Mutlos aber erfolgreich - oder doch nicht?
Das Fest 2013: was ist neu? Was ist gleich? Was ist besser? Was ist schlechter? Fangen wir dem dem Positiven an: der Familienbereich hat sich verbessert, da vergrößert, nachdem konsequenterweise nun auch die Beach-Volleyballer zur Europahalle umgesiedelt wurden. An prominenter Stelle direkt vor der Europahalle ist somit dafür gesorgt, dass viele Zuschauer die Sportler / Sportlerinnen anfeuern. Die anderen Sportarten fristeten aber leider zwischen Europahalle und Europabad wie im Vorjahr ein Mauerblümchendasein. Die Kulturbühne im Familienbereich ist deutlich größer - genauso die ehemalige Zeltbühne, die nun unter dem Name Feldbühne läuft.
Stillstand aber in Sachen Musikauswahl der Hauptbühne: hier
geht man mit den Sportfreunden Stiller (3. Auftritt beim Fest),
Seeed (3. Auftritt beim Fest), Kettcar und Gentleman (beide zum
2. Mal dabei) auf Nummer sicher und bucht bewährte
Festivalbands, die wirklich allen gefallen. Vorbei die Zeiten,
als man wie 2007 auch mal Hard Rock / Heavy Metal zuließ, oder
mal der ein oder anderen Band aus dem Gothic Bereich wie 2005
die Bühne überließ.
Alles schon mal dagewesen, daher war meine Devise dieses Jahr
gezielt nur das Klassikfrühstück zu besuchen. Denn dieses hatte
ich nach längerer Abstinenz im Vorjahr wieder entdeckt und
genossen. Auf also in die Klotze, um die Badische Staatskapelle
unter der Leitung von Justin Brown unter dem Motto "Rule
Britannia" zu erleben. Doch halt! Was ist das? Schon wieder eine
Neuerung - aber eine schlechte. Zwar waren auch im Vorjahr im
"Font of stage" Bereich Bänke für die VIPs reserviert - dieses
Jahr lautete die Regel aber: Front of stage wird für den "Pöbel"
erst dann geöffnet, wenn die VIPs da sind. Allein, sie kamen nur
spärlich, und dann zu spät und zum Glück hatte das Security
Personal, das genau wie die Klassikinteressierten unter dieser
schwachsinnigen Regel litt, ein Einsehen und öffnete pünktlich
zum Beginn den fast völlig verwaisten VIP Bereich. Und wenn man
dann sieht, wie mancher VIP, wie der hochgelobte Leiter eines
Karlsruher Theaters frühzeitig vor dem Ende der Veranstaltung
geht, nachdem er zu Konzertbeginn noch persönlich am
Eingangsbereich abgeholt wurde und zu seinem VIP Plätzchen
geleitet wurde, kann man nur den Kopf schütteln.
Egal, "Rule Britannia" war nett, auch wenn mir das Programm im
Vorjahr besser gefallen hat. Justin Brown hatte sichtlich Spaß
daran, die Erwartungshaltung des Publikums an "Rule Britannia"
zu unterlaufen, indem er mit Wagner begann, mit Händel
weitermachte um aber schließlich doch bei Benjamin Britten und
Eward Elgar zu landen. Interessant der "Crown Imperial March"
von Willam Walton, der wohl so manchem amerikanischen
Filmkomponisten als Blaupause zu Soundtracks von Star Wars bis
Superman diente.
Ach ja, noch etwas Neues gab es bei "Das Fest 2013" - zum ersten Mal waren 2 Fest-Tage im Vorraus ausverkauft, was dazu führte, dass die begehrten Tickets für den Seeed Abend bei Ebay zum 7-fachen des Normalpreises versteigert wurden und manch ein Ticket vor Ort zum 2-6 fachen Preis verkauft wurden. Sehr bedauerlich, aber kaum zu ändern. Meine Prognose: in spätestens 5 Jahren werden wie bei Rock am Ring alle Tickets lange vor "Das Fest" verkauft sein und von kommerziellen Schwarzhändlern dann zum mehrfachen Preis verkauft werden. Um mit der Getränke Problematik fertig zu werden (Besucher bringen ihre Getränke mit, satt sie Vorort zu kaufen), wurde der Zaun erreichtet - welches Konzept haben die Festmacher, zu verhindern, dass Trittbrettfahrer mit "Das Fest" den großen Reibach machen? Und wenn man dann noch liest, dass die Festmacher trotz optimalen Wetter und ausverkauftem Fest "nur" mit einer schwarzen Null rechnen und somit keine Rücklagen für schlechte Zeiten bilden können, wird einem Angst und Bange.