Riss im Raum-Zeitkontinuum?
Seltsame Dinge passieren im Substage! Da ist zunächst einmal
die für das Substage höchst ungewöhnliche Tatsache, dass der
Konzertbeginn für 18:30 (!) angesetzt wurde, was sich aber
dadurch erklärt, dass sich die Blues Pills auf ihrer "Rock
Revelation Tour 2015" gleich 3 Support Acts leisten, nämlich die
"Three Seasons", "Jex Thoth" und die "Truckfighters".
Das war sogar mir als Verfechter früher-unter-der -Woche
Konzerttermine zu früh, sodass ich erst gegen 19:30 zu "Jex
Thoth" im Substage auflief und zum ersten Mal an diesem Abend
mich fragte, ob wir wirklich das Jahr 2015 schreiben. "Jex
Thoth", angekündigt als "Doom Metal / Psychedelic Rock" Band
spielten Musik, wie man sie zuletzt in den frühen 70er Jahren
des letzten Jahrhunderts gehört hat: Zeitlupen-Blues versetzt
mit psychodelischen Elementen der frühen Pink Floyd aus ihrer
Ummagumma Phase so circa 1969 - nix Metal. Leider sah man die
Band kaum, außer wenn Sängerin Jessica Toth wieder ganz 70er
Jahre mäßig Räucherkerzen salbungsvoll über die Bühne trug.
Hoher Unterhaltungswert, der sich steigerte als in der kuzen
Umbauphase das Licht anging und man sein Mitpublikum bestaunen
konnte. Wenn 4 Bands, deren Mitglieder alle noch unter weit
unter 30 sind, im Substage spielen, bin ich normalerweise
schnell mit der Tatsache konfrontiert, dass ich den
Altersdurchschnitt deutlich anhebe. Nicht so an diesem Dienstag
im Substage: vom Jungstudenten bis zum "ich war bei Woodstock
dabei" Blues Veteran war so ziemlich alles im so früh schon
propevollen Substage vertreten.
Weiter ging es mit den "Truckfighters", die sich ihr Logo bei
den "Foo Fighters" abgeschaut haben und teilweise auch so
klangen, wobei auch die "Red Hot Chili Peppers" und "Metallica"
anscheinend zu den musikalischen Vorbildern der Band zu zählen
sind. Sehr speziell, was die 3 (Drums, Bass, Gitarre) da
abzogen: der Gitarrist hüpfte wie Rumpelstilzchen über die
Bühne, der Bassist hatte den Bass circa auf Kniehöhe hängen und
der Drummer schlug auf das Schlagzeug ein, als gäbe es kein
Morgen. Leider war vom Gesang so gut wie nichts zu hören, denn
eigentlich waren die 3 vielseitiger als die ersten 2-3 Songs im
"Kill 'em All" Metallica Stil vermuten ließen.
Danach dann endlich die schwedisch-amerikanischen "Blues Pills"
mit Sängerin Elin Larson. Wer sie nicht kennt und wie ich
relativ unvorbereitet mit dieser Band konfrontiert ist zweifelt
erst man an sich und am Jahr, in dem er lebt. Meine These: durch
ein Riss im Raum-Zeitkontinuum wurde eine Band aus dem Jahre
1970 in dieses Jahrzehnt katapultiert, deckte sich auf
Flohmärkten mit Kleidern und Equipment aus ihrer Epoche ein und
beschlossen als "Blues Pills" einfach die Musik weiterzumachen,
die sie im Jahre 1970 gemacht haben. So präsentierten sie sich
jedenfalls im Substage mit einer Mischung aus sehr frühen
Fleetwood Mac, Free, Janis Joplin und Jimi Hendrix um nur ein
paar ihrer offensichtlichen Einflüsse zu nennen. Ein Album, was
übrigens sehr zu empfehlen ist, haben die 4 erst herausgebracht
und natürlich stammte die Mehrzahl ihres nur gut einstündigen
Konzert von ihrem Debüt-Album. Sehr gut kamen bei mir "High
Class Woman", "Ain't no change" sowie "Devil Man" an. Zum Sound
trugen Gitarrist Dorian Sorriaux und Sängerin Elin Larson am
meisten bei, letztere erinnert von der Stimme stark an Janis
Joplin (eine Referenz für die Älteren unter uns) oder Beth Ditto
(Referenz für die Jüngeren) und ersterer glänzt durch endlos
lange Gitarrensoli, die man zuletzt wann gehört hat? Genau:
1970.
Fazit: sehr ordentlicher Auftritt der sympathischen Band, nur
den Abgang von der Bühne sollten sie noch etwas üben:
Schlagzeuger Andre Kvarnström und Bassist Zack Anderson
verließen diese grußlos, und Gitarrist Dorian Sorriaux packte
schon mal sein Equipment ein während Sängerin Elin Larson sich
beim Publikum bedankte.
Beim Herausgehen fiel mir ein weiteres Detail für meine
Riss-im_Raum-Zeit-Kontinuum These auf: Am Merchandising Stand
gab es von allen Bands fast ausschließlich Vinyl-LPs zu
kaufen...