Wer die Zöller Network Sessions im Jubez schon öfter besucht
hat, ist zwar immer auf's Neue überrascht, welche Musiker
diesmal dabei sind und welche Songs gespielt werden, eines ist
aber konstant: es werden selten eigene Songs der eingeladenen
Musiker gespielt, sondern meist Coverversionen ihrer
Lieblingssongs.So konnte man gespannt sein, was diemals
passieren würde, den Jürgen Zöller hat 2 alte Weggefährten aus
unterschiedlichen Phasen seiner Karriere eingeladen: Wolfgang
Ambros, in dessen Studioband er in der Siebzigern, also zu
Beginn seiner Karriere gespielt hat und unter anderem bei der
Wintersporthymne "Schifoan" Schlagzeug spielte und Wolfgang
Niedecken, in dessen Band BAP er von 1987 bis 2014 27 Jahr am
Schlagzeug saß.
Doch los ging es erst mal im Tollhaus beim Zeltival ohne die
beiden Wolfgangs - zum Eingrooven brachte sich die Band mit
einem Instrumentalsong in Stimmung. Neben Jürgen Zöller war wie
so oft Will Wagner am Bass, an der Gitarre Nummer 1 war
ebenfalls ein alter Bekannter zu begrüßen, nämlich der finnische
Gitarrist Lyle Närvänen, vormals bei den Leningrad Cowboys. An
den verschiedensten Blasinstrumenten war Christian Felke
vertreten, mit dem Jürgen Zöller schon zu Ambros Zeiten gespielt
hat und zur Verstärkung gab es aus jenen Tagen noch einen
Keyboarder sowie einen 2. Gitarristen (sorry, Namen vergessen).
Später sollte noch die Sänegrin
Nicatea auch bekannt als Domenica Swoboda dazukommen.
Danach kam dann endlich Wolfgang Ambross auf die Bühne, auf den
viele im Publikum gewartet haben und ihn begeister empfingen.
Ich musste erst mal schlucken, denn im Vergleich zum 1 Jahr
älterem Niedecken hat es die Zeit nicht gut gemeint mit Ambros,
der dann zunächst einen eigenen Song spielte und dann in einer
launigen Ansprache darauf verwies, dass er auf Bitten von Jürgen
Zöller jetzt Coverversionen singen sollte, am besten
fremdländische Songs. Also folgte "Bad Moon rising" und "A
whiter shade of pale", bevor er dann seine in den Wiener Dialekt
"übersetzten" Dylan Songs sang. Glücklicherweise strafte seine
Stimme seiner zerbrechlich wirkenden Gestalt Lügen und bei den
Ansagen saß im der Schalk im Nacken.
Klar: Dylan ist das musikalische Bindeglied zwischen den 2
Wolfgangs, doch es gab nicht, wie von mir erwartet, bei der
Wiener Version das Dylan Klassikers "Like a rolling stone" eine
Übergabe an Niedecken. Statt dessen begrüßte Ambros seinen
Freund und Kollegen Niedecken kurz, bevor er und die Band die
Bühne verließen und Niedecken seinen ersten Song Solo mit
Gitarre und Mundharmonika sang. Und das war ein ganz besonderer
Song, denn Niedecken sang eine eingekölschte Version des Ambros
Song, den ihn noch zu Studentenzeiten zum ersten Mal auf Ambros
aufmerksam machte. Dies war Niedeckens Überraschung für Ambros -
daher hat er den Song auch nicht mit der Band geprobt und ein
gerührter Ambros bedankte sich.
Danach kam die Band auf die Bühne und Niedecken spielte zum
einen die Songs, die man als BAP Fan erwarten konnte, wie die
eingekölschte Version von "My back Pages", bei dem ich Gänsehaut
bekam, weil ich diesen Song in dieser Version seit dem Tod der
BAp Sängerin Sheryl Hacket nicht mehr gehört hatte und Nicatea
Sheryl's Part sehr gut sang, Springsteens "Hungry Heart", Roy
Gallagers "Million Miles" oder "Rock 'n' Roll Star" von den
Byrds. Neu für mich war Jimi Hendrixs "Hey Joe" und auch
"Sympathy for the devil" von den Stones hatte ich von BAP /
Niedecken noch nicht gehört. Und da Jürgen Zöller als Gastgeber
sich aber was wünschen durfte, gab es Jürgens BAP Lieblingssong,
und der heißt nicht etwa "Verdamp lang her", sondern
"Bahnhofskino".
Spass hatten Sie alle an diesem Abend, ob Ambros, der danach
fragte, ob jemand im Publikum Geburtstag hat und sich die 5
Namen der Geburtskinder aufschreiben ließ, um die Namen in einen
Glückwunsch Song einzubauen, oder Niedecken, der sich darüber
freute, dass er manchen Song seit seiner Schulzeit nicht mehr
live gespielt hat.
Ambros blieb es überlassen die erste Zugabe zu spielen - kurz
danach kam Niedecken und beim Dylan Klassiker "Forever Young"
war offensichtlich geplant, dass die beiden Wolfgangs sich bei
den Strophen abwechselten. Da Ambros aber zu spät auf die Bühne
kam, gab es für mich eine Premiere: Niedecken sang wienerisch!
Dann kam aber doch Ambros auf die Bühne und auch wenn Niedecken
auf Verdamp lang her an diesem Abend verzichtet hat, gab hieß es
zum Schluss "Schifoan is des leiwaundste wos ma sich nur
vurstelln kann", was immer das auch heißen mag - können die denn
kein Hochdeutsch? :)
Fazit: Bernd Belschner vom Tollhaus hat es zur Begrüßung auf den
Punkt gebracht: zunächst war er skeptisch, ob das klappen
könnte, aber dann war schnell für ihn klar: das ist einer der
Konzerthöhepunkte in diesem Jahr in Karlsruhe und dem ist nichts
hinzuzufügen.