BAP machen weiter mit Musik
Auf den Tag genau 6 Monate nach dem ursprünglichen
Konzerttermin, der wegen Niedeckens Schlaganfall ausfallen musste, war
es soweit: um 21 Uhr ertönten die Glocken des Kölner Dom in
der Karlsruher Europahalle und nach und nach begaben sich die 5 von BAP
an Ihre Instrumente. Zunächst Drummer Jürgen Zöller,
diesmal mit Heimvorteil, und als letzter natürlich Wolfgang
Niedecken, der so frenetisch gefeiert wurde, dass man vom ersten Song
des Abends, "Halv su wild", zunächst wenig hören konnte.
Glücklicherweise war aber ab dem 2. Song ("Et Leeve ess en
Autobahn") ein fast perfekter Sound zu vernehmen und daran änderte
sich an den folgenden knapp 3 Stunden nichts.
Ich glaube jeder war gespannt, wie sich BAP 2012 nach der schweren
Erkrankung und der schnellen Genesung des Frontmanns präsentieren
würde. So viel sei gleich einmal verraten: BAP 2012 sind in
Topform. Erfreulich viel wurde vom aktuellen Studioalbum gespielt und
wer ein "Greatest Hits" Programm mit Schwerpunkt 80ger Jahre erwartet
hatte, wurde schnell eines besseren belehrt, denn es wurden
zunächst überwiegend Songs der letzten 10-12 Jahre gespielt
mit Schwerpunkt auf den rockigen Songs. Niedecken ging nur kurz hier
und da auf seinen Schlaganfall ein, öfter hörte man vom ihm
den Satz "Wir machen weiter mit Musik", und dies fasst das Konzert
wunderschön zusammen.
Musikalisch änderte sich etwas, als Dauergast Anne de Wolff
hinzukam um zunächst bei "Verjess Babylon", einer akustischen
Nummer, mit Geige und Gesang neue Akzente zu setzen. Der guten Anne war
es dann später auch zu verdanken, dass ich endlich mal seit
gefühlten 25 Jahren wieder in den Genuss kam, "Jupp" mit Cello
Begleitung zu hören. Schön war, dass die Stimmung im Publikum
auch bei den ruhigeren Nummern nicht nachließ, und dies, obwohl
man zeitgleich im Foyer der Europahallen sich über den aktuellen
Stand des Champion League Finales informieren konnte. Aber wer will
sich schon die Bayern Niederlage im Foyer ansehen, wenn es doch auf der
Bühne ein neues Gesangsduett zu bestaunen gibt: Jürgen
Zöller und Wolfgang Niedecken mit der Hans Süper Nummer "Mir
zwei, mir künnte Fraue han".
Beides, die gute Stimmung im Publikum und die gute Stimmung bei der
Band sorgten für ein perfektes Konzert. "Kristallnaach" wurde in
einer Fassung geboten, bei der mir der Unterkiefer runterklappte, "Paar
Daach fröher" gab es ebenfalls rund erneuert in einer grandiosen
Fassung, und Gitarrist Helmut Krumminga und Keyboarder Michael Naas
lieferten sich wunderschöne "Duelle". Noch vor der Zugabe lud
Niedecken zum "Hochamt" ein und das Keyboard Intro von "Verdamp lang
her" ertönte. Auch hier wurde an der Fassung geschraubt (Werner
Kopal verzierte das Intro mit wunderschönen Bassfiguren) und
ließ dennoch (oder gerade deswegen) die Europahalle erbeben.
Aber irgendwann ist auch das schönste Konzert zu Ende und erst
hinterher fiel mir auf, dass ich zum ersten Mal ein BAP Konzert erlebt
hatte, bei dem keine (!) der 3 Megaballaden gespielt wurde: weder "Do
kanns zaubre", noch "Helfe kann der keiner" noch "Jraaduss".
Fazit: BAP machen zur Zeit in meinen Augen alles richtig und scheinen
"nur" das zu spielen, was Ihnen Spaß macht und zwar so, wie sie
es für richtig halten. "Wir machen weiter mit Musik" - das
Feedback vom Karlsruher Publikum zeigt, dass sie damit nicht falsch
liegen.