Town to Town nach
Offenburg
Die aktuelle "Town to Town,
Sun to Sun" Tour, betitelt nach dem gerade erschienen Live Album,
führte die Brandos zum ersten Mal in ihrer Bandgeschichte
nach Offenburg und dort in die schöne, zum Konzertsaal
umfunktionierte Reithalle. Stehtische verhießen schon
nichts Gutes und tatsächlich war die Reithalle, obwohl schon durch
einen Vorhang um 50% reduziert, gegen 20:00 nur so circa zur
Hälfte gefüllt. Ungewöhnlich in meinen Augen auch das
Publikum: es ist lange her, dass ich es erlebt habe, dass die ersten
Meter vor der Bühne frei blieben. Fast alle blieben in "sicherer"
Distanz zur Bühne, als Dave Kincaid und Ernie Mendillo, diesmal
verstärkt um Phil Cimino an den Drums und Eric Ambel an der
Gitarre um 20:00 die Bühne betraten.
Diese etwas abwartende Haltung des Publikums schien die Band auch zu
irritieren, sodaß zunächst der Funke nicht recht
überspringen wollte. Sei es, dass es erst das 2. Konzert der Tour
war, oder die Tatsache, wie Dave Kincaid erwähnte, dass die 2
Neuen recht wenig Zeit hatten, sich das Brandos Repertoire anzueignen,
jedenfalls wirkten die ersten 30 Minuten auf mich leider eher wie eine
öffentliche Probe, statt wie ein Rockkonzert: der Sound war zu
Beginn katastrophal, der Lichttechniker schien scheine Freude daran zu
haben, die beweglichen Spots uninspiriert hin und her zu schwenken,
statt eine Lichtdramaturgie aufzubauen, das Schlagzeug mußte oft
nachjustiert werden und dann ging noch das ein oder andere Equipment
kaputt.
Nach ca. 30 Minuten schien dann Dave Kincaid die Notbremse zu ziehen:
die Setlist, die jeder der 4 vor oder neben sich auf dem
Bühnenboden hatte, wurde ignoriert und früher als geplant
packte Dave die Mandoline aus um mit "The New York Volunteer" die
folkige Seite der Brandos zu präsentieren. Und siehe da: ab da
wurde alles besser. Der Funke sprang endlich auf das Publikum über
und bei "Anna Lee" und dem herausragenden "The Light of Day" stimmte
dann schlagartig wieder alles: Band, Sound und Licht wie aus einem
Guß, Daves markante Stimme und der bekannt gitarrenlastige Sound
der Band: alles war wieder so, wie man es bei den Brandos schätzt
und liebt. Neben den Klassikern wie "Gettysburg" vom ersten Album und
"Gunfire at Midnight" vom zweiten gab es erfreulich viele Songs vom
2006 erschienen, bisher letzten Studio Album (dem ersten nach 8 Jahren
Pause) "Over the Border". Neben dem Titelsong und dem erwähnten
"New York Volunteer" überzeugten live vor allem "She's the one"
und "The Triangle Fire".
Für mich war es seit den 90gern das erste Brandos Konzert und
abgesehen von der ersten halben Stunde war im positiven Sinne alles wie
früher: eine begnadete Live Band irgendwo zwischen Creedence
Clearwater Revival, Irish Folk und trockenem Wüstenrock begeistere
nach und nach das anfangs skeptisch wirkende Publikum so sehr, das erst
nach etlichen Zugaben und 2 1/4 Stunden Schluß war. Kurz vor Ende
durfte, wie üblich, Sympathieträger und Bassist Ernie
Mendillo zu "The Last Tambourine" dann auch ans Mikro und den Elvis
geben. Sehr nett!
Fazit: die Brandos sind live sehr zu empfehlen. Einziger
Wermutstropfen: die häufigen Wechsel der Bandmitglieder, die schon
in den 90gern an der Tagesordnung waren aber seit 2006 offenbar so oft
vorkommen, dass im neusten Live Album nur noch Dave und Ernie als "The
Brandos" tituliert werden. Gerade zu Beginn einer Tour wirkt sich das,
wie im vorliegenden Fall leicht negativ aus. Aber wie sagte Dave in
Offenburg: "Hey, that's Rock 'n' Roll".
Hier noch 2 Links:
Bilder
von diesem Konzert
Die Brandos Fan Page: www.brandos.de
©
02/2008 by
Hans-Georg Krumm
URL:
http://www.hgkrumm.de/2008_02_15_Brandos.html
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