Das Fest? Ein Fest(ival) mit "Das Fest" Momenten
Maximo Park bei "Das Fest"? Ein Grund für Freitag ein Ticket zu erstehen und sich auf in die Günther-Klotz-Anlage zu machen. Kurzer Rundgang über das Gelände: der Familien / Kulturbereich durch Auslagern der Sportparks etwas größer (dazu später mehr), im Musikbereich leider alles beim alten: trotz Limitierung der Besucherzahlen durch Einführung der Tickets hat man aus den vergangenen Jahren wenig dazu gelernt und verhindert durch ein unnötiges Nadelöhr zwischen "Mount Klotz" und Mischpult den nötigen Austausch zwischen übervoller rechter Hälfte und etwas relaxterem linken Teil (bei Blickrichtung auf die Bühne). Positiv aber die um 90 Grad gedrehte zusätzliche Videowall im ganz rechten Bereich, die dann doch etwas für Entspannung sorgt.
Das Ende des Donuts Konzerts, die kurzfristig für Jupiter Jones
eingesprungen waren, und die extrem sympathisch rüberkamen und den
Beginn des Maximo Parks Konzerts erlebte ich direkt vor einem
Wellenbrecher links von der Bühne - normalerweise ein guter Platz,
um ein Konzert zu genießen. Nicht so Freitag Abend: zum einen war
an dieser Stelle der Sound katastrophal, sodass man den Opener "Girls
who play guitars" nur erahnen konnte, zum anderen kamen sie wieder:
angetrunkene Cliquen 18-25 jähriger, die sich ohne Rücksicht
auf Verluste nach vorne tankten um dann nicht etwas das Konzert
anzusehen / anzuhören sondern permanent zu quaseln und dabei
Schwierigkeiten hatten, die Musik zu übertönen es aber
zumindest im nahen Umfeld leider doch schafften.
Nun ja, so blieb mir nichts anderes übrig, als den Rückzug
nach weiter hinten links anzutreten und wurde durch besseren Sound und
entspannte Atmosphäre belohnt. Maximo Park boten einen guten
Durchschnitt durch ihre 4 Alben, trotzdem wollte am Anfang der Funke
nicht so recht überspringen. Sänger Paul Smith war zwar
extrem engagiert und auch Keyboarder Lukas Wooler hielt es kaum hinter
seinem Keyboard. Bassist Archis Tiku und Gitarrist Duncan Lloyd
hingegen standen etwas verloren auf der großen Bühne herum
und wirkten so, als ob sie gedanklich noch im Proberaum / Studio
weilten.
Besser wurde es nach circa 30 Minuten, als sie "Books from Boxes", ihr
sicherlich bekanntestes Lied spielten. Danach war die Stimmung im
Publikum deutlich besser und auch Maximo Park wirkten etwas
entspannter. Obwohl, das Attribut "entspannt" trifft auf Sänger
"Paul Smith" auf der Bühne eigentlich nie zu - denn er wirbelt
immer über die Bühne, als gäbe es kein Morgen - auf
Dauer wirkt das leider etwas uninspiriert. Und hier setzt mein
Kritikpunkt an: während Maximo Park auf ihrem sehr guten neuen
Album "The National Health" sich auch mal trauen eine (fast) akustische
Ballade wie "Unfamiliar Places" zu spielen, legte auf der
Bühne Duncan Lloyd seine elektrische Gretsch Gitarre niemals aus
der Hand. Nicht dass ein Lied wie das andere klang, aber bei der
Setlist dominierte deutlich der typische Retro Post-Punk /
Post-New-Wave Sound, für den Maximo Park nun mal bekannt sind. Und
so kam es, wie es kommen musste: als Maximo Park ohne Zugabe von der
Bühne gingen waren kaum "Proteste" zu vernehmen.
Unzufrieden mit der Festatmosphäre am Freitag ließ ich
den Samstag aus um am Sonntag nach langer Zeit mal wieder das
Klassik-Frühstück zu genießen. Und plötzlich war
es dann doch wieder da: das lange vermisste Fest-Feeling. Während
im Musikbereich sich an den Abenden inzwischen durch natürliche
Selektion (survival of the fittest) eine sehr homogene Besuchergruppe
(Altersklasse 15-30) herauskristallisiert hat, hat man beim
Klassikfrühstück noch den altbekannten Mix aus Kindern,
Jugendlichen, Erwachsenen, Großeltern, Punk, Klassik-Fan etc. Das
"Das Fest" Orchester unter Leitung von Johann J. Beichel bot auch mir
bekannte Klassikperlen von Vivaldi bis Strauss (Sohn und Vater) und
neben der hervorragend dargeboten Musik waren die Ansagen von Beichel
mein persönliches Highlight: verschmitzt erzählte er
Anekdoten zu den Komponisten oder Stücken und schafft es dabei den
Bogen von Strauss über Mick Jagger zu sich selbst zu schlagen.
Sehr schön. Stimmungsmäßiger Höhepunkt war
sicherlich der "Radetzki Marsch" bei dem Beichel nicht nur das
Orchester dirigierte, sondern auch die Klatsch Einsätze des
Publikum.
Nach dem Klassikfrühstück dann das nächste Highlight:
das Ensemble des Badischen Staatstheaters bot Auszüge aus ihrem
viel gelobten Stück "Dylan - the times there are a-changing", eine
Art Musical über das Leben von Bob Dylan. Höhepunkt hier war
sicherlich "All along the watchtower, das in der Dylan Version begann
um sich dann in die Hendrix Version zu verwandeln. Sehr zu empfehlen!
So mit dem Fest wieder etwas versöhnt ging es in den
Familienbereich, der zwar, wie schon erwähnt, durch den Abzug des
Sport-Parks etwas mehr Platz hatte, aber Sonntag Nachmittag bei besten
Wetter schnell viel zu voll war. Die Idee, die Kulturbühne in den
Familienbereich zu platzieren fand ich erst gut, allerdings ging das
Konzept dann doch nicht auf: "Die große Phil & Sharkey Show",
die abends im Kabarett das erwachsene Publikum sicherlich begeistert
hätte, ist nun mal bei einem Publikum, dass sich zu 50% aus
Kindern zusammensetzt, einfach deplatziert. Die Kinder Verstehen die
Witze nicht und der Künstler war sichtlich ob des Publikum
irritiert.
Als es im Familienbereich zu voll wurde, ging es dann zurück in
den Musikbereich um entspannt etwas der in der Region bekannten
Coverband "Phil" zu lauschen. Sehr familientauglich und beim
Sänger denkt man wirklich der leibhaftige Phil Collins stünde
auf der Bühne.
Zum Abschluss dann noch ein Abstecher in den Sportbereich, der so
weit weg vom eigentlichen Festgelände liegt, dass sich im
Vergleich zum Vorjahr nur wenige Besucher hin verirrten. Etwas
inkonsequent ist es auch, Beachvolleyball weiterhin im Familienbereich
zu lassen, den Rest aber auszulagern.
Fazit: Nostalgiker wie ich fühlen sich am ehesten beim Vor-Fest
und beim Klassikfrühstück wohl. Abends unterscheidet sich
"Das Fest" kaum noch von einem "normalen" Festival wie "Rock am Ring".
Schade, aber nicht mehr zu ändern, und die Mehrheit der Besucher
findet das ja auch gut so. Trotzdem werde ich nächstes Jahr wieder
hingehen.