Manfred Mann's Earth Band 1.10.1999 Bürgerhaus Linkenheim

          Vor Manfred Mann und seiner Earth Band hieß es zunächst  Niki Hellenbroich und sein Moon-Orchestra
          zu ertragen - auf meiner persönlichen Liste der 10 schlechtesten Konzerte, die ich je besucht habe,
          gebührt dieser Auftritt ganz sicher ein Spitzenplatz. Kramt die schlechtesten Genesis Platten von ca.
          Mitte der 70ziger raus, mixt die gepflegte Langeweile neuerer Sting oder Simple-Minds Platten dazu
          und fügt dann noch die albernsten Rituale des 70ziger Jahre Art-Rock hinzu wie zum Beispiel
          12minütige Schlagzeugsoli und alberne Maskeraden der Musiker, und ihr habt eine ungefähre
          Vorstellung, was eine geschlagene Stunde auf der Bühne abging.

          Danach dann endlich Manfred Mann's Earth Band. Das letzte Studioalbum liegt jetzt auch schon wieder
          3 Jahr zurück, aber übermäßige Plattenproduktion war ja noch nie die Sache von Manfred Mann. Im
          Gegensatz zum 96er Album "Soft Venegance" und der dazu gehörigen Tour, bei der neben Noell Mc
          Calla seit langem auch mal wieder DER Sänger der Earth Band, Chris Thompson zu hören war,
          diesmal kein Chris Thompson, wobei ja Mc Calla's Stimme der von Thompson ehr ähnlich ist. Neben
          Mann und Mc Calla mit dabei Mick Rogers, Stammgitarist der Band seit 72, paradoxerweise mit
          Ausnahme der erfolgreichsten Phase der Band (zwischen dem 76er Album Roaring Silence und dem
          83er Live  Album "Live in Budapest"), Clive Bunker am Schlagzeug und Steve Kinch am Bass.

          Los ging's mit einem Instrumentaltitel mit dem typischen Keyboardsound, dem Markenzeichen der
          Band, gefolgt von "Shelter from the Storm" und "Nothing ever happens" vom "Soft Venegance Album".
          Ein in meinem Augen schlecht gewählter Einstieg, offenbarten doch die 2 Titel die Schwächen der
          Earth Band der letzten Jahre: schlechte Coverversion. Coverversionen - besser als das Original - das
          war es doch, was die Earth Band früher auszeichnete. "Blinded by the light", im Original von Bruce
          Springsteen, wurde durch Manfred Mann in Europa zum Hit, als der Name Springsteen noch relativ
          unbekannt war. Oder "Mighty Quinn", von Manfred Mann im Laufe seiner Karriere insgesamt 2 mal
          gecovert - im Original von Bob Dylan. Und diese Liste ist schier endlos: "Spirits in the Night", "For You"
          (Springsteen), "You Angel You", "Father of Day, Father of Night" (Dylan). Und nun? "Shelter from the
          Storm" ist gerade mal erträglich, aber Del Amitris Meisterwerk "Nothing ever happens" so zu
          verhunzen - das hat der Song nicht verdient.

          Danach wurde es aber besser. Ein Querschnitt durch die lange Karriere mit Schwerpunkt der Zeit
          73-83 zeigte, daß die Earth Band noch immer eine der besseren Live Bands ist. Die 5 erfahrenen
          Musiker hatten bei dem Fundus an Stücken natürlich auch leichtes Spiel, schließlich stand ja schon auf
          der Eintrittskarte: Greatest Hits Programm. Bei 2-3 Liedern waren allerdings die Soli von Mick Rogers
          zu  ausrufend. Sie brachen zu sehr die Songstruktur auf und bei "Mighty Quinn" während des Solos das
          Riff von "Smoke on the Water" zu spielen war unnötig. Vielleicht ist bei Mick ja auch nur die
          Spielfreude, die bei jedem der 5 zu spüren war, durchgegangen-

          Fazit: der Auftritt war nicht ganz so gut, wie der Auftritt beim Garage Open Air in Rastatt vor ein paar
          Jahren, aber insgesamt gesehen gemessen an den Combos, die sonst noch nach erfolgter Reunion
          durch die Lande touren überdurchschnittlich gut. Gemessen an ihrem eigenen Maßstab aber sicherlich
          einer der schwächeren Auftritte der Earth Band.