Kaya
Yanar, 11.11.2000, Karlsruhe, Jubez
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Suchst Du ? Brauchst Du?Comedy war im Jubez angesagt und das war sehr gut besucht, denn schließlich "kennt man Kaya Yanar ja aus dem Fernsehen". Ich kannte ihn ehrlich gesagt nicht, was bei der Flut an Comedy Sendungen ja auch nicht weiter verwunderlich ist. Und ohne vorweg zugreifen: ich bin froh, dass ich durch den Auftritt im Jubez endlich auch auf ihn aufmerksam wurde, denn was Kaya dort aufführte, war sehenswert.Vor dem Auftritt stellt er sich kurz vor: türkisch arabischer Abstammung ist er und in Frankfurt/Main aufgewachsen. Und damit war eigentlich das Programm schon vorgegeben: Das Aufwachsen innerhalb verschiedener Kulturen und das Nachtleben in Frankfurt waren die Themen, die einem an diesem Abend immer wieder begegneten. In der ersten Hälfte stand die Kindheit im Vordergrund, und die schien wirklich hart gewesen sein, auch wenn das in der Erzählung natürlich eher zum Lachen als zum Weinen war. Und in den Erzählungen lernt man dann Schritt für Schritt Personen kennen, die einem am diesem Abend immer wieder begegneten: Raschid, der immer fröhlich grinsende Inder, Süremann, der türkische Türsteher, namenlose Araber, deren Schimpftechniken es Kaya sehr angetan haben, und mit dem Messer fuchtelnde Italiener. Verblüffend ist, wie Kaya es schafft, blitzschnell von einer Person in die andere Person zu schlüpfen - so gut und so schnell, dass man sie plastisch richtig vor sich sieht. Auch nett, dass die Personen den Auftritt über einem immer wieder begegnen: Raschid etwa, der mit der gleichen Freundlichkeit, mit der er als Kind den kleinen Kaya vor dem wütenden Vater warnt, später Drogen verkauft, oder Süremann etwa, der zunächst als Türsteher vor einer Disko auftaucht, und der einem ganz am Ende wieder, bei der letzten Zugabe, als Türsteher vor der Himmelspforte begegnet. Alles gnadenlos witzig und schlagfertig erzählt von Kaya Yanar, der nach der Pause dann thematisch sich mehr mit den Aufreisstechniken in Diskos und den Unterschieden zwischen Männern und Frauen beim Tanzen, Essen oder beim Sex beschäftigte. Aber wie auch vor der Pause spielt er mit Klischees, etwa dem, dass Franzosen schon alleine wegen ihre Namen es bei Frauen leichter haben als Türken oder Araber oder das deutsche Männer nicht tanzen können. Unterschiede zwischen den einzelnen
Kulturen standen also auf unterhaltsame Weise im Vordergrund. Mal im Dialekt,
dann wieder auf hochdeutsch schlüpfte Kaya von einer Rolle in die
nächste. Von dem vielen Comedy Schrott, der einem im TV zugemutet
wird, hebt er sich wohltuend ab. Und wenn man demnächst auf der Strasse
mit "suchst du ? brauchst du?" angesprochen wird, wird es einem sicher
schwer fallen. Kayas Rat zu beherzigen und NICHT loszulachen.
© 11/2000 by
Hans-Georg Krumm
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