Farewell & Goodbye,
liebe Furies...
Schlußverkauf bei Fury
in the Slaughterhouse? Wenn man den Merchandising Stand ihrer Farewell
& Goodbye Tour besucht, definitiv ja: neben den aktuellen Tour
T-Shirts gibt es T-Shirts längst vergangener Tourneen sowie
alte Fury LPs (!) für 5€. Schon vor dem Konzert beschleicht
einen da Wehmut: eine der besten deutschen Bands beschließt nach
21 Jahren, dass es Zeit sei aufzuhören und geht auf
Abschiedstournee. Für mich bedeutet also dieses Konzert in
Mannheim mein voraussichtlich letztes Fury Konzert.
Doch noch ist es noch nicht soweit, denn zuerst betritt als Vorgruppe
Gregory Darling die Bühne, der bei mir einen zweischneidigen
Eindruck hinterließ: auf der einen Seite recht schöne Songs,
wie zum Beispiel "Angel of Mercy", auf der anderen Seite war mir nie
klar, ob dies nun ein Live- ,ein Halbplayback- oder gar Vollplayback Auftritt war, waren doch neben dem
Sänger, Pianist und Namensgeber Gregory Darling, dem Schlagzeuger, dem
Bassisten und Gitarristen zusätzlich Background Sängerinnen
zu hören, aber nirgends zu sehen, Keyboardklangteppiche
unterlegten die live(?) gespielten Songs und hier und da wurde auch
Percussion dazugemixt. Schade eigentlich, da man sich die Band mit
ihren leicht jazzig/soulig angehauchten Popsongs auch gut in einer Bar
ohne den ganzen Schnickschnack vorstellen kann -will sagen: sie haben
das eigentlich nicht nötig.
Als "Zwischenvorgruppe" versuchte anschließend dann noch Schulz
allein mit Gitarre, Gesang und zwanghaft lustigen Ansagen bewaffnet,
die Wartezeit zu überbrücken - war nicht so ganz mein Ding.
Um 21 Uhr war es dann soweit: Mit "Cut myself into Pieces" vom 1991er
"Hooka Hey" Album kamen Fury auf die Bühne. Der erste Song gab
auch die Richtung vor: es wurden sehr viele alte Songs aus der
Anfangszeit von Fury in the Slaughterhouse gespielt: "Time to Wonder"
und "Then she said" vom selbstbetittelten Debutalbum von 1988
beispielsweise, oder "Trapped today, trapped tomorrow" ebenfalls vom
"Hooka Hey" Album. Dazu, wie gewohnt bei Fury, eine exzellente
Lightshow, die die gesamte Band, vor allem aber Sänger Kai
Wingenfelder in Szene setzte. Unglaublich, was diese Band an guten
Songs in den 21 Jahren geschaffen hat: wunderbare Balladen, wie
beispielsweise "Radio Orchid", von der Band ironisch als
Eintrittskarte für spätere Konzerte in Altersheimen
bezeichnet, oder Songs wie "Dancing in the sunshine of the dark", die
wunderbar Rock-, Elektro- und Dance Elemente verbinden. Auch auf ihrer
Abschiedstournee suchen Fury den Kontakt zum Publikum: mal läuft
Sänger Kai Wingenfelder mit Sendermikro ausgestattet von der
Bühne bis zum Mischpult und zurück, mal verläßt
die gesamte Band die Bühne um mitten im Publikum auf 2
Quadratmetern unplugged zu spielen (und schaffen es dabei auch noch,
das gesamte Publikum zum Hinsetzen zu animieren). Wehmut will dabei
nicht aufkommen. Zwar wird hier und da mit dem Alter kokettiert, aber
wie immer merkt man, dass die 6 mit Spaß bei der Sache dabei sind.
Viel zu schnell geht der reguläre Teil des Konzerts vorbei, "Kick
it out" läutet den Zugabenteil ein und zunächst denkt
man, "Won't forget these days", ein Song, der thematisch
natürlich prima passt, wäre die letzte Zugabe. Aber klar: die
Fans singen den Refrain solange, bis die Band wieder auf die Bühne
kommt. "Down There" vom "The Hearing and the sense of balance" Album
beendet dann das Konzert und die Furies lassen sich was Nettes
einfallen: da Feuerzeuge, die früher in jedem Konzert zu jedem
Song, der halbwegs als Ballade durchging, geschwenkt wurden, in Zeiten
des absoluten Rauchverbots out sind, wurde das Publikum aufgefordert,
die beleuchteten Handy-Displaly hochzuhalten - sah äußerst
nett aus.
Das war es also - meine letztes Fury Konzert. Wie innovativ die Band
auch nach 21 Jahren ist, merkt man auch daran, dass man nach dem
Konzert einen Mitschnitt desselben auf USB-Stick erwerben konnte. Zu
respektieren ist es natürlich, dass die 6 nach 21 Jahren
beschließen, die Band aufzulösen und Freunde zu
bleiben. Welche Lücke sie aber hinterlassen werden, machte dieses
Konzert mehr als deutlich: eine Band die 20 Jahre lang konstant gute
Alben abliefert und live immer überdurchschnittlich gute Shows
ablieferte läßt manch andere jüngere Indie-band
verdammt alt aussehen.
Ein -wohl nicht ernst gemeintes- Hintertürchen ließen sie
aber offen: falls es 500 Fury Karaoke Shows in Folge geben sollte,
würden sie noch mal auf Tour gehen.
Christian, Christof,
Gero, Kai, Rainer, Torsten - macht es gut!
©
04/2008 by
Hans-Georg Krumm
URL:
http://www.hgkrumm.de/2008_04_01_Fury.html
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