Der Meister der Reime
"Reimgold", so heißt
das Programm von Willy Astor, der das Kunststück fertig brachte,
an 3 Abenden hintereinander im Karlsruher Tollhaus vor ausverkauftem
Haus spielen zu dürfen. "Reimgold" trifft das, was Willy Astor als
Kabarettist so macht, ziemlich genau. Er reimt, was das Zeug hält
und was heraus kommt glänzt meistens ziemlich golden. Vieles
klappt auch deswegen so gut, weil Willy Astor als Münchner
natürlich auch noch auf den bayrischen Dialekt zurückgreifen
kann, um so erstaunlicher, dass der Gute auch auf hessisch rappen kann.
Zweites Standbein seines Programm ist die Musik. Bekannte Hits
wären ihm allesamt gestohlen und durch andere Interpreten bekannt
geworden, so Willy Astor augenzwinkerend, nun habe er endlich die
Gelegenheit, die Originale zu spielen. Und so erfährt man, dass es
in einem der größten Hits von Bob Dylan eigentlich um Onkel
Erwin geht, der nachts, statt Oropax, italienische Kartoffelteigwaren
verwendet. Und dieser Hit heißt? Richtig: "Gnochi in Erwins Ohr".
Und wenn mal nicht gereimt und musiziert wird, unterhält sich
Willy Astor gerne auch mit ausgewählten Personen im Publikum. Aber
Vorsicht: es besteht dann die Gefahr, das man zum Running Gag des
Programms wird, wie etwa die Frau in der ersten Reihe mit ihrem
Ringelpullover, der fortan immer mal wieder im Programm auftauchte.
Eigentlich macht Willy Astor kein richtiges Kabarett: es fehlt
völlig die politische Komponente, auch wenn er an diesem Abend
sein erstes richtiges politisches Lied zur Finanzkrise singt, in dem
man sich beispielsweise "vor dem Bruttosozialpro duckt". Auch als
Chansonnier und Liedermacher versucht er sich: tragisch das Lied
über das Ableben seines elektrischen Rasierapparats: "Mein Freund,
der Braun, ist tot".
Und so jagt ein Reim
den nächsten bis am Ende dann wirklich mal etwas
ganz anderes kommt: Willy Astor spielt auf der Gitarre ein Instrumental
namens
"Nautilus", bevor er aus dem Tollhaus hetzt ("bitte zählt noch bis
60 wenn ich die Bühne verlassen habe, damit ich als erster aus dem
Tor raus komme"), um seinen Nachtzug nach
Berlin zu erwischen.
Wer Kurzweil sucht und sich über 2 Stunden prächtig
amüsieren will, ist bei Willy Astor genau richtig. Man kommt kaum
aus dem Lachen heraus, das so ansteckend ist, dass auch Willy Astor
manchmal vor unterdrückten Lachkrämpfen kaum weitermachen
kann.
©
12/2008 by
Hans-Georg Krumm
URL:
http://www.hgkrumm.de/208_12_14_Willy_Astor.html
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