Willy Astor, 14.12.2008, Karlsruhe, Tollhaus

Der Meister der Reime

"Reimgold", so heißt das Programm von Willy Astor, der das Kunststück fertig brachte, an 3 Abenden hintereinander im Karlsruher Tollhaus vor ausverkauftem Haus spielen zu dürfen. "Reimgold" trifft das, was Willy Astor als Kabarettist so macht, ziemlich genau. Er reimt, was das Zeug hält und was heraus kommt glänzt meistens ziemlich golden. Vieles klappt auch deswegen so gut, weil Willy Astor als Münchner natürlich auch noch auf den bayrischen Dialekt zurückgreifen kann, um so erstaunlicher, dass der Gute auch auf hessisch rappen kann.

Zweites Standbein seines Programm ist die Musik. Bekannte Hits wären ihm allesamt gestohlen und durch andere Interpreten bekannt geworden, so Willy Astor augenzwinkerend, nun habe er endlich die Gelegenheit, die Originale zu spielen. Und so erfährt man, dass es in einem der größten Hits von Bob Dylan eigentlich um Onkel Erwin geht, der nachts, statt Oropax, italienische Kartoffelteigwaren verwendet. Und dieser Hit heißt? Richtig: "Gnochi in Erwins Ohr".

Und wenn mal nicht gereimt und musiziert wird, unterhält sich Willy Astor gerne auch mit ausgewählten Personen im Publikum. Aber Vorsicht: es besteht dann die Gefahr, das man zum Running Gag des Programms wird, wie etwa die Frau in der ersten Reihe mit ihrem Ringelpullover, der fortan immer mal wieder im Programm auftauchte.

Eigentlich macht Willy Astor kein richtiges Kabarett: es fehlt völlig die politische Komponente, auch wenn er an diesem Abend sein erstes richtiges politisches Lied zur Finanzkrise singt, in dem man sich beispielsweise "vor dem Bruttosozialpro duckt". Auch als Chansonnier und Liedermacher versucht er sich: tragisch das Lied über das Ableben seines elektrischen Rasierapparats: "Mein Freund, der Braun, ist tot".

Und so jagt ein Reim den nächsten bis am Ende dann wirklich mal etwas ganz anderes kommt: Willy Astor spielt auf der Gitarre ein Instrumental namens "Nautilus", bevor er aus dem Tollhaus hetzt ("bitte zählt noch bis 60 wenn ich die Bühne verlassen habe, damit ich als erster aus dem Tor raus komme"), um seinen Nachtzug nach Berlin zu erwischen.

Wer Kurzweil sucht und sich über 2 Stunden prächtig amüsieren will, ist bei Willy Astor genau richtig. Man kommt kaum aus dem Lachen heraus, das so ansteckend ist, dass auch Willy Astor manchmal vor unterdrückten Lachkrämpfen kaum weitermachen kann.

Ticket Willy Astor

© 12/2008 by Hans-Georg Krumm
URL: http://www.hgkrumm.de/208_12_14_Willy_Astor.html 

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