Fury in the Slaughterhouse, 1.4.2008, Mannheim, Rosengarten

Farewell & Goodbye, liebe Furies...

Schlußverkauf bei Fury in the Slaughterhouse? Wenn man den Merchandising Stand ihrer Farewell & Goodbye Tour besucht, definitiv ja: neben den aktuellen Tour T-Shirts  gibt es T-Shirts längst vergangener Tourneen sowie alte Fury LPs (!)  für 5€. Schon vor dem Konzert beschleicht einen da Wehmut: eine der besten deutschen Bands beschließt nach 21 Jahren, dass es Zeit sei aufzuhören und geht auf Abschiedstournee. Für mich bedeutet also dieses Konzert in Mannheim mein voraussichtlich letztes Fury Konzert.

Doch noch ist es noch nicht soweit, denn zuerst betritt als Vorgruppe Gregory Darling die Bühne, der bei mir einen zweischneidigen Eindruck hinterließ: auf der einen Seite recht schöne Songs, wie zum Beispiel "Angel of Mercy", auf der anderen Seite war mir nie klar, ob dies nun ein Live- ,ein Halbplayback- oder gar Vollplayback
Auftritt war, waren doch neben dem Sänger, Pianist und Namensgeber Gregory Darling, dem Schlagzeuger, dem Bassisten und Gitarristen zusätzlich Background Sängerinnen zu hören, aber nirgends zu sehen, Keyboardklangteppiche unterlegten die live(?) gespielten Songs und hier und da wurde auch Percussion dazugemixt. Schade eigentlich, da man sich die Band mit ihren leicht jazzig/soulig angehauchten Popsongs auch gut in einer Bar ohne den ganzen Schnickschnack vorstellen kann -will sagen: sie haben das eigentlich nicht nötig.
Als "Zwischenvorgruppe" versuchte anschließend dann noch Schulz allein mit Gitarre, Gesang und zwanghaft lustigen Ansagen bewaffnet, die Wartezeit zu überbrücken - war nicht so ganz mein Ding.

Um 21 Uhr war es dann soweit: Mit "Cut myself into Pieces" vom 1991er "Hooka Hey" Album kamen Fury auf die Bühne. Der erste Song gab auch die Richtung vor: es wurden sehr viele alte Songs aus der Anfangszeit von Fury in the Slaughterhouse gespielt: "Time to Wonder" und "Then she said" vom selbstbetittelten Debutalbum von 1988  beispielsweise, oder "Trapped today, trapped tomorrow" ebenfalls vom "Hooka Hey" Album. Dazu, wie gewohnt bei Fury, eine exzellente Lightshow, die die gesamte Band, vor allem aber Sänger Kai Wingenfelder in Szene setzte. Unglaublich, was diese Band an guten Songs in den 21 Jahren geschaffen hat: wunderbare Balladen, wie beispielsweise "Radio Orchid", von der Band  ironisch als Eintrittskarte für spätere Konzerte in Altersheimen bezeichnet, oder Songs wie "Dancing in the sunshine of the dark", die wunderbar Rock-, Elektro- und Dance Elemente verbinden. Auch auf ihrer Abschiedstournee suchen Fury den Kontakt zum Publikum: mal läuft Sänger Kai Wingenfelder mit Sendermikro ausgestattet von der Bühne bis zum Mischpult und zurück, mal verläßt die gesamte Band die Bühne um mitten im Publikum auf 2 Quadratmetern unplugged zu spielen (und schaffen es dabei auch noch, das gesamte Publikum zum Hinsetzen zu animieren). Wehmut will dabei nicht aufkommen. Zwar wird hier und da mit dem Alter kokettiert, aber wie immer merkt man, dass die 6 mit Spaß bei der Sache dabei sind.

Viel zu schnell geht der reguläre Teil des Konzerts vorbei, "Kick it out" läutet den Zugabenteil ein und zunächst denkt man,  "Won't forget these days", ein Song, der thematisch natürlich prima passt, wäre die letzte Zugabe. Aber klar: die Fans singen den Refrain solange, bis die Band wieder auf die Bühne kommt. "Down There" vom "The Hearing and the sense of balance" Album beendet dann das Konzert und die Furies lassen sich was Nettes einfallen: da Feuerzeuge, die früher in jedem Konzert zu jedem Song, der halbwegs als Ballade durchging, geschwenkt wurden, in Zeiten des absoluten Rauchverbots out sind, wurde das Publikum aufgefordert, die beleuchteten Handy-Displaly hochzuhalten - sah äußerst nett aus.

Das war es also - meine letztes Fury Konzert. Wie innovativ die Band auch nach 21 Jahren ist, merkt man auch daran, dass man nach dem Konzert einen Mitschnitt desselben auf USB-Stick erwerben konnte. Zu respektieren ist es natürlich, dass die 6 nach 21 Jahren beschließen,  die Band aufzulösen und Freunde zu bleiben. Welche Lücke sie aber hinterlassen werden, machte dieses Konzert mehr als deutlich: eine Band die 20 Jahre lang konstant gute Alben abliefert und live immer überdurchschnittlich gute Shows ablieferte läßt manch andere jüngere Indie-band verdammt alt aussehen.

Ein -wohl nicht ernst gemeintes- Hintertürchen ließen sie aber offen: falls es 500 Fury Karaoke Shows in Folge geben sollte, würden sie noch mal auf Tour gehen.

Christian, Christof, Gero, Kai, Rainer, Torsten - macht es gut!

Ticket

© 04/2008 by Hans-Georg Krumm
URL: http://www.hgkrumm.de/2008_04_01_Fury.html 

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