Wüstenrock? Also ich weiß nicht...
Manchmal geht man zu einem Konzert einer Band, von der man
keinen Song kennt und ist begeistert, und manchmal ist man
enttäuscht. Ich war gespannt, zu welcher Kategorie ich Calexico
zählen werde, die ich bisher nur von positiven Kritiken des
"Rolling Stone" kannte und die nun zum bereits 5. Mal beim
Zeltival des Tollhaus spielten. Man geht natürlich mit
bestimmten Erwartungen in das Konzert und ich erwartete Musik,
die dem von Kritikern so oft bemühten Begriff wie "Wüstenrock"
weitgehend entspricht.
Zunächst jedoch gab es für eine halbe Stunde als Support
"Deredro", dessen Sänger und Gitarrist später auch bei Calexico
auf der Bühne stehen sollte. Nach 3-4 Stücken mexikanischer
Folklore, hier und da mit elektronischem Schnick-Schnack
versehen, zog es mich raus aus der Halle in den wunderschönen
Außenbereich des Zeltivals - es hätte mir eine Warnung sein
sollen...
Um 21.30 kamen dann endlich Calexico auf die Bühne und man
merkte gleich: Calexico sind in Karlsruhe beliebt, denn sie
Stimmung war von Anfang an großartig, allerdings merkte ich nach
ca. einer halben Stunde, dass ich keinen Zugang zu der Musik von
Calexico finden werde. Woran lag's? Nun, zum einen daran,
dass 2/3 der Songs eben kein "Wüstenrock" waren, sondern
wie bei Depredo mexikanische Folklore. Die restlichen 1/3 waren
dann gar nicht mal schlecht, allerdings hatte ich permanent das
Gefühle 2 komplett unterschiedliche Bands auf der Bühne zu
sehen, die sich Sänger und Gitarrist Joey Burns teilen. Eine
Schnittmenge der beiden Musikstile war für mich nicht erkennbar,
und da mexikanische Folklore nun mal nicht mein Ding ist, kam
bei mir schnell Langeweile auf. Hier und da schafften es Songs
wie "All Signals Red" mich vom Gehen abzuhalten, aber nach der
ersten Zugabe verließ ich dann doch das Konzert vorzeitig.
Anzuerkennen ist, dass ich die Ausnahme war - der Rest des
Publikums war restlos begeistert und feierte Calexico. Also,
liebe Calexico Fans: nehmt es mir nicht übel, dass ich "eure"
Band langweilig finde - ich habe mich wirklich bemüht, habe für
mich und meine Begleitung 2 x 33,20€ bezahlt, das Konzert wir
fast ganz angehört und gemerkt, dass ich einfach keinen Zugang
zu dieser Musik finde. Allerdings sollte man das Etikett
"Wüstenrock" vielleicht mal einmotten, denn das ist fast so
etwas wie Etikettenschwindel.