Sigi Zimmerschied, 23.03.2002, Karlsruhe, Tollhaus

Kabarett ? Theater ? Ihobs net...

War das Kabarett? Oder eher Theater? Schwierig zu sagen, wenn man sich Sigi Ziemmerschieds neues Programm "Ihobs" angesehen hat. Ziemmerschied, der sich selbst als "Kabarettaboriginee" aus Passau bezeichnet, macht es einem auch nicht ganz einfach - und das will er auch nicht. Ganz klar wird einem schon nach kurzer Zeit, wo man ihn schon mal nicht einordnen sollte: Comedy ist es auf keinen Fall. Aber auch nicht Kabarett im ursprünglichen Fall. Was macht er also?

Versuchen wir es mal damit, das Programm zu beschreiben: Ziemmerschied spielt einen Kabarettisten, der davon träumt einmal auf einer grossen Bühne richtiges Theater zu spielen, aber immer wieder auf denselben Kleinkunstbühnen landet. Und dort wird es ihm nicht einfach gemacht. Da ist der Kabarettmanager, der eigentlich überflüssig ist, die örtlichen Veranstalter, die dem kabarettisten noch nicht einmal eine Dusche zu Verfügung stellen, die Kulturamtsleiterinen, die Hausmeister, aber auch das Publikum, vor allem wenn es sich hauptsächlich aus Lehrern zusammensetzt. Alle scheinen sich an einer grossen Verschwörung zu beteiligen, mit dem einzigen Ziel, es dem Protagonisten so schwer wie möglich zu machen.

Das größe Hindernis selbst ist aber kein geringerer als Gott selbst, mit dem Ziemmerschied dann auch oft Zwiesprache hält, da auch Gott einziges Ziel darin zu bestehen scheint, dem Protagonisten das Leben so schwer wie möglich zu machen. Daher auch der Titel "Ihobs" des Programms, den man nicht nur bayrisch aussprechen muss, um "Ich hab's" zu bekommen, sondern in dem auch der Name "Hiob" steckt, der ja ähnliche Probleme hatte.

Unglaublich intensiv führt Ziemmerschied durch die Rahmenhandlung: dem Eintreffen auf der Kleinkunstbühne, der Versuch das Programm trotz widriger Umstände umzusetzen und schliesslich der Versuch trotz aller widriger Umstände wieder nach Hause zu kommen. Dazwischen echauffiert sich der Protagonist über die erwähnten Personenkreise, unternimmt eine Zeitreise durch die 60ger, 70ger, 80er, 90ger und die Gegenwart und grantelt derart, dass man sich eigentlich nie so ganz sicher ist, ob dass jetzt Ziemerschied selbst, oder seine Kunstfigur ist, die da spricht.

Kabarett? Theater? Schwer zu sagen - auf alle Fälle aber etwas ziemlich einmaliges in der Kabarettszene, was da abgeht.

© 03/2002 by Hans-Georg Krumm
URL: http://www.hgkrumm.de/ziemerschied.html 

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