EZIO
31.10.1999, Karlsruhe, Jubez |
Nachdem ich sie zweimal während des Fests in Karlsruhe gesehen habe hatte ich nun gestern endlich die Gelegenheit Ezio Lunedi und seinen Partner Mark Fowell, besser bekannt als Booga dort zu erleben, wo sich ihre Musik vermutlich am besten entfalten kann - in einem kleinem Club, namentlich das Jubez in Karlsruhe.
Das Jubez war proppevoll und los ging's zunächst mit 'Tea for Two' als Vorgruppe, von Booga als Band aus Luxemburg vorgestellt. Die Besetzung: Gitarre/Gesang und Violine. Leider war das, was die beiden höchst sympathischen Musiker ablieferten, nicht sehr abwechslungsreich, aber eigentlich nicht schlecht. Nach ein paar eigene Songs zum Ende ihres ca, 30-minütigen Konzerts 2 Coverversionen: Bob Geldorfs "Great song of Indifference", wahrscheinlich besser bekannt unter dem Mitgröhl-Refrain "I don't mind at all" sowie dem Hothouse Flowers Klassiker "Don't go"- wobei letzterer dem Original bei weitem nicht das Wasser reichen konnte.
Um 20:45 dann also EZIO. Für diejenigen unter euch, denen EZIO nichts sagt, hier der Versuch einer Erklärung wer oder was EZIO sind: Also, EZIO sind ein Duo, das meist mit akustischen Gitarren auftritt, wobei der eine auch noch singt.
Stop, Halt !, Wer jetzt die beiden in die Folk Schublade steckt oder selige "Blowing in the Wind" Romantik vermutet, liegt völlig falsch. Denn was die beiden mit diesem beschränkten Instrumentarium anstellen ist einzigartig. Irgendwo habe ich mal gelesen, daß Ezio selber ihre Musik als "Mischung aus Bob Dylan und AC/DC" beschreiben und das trifft es irgendwie - Texte mit Tiefgang, produktionsmäßig auf das Minimum (2 Gitarren und Gesang) reduziert aber die Kraft und der Drive eines AC/DC Songs.
Los ging es also mit "Steal Away" vom 95er Album "Black Boots on Latin Feet", so etwas wie die Essenz eines EZIO Auftritts: der Song beginnt verhalten und steigert sich schließlich bis zum furiosen Gitarrenduell zwischen Ezio und Booga. Ähnlich auch angelegt der zweite Song des Konzerts "Alex" vom 97er Album "Diesel Vanilla". Das Publikum von Anfang an begeistert, jedes Solo (besonders von Booga) wird frenetisch gefeiert und Ezio wird während "Alex" stimmlich vom Publikum unterstützt, indem es das verhallende Echo des Refrain anstimmt. (Icecold, Icecold, Icecold, Icecold...). Gegenüber der auf dem ausgezeichneten Live Album "Live at the Shephers Bush Empire" enthaltenen Version nutzt Ezio den Refrain um sowohl Elvis, Bob Dylan als auch Tom Waits zu imitieren. Überhaupt war Ezio in der Club Atmosphäre weitaus redseliger als auf den Festivalauftritten beim "Fest".
Schön ausgewogen war auch die Mischung zwischen den kraftvollen, schnellen Songs und den langsameren Balladen. Für Abwechslung sorgte auch Boogas Ausflug ans Mikrofon. Von Gesang zu sprechen wäre vielleicht etwas vermessen, aber die Mischung aus Boogas Sprechgesang und Ezios Ausflug in den Flamenco hatte es in sich. Als weitere Abwechslung wurden bei 2 Songs die Musiker von "Tea for Two" auf die Bühne gebeten.
So spielte sich Ezio abwechslungsreich durch ihr Repertoire, wobei auch einige mir unbekannte Songs gespielt wurden. Ob diese nun neue Songs sind, oder vom ersten Album stammten, dass ich nicht kenne, kann ich leider nicht sagen.
Gegen Ende dann natürlich noch der Live-Klassiker von EZIO: "The further we stretch" und bei den Publikumsreaktionen konnte man sehen, dass der überwiegende Teil des Publikums EZIO nicht zum ersten Mal gesehen haben muß, denn beim Refrain wurde, soweit in der Enge möglich, der dazu gehörige "Tanz" vom Publikum aufgeführt. Frenetischer Beifall führte zu 3 Zugaben, bevor dann endlich Schluß war. Ezio kündigte noch an, daß das neue Album zu 80% aufgenommen sei, und "F****** brilliant" werde. Man darf also gespannt sein.
Als weitere Zugabe konnte man nach dem Konzert ein "Live" Album erwerben, worüber ich mich persönlich sehr gefreut habe, denn EZIO ist und bleibt eine Live-Band. Obwohl die Studio Alben sehr gut sind, entfalten die Songs erst Live ihren ganzen Zauber. Ezio und Booga mischten sich nach dem Konzert noch unters Volk, gaben bereitwillig Autogramme und plauderten mit ihren Fans.
Insgesamt war dies eines der Konzerte, in das ich mit sehr hohen Erwartungen gegangen bin und niemals enttäuscht wurde, sondern ganz im Gegenteil immer positiv bestätigt oder überrascht wurde.
Hier noch ein Link:
The EZIO
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