Das Fest 2016: Verregneter Anfang - Sonniges Ende

Hügel
Für mich begann Das Fest 2016 am Freitag mit "Moop Mama" und zunächst stand zu befürchten, dass die Münchner dasselbe Schicksal wie letztes Jahr ereilt, als ihr Auftritt wegen Unwettern beim 3. Song abgebrochen wurde. Denn kurz vor dem Auftritt kam eine Schlechtwetterfront auf die Günther-Klotz-Anlage zu und der Auftritt wurde um 10 Minuten vorverlegt, wohl damit die Band ihren "Rekord" vom letzten Jahr brechen kann. Aber so viel sei schon jetzt verraten, Moop Mama konnten ihren Auftritt diesmal normal beenden.

Moop Mama

Moop Mama, im Festprogramm als Münchner "Urban Brass Band" bezeichnet sind im Prinzip eine deutsche Hip-Hop Band mit viel Blasmusik. Dabei erweisen sie sich als sehr Fest-kompatibel - trotz Regen brachten die 10 Musiker nicht nur den Bühnenbereich zum Hüpfen, schade fand ich, dass bei den schnellen lauten Nummern der Sprechgesang kaum zu hören war. War aber nicht so schlimm, denn erstaunlich viele Festbesucher erwiesen sich als textsicher. Mein persönliches Fazit: nicht so mein Ding und nach der anfänglichen Faszination aufgrund der Verbindung von Blasmusik und Hip-Hop, die 3 bis 4 Lieder anhielt, breitete sich bei mir etwas Langeweile aus, nicht so aber bei den jüngeren Festbesuchern.

Um 21 Uhr präsentierte Rea Garvey dann sein neues Album "Prisma" und hier lautete die Devise wohl, wenn man schon auf dem Fest in der "Klotze" spielt, dann kann das Motto nur heißen: klotzen, statt kleckern: Bühne im "Prisma" Design, grandiose Lightshow, Sound vom allerfeinsten und neben der klassischen Band Besetzung (Drums, Guitar, Bass, Keyboard) noch 2 Background Sängerinnen, die aber im Vordergrund auf Podesten platziert waren.

Rea Garvey

Ein ganzes Jahr habe er sich auf diesen Auftritt gefreut, so Rea Garvey, der sympathische Ire, der schon lange in Deutschland wohnt und erfolgreich ist und das merkte man ihm an: all seine Energie steckte er in diesen Auftritt und seine Ansagen und ließ es es sich auch nicht nehmen, sein Mikro zu schnappen und bei einem Song die Fans im strömenden Regen zu besuchen.

Rea Garvey

Mit "Armour" vom neuen Album Prisma ging es los und dann folgte ein Highlight nach dem nächsten. Auffällig: mit Ausnahme von "Supergirl" wurden nur Songs von seinen Alben aus der nach-Reamon Zeit gespielt und man ist dann doch überrascht, wie viele Ohrwürmer Rea Garvey auf seine drei, unter seinem Namen erschienen, Alben gepackt hat. "Oh my Love" zum Beispiel, oder "Can't stand the silence" oder "Colour me in".
Rea Garvey hatte allein durch seine Musik und das Publikum fest im Griff, zusätzlich ließ er sich aber immer noch etwas Nettes für die Kommunikation mit dem Publikum einfallen: sei es der isländische Huh - Fan Schlachtruf, oder der Hinweis, dass das Stuttgarter Publikum aber lauter gewesen sei (und dass, obwohl Rea gar nicht in Stuttgart gespielt hat), was die badischen Fans natürlich zu Höchstleistungen antreibt.

Rea Garvey

Mit "It's a good life" endete dann ein sehr schönes Konzert, passend zu Rea's Philosophie sich trotz all der schlimmen Ereignisse zur Zeit sich nicht unterkriegen zu lassen und an das Gute zu glauben. Leider holte einen die Realität schneller ein als gedacht: Informationen über die schrecklichen Ereignisse von München an diesem Tag warteten schon zu Hause...

Ticket Das Fest 22.7.2016
Tag 2 begann für mich mit "von Brücken", der Band des ehemaligen Jupiter Jones Sänger Nicholas Müller, die allerdings gleich mit 3 Ersatzmitgliedern anreisen mussten, da sich von Brücken die 3 Bandmitglieder Ulrich Rode (Gitarre), Anne de Wolff (Violine und vieles anderes) und Sönke Reich (Drums) mit BAP teilen, die aber am selben Tag ein Konzert in Mainz hatten.

von Brücken
Das Festgelände war noch sehr leer, als von Brücken ihr Konzert begannen und Stimmung wollte nicht so recht aufkommen. Man mag es positiv sehen, dass Nicholas Müller sich allen Live Ritualen verweigert und diese ironisch kommentiert - das Ganze lief dann aber dann in's Leere, wenn er dann doch mal Festival-mäßige Publikumsreaktionen haben will.

von Brücken

Live bringen von Brücken den Sound mit großem Augwand adäquat rüber, leichte (musikalische) Kost ist das aber nicht. Fazit: in Clubs kann ich mir das sehr gut vorstellen, denn man muss sich auf die Musik und die Texte der Band wirklich einlassen und sich darauf fokussieren - auf einem Festival wie Das Fest will es für mich nicht so recht passen.

Danach kamen dann die österreichischen Senkrechtstarter der letzten Jahre, Wanda, so ziemlich das genaue Gegenteil zu von Brücken: hier wird Rock 'n' Roll festivalmäßig zelebriert, die Songs sind eingängig und bieten viel Refrains zum Mitsingen und das Ganze wird dann noch im wienerischen Dialekt vorgetragen wie man es seit Falco nicht mehr gehört hat. Vor allem Sänger und Namensgeber Marco Michael Wanda lebt die Musik, er schreit die Texte raus, wälzt sich auf dem Bühnenboden und ist damit ein kompletter Gegenentwurf zu all dem sensiblen deutschen Singer / Songwriter Pop, der in den letzten Jahren so erfolgreich war.

Die Fans, und das waren viele, sangen alles mit, und mit 1,2,3,4 bendeten Wanda die Show mit einem Ohrwurm, der mich dann bis nach Hause begleitete.
Ticket Das Fest 23.7.2016
Zum Ausklang am Sonntag schaute ich mir das Konzert des mir bis dato unbekannten Timothy Auld an, ein in Oberbayern aufgewachsener Brite, der mit seiner Band gar nicht mal so schlecht Soul mit Hip-Hop und Reggae Elementen anreicherte.

Timothy Auld

Dann noch kurz ein paar Lieder Lokalmatadors Max Giesinger angehört, der seltsamerweise den 16 Uhr Slot zugeteilt bekommen hatte und dafür sorgte, dass Samstags nachmittags das Fest besser besucht war, denn je zuvor. Um die Eindrücke zu vervollständigen ging es noch zur Kulturbühne, wo "circensisches & Bewegungskünste" dargeboten wurden.

Mein Fazit: entspannte und schöne Festatmosphäre ohne Gedrängel und Geschupse. Unaufdringliche, aber konsequente Security bei den Einlässen trug gerade an einem Wochenende wie diesem dazu bei.

Ticket Das Fest 24.7.2016