das angekündigte Gewitter. Und hier noch ein paar Links: Die inoffizielle Homepage von "Das Fest": http://www.das-fest-karlsruhe.de/ Bilder
der oben beschriebenen Fest Highlights © 07/2003 by Hans-Georg
Krumm |