Reamonn,
16.11.2000, Mannheim, Capitol
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Toll, aber vollDer Senkrechtstarter nun endlich auf erster großer eigener Tournee. Liveerfahrung haben sie schon genügend gesammelt in den letzten Wochen und Monaten seit sie mit "Supergirl" und den Debüt Album "Tuesday" die Charts stürmten. Als Vorgruppe von HIM, den Guano Apes, bei Festivals oder beim SWR 3 New Pop Festival beispielsweise. Als Auftakt für ihre erste große eigene Tournee wurde das Capitol in Mannheim ausgewählt, einem an sich wunderschönen ehemaligen Kino das nahezu ideale Möglichkeiten bietet für einen Live Auftritt: Ob auf der Empore oder im Parkett - man ist immer nah dran am Geschehen, wenn, ja wenn man nicht den Fehler macht mehr Zuschauer in das Capitol herein zu lassen als es verträgt. Und genau dieser Fehler wurde leider gemacht - die Zuschauer standen überall so eng beisammen, dass man kaum die Hände zum Klatschen heben konnte und mussten am Anfang zu allem Übel auch noch die Support Band "Heyman" über sich ergehen lassen.Zu viel "Creed" gehört - denkt man beim ersten Song noch, beim dritten fragt man sich, ob die Band denn überhaupt schon mal was anderes gehört hat, denn irgendwie klang alles gleich und zwar alles gleich langweilig. Positive Ausnahme: ein einzelner Song in der Mitte, der sich wohltuend vom Einerlei des Rests abhob. Obwohl nicht verlangt gaben die Jungs dann noch zu Zugabe, die zu lange Umbaupause begann und dann endlich kamen Reamonn auf die Bühne. Los ging es mit "Stripped", die Sänger Rea die Gelegenheit gibt, sich passend zum Songtitel aus der Lederjacke zu schälen. Die Stimmung trotz der Enge gut, der Sound leider mit zunehmender Konzertdauer immer schlechter, das Licht hingegen sehr effektvoll und passend zu den Titeln eingesetzt. Schon früh im Konzert wurde "Supergirl" angestimmt, das zum Ende hin noch um einen mit-sing-tauglichen unplugged Teil erweitert wurde. Klar gab es alle Songs des "Tuesday" Albums, aber wie füllt man ein ganzes Konzert, wenn man gerade mal eine CD auf dem Markt hat ? Cover Versionen sind eine gerne verwandte Möglichkeit, Reamonn hingegen gingen selbstbewußt einen eigenen Weg: Songs, die keinen Weg auf das Debüt-Album fanden, B-Seiten von Singles ("New World") oder neue Songs wurden genutzt, wobei keiner dieser Songs wie Füllmaterial klang - ganz im Gegenteil: So wie schon das "Tuesday" Album keinen Ausfall verzeichnet, so klang auch beim Konzert alles aus einem Guß, aber im Vergleich zur Vorgruppe abwechslungsreich. Zum Ende hin gab es dann die zweite Hit Single "Josephine" und "Just a day" zum Ausklang des Konzerts. Manko des Konzerts: der Sound und die Enge, die leider auch dazu führte, dass die Stimmungskurve mit zunehmender Konzertdauer leicht nach unten zeigte. Die Stimmung auf der Bühne aber war schlichtweg gut: Drummer Gomezz bearbeitete die Trommelfelle, das man sich unwillkürlich fragt, wie der Gute das die ganze Tournee über schaffen soll, Keyboarder Sebi benutzt seine diversen Keyboards anscheinend auch als Fitness Geräte, Rea wirbelt andauernd auf der Bühne herum und sucht den Kontakt zu den Fans, Gitarrist Bossert schafft es, den Gitarrensound auch live gut rüber zu bringen, und Basser Phil - nun, den sollte man sich besser selber mal ansehen. Und das gilt für Reamonn insgesamt: eine Super Live Band mit sehr gutem eigenem Songmaterial, was diesen Zeiten, indem man außer Cover Versionen kaum noch was eigenes hört eigentlich schon alles aussagt. Hier noch 2 Links:
© 11/2000 by
Hans-Georg Krumm
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