Jos Rinck, 10.03.2001, Tollhaus, Karlsruhe

Neues Programm auf neuen Stühlen

Jos Rinck, Wahlkarlsruher und früher beim Frankfurter Kurorchester, gleich mit doppelter Premiere: Uraufführung des neuen Programms und das im frisch bestuhlten, ausverkauften Tollhaus. Nach diversen Programmen zusammen mit Band nun also wieder Jos Rinck solo auf zweigeteilter Bühne: links 3 Stühle und Notenständer, rechts ein einsamer Notenständer. 

Links also Jos Rinck als Schröder, Querflötist eines Provinzorchesters, rechts Jos Rinck als Jos Rinck. Hauptsächlich spielte sich das Ganze also links ab, denn dies war der Rahmen des Programms: statt eines "Kontrabasses" ein Querflötist, der sich während der Konzerte Gedanken über sich, seine Rolle im Orchester und der Kulturpolitik im allgemeinen macht. Rechts neben Schröder (von Schröder aus gesehen) der imaginäre zweite Querflötist Shushi, der leider kein deutsch kann, sich aber bereitwillig die Gedankengänge von Schröder anhört, links der imaginäre Oboist, mit dem Schröder schon seit Jahren kein Wort mehr wechselt. Und ab und zu wechselte Jos Rinck ab und zu nach rechts, um als er selbst mit seiner eigenwilligen Technik Querflöte spielt.

Im Prinzip klingt das ganz gut, und wer Jos Rinck kennt, weiss, dass er nicht nur Querflöte spielen kann, sondern auch ein begnadeter Kabarettist sein kann, aber trotzdem wollte der Funke nicht so richtig überspringen. Der Grund war sicherlich, dass Jos mit seiner Premiere vielleicht noch etwas warten hätte sollen, denn den größten Teil seines Programms verschanzte er sich hinter seinem Notenständer um das meiste abzulesen. Ok, der Grossteil des Programms war ursprünglich als Hörspiel konzipiert und im Prinzip war das Ganze ja auch kurzweilig: Schröder Gedanken zu Cross-Over Projekten, dem Baden Badener Festspielhaus oder der Musikergewerkschaft. Was aber fehlte, wurde im Zugabenteil deutlich: dort griff Jos Rinck auf Szenen aus älteren Programmen zurück und setzte seine Mimik als Stilmittel ein, die vorher einfach zu kurz kam. Und gleich wurde es doppelt lustig, wo man vorher wirklich nur einem Hörspiel zu folgen hatte.

Fazit: Das Programm ist eigentlich ganz gut, man hätte aber mehr daraus machen können. Aber vielleicht kann Jos Rinck ja bei weiteren Auftritten auf das Ablesen verzichten - ein Gewinn fürs Publikum wär's alle mal. Ach ja, und die neuen Stühle sind echt bequem.

© 03/2001 by Hans-Georg Krumm
URL: http://www.hgkrumm.de/josrinck100301.html 

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