Post-Rock / Post-Metal im Jubez
Manchmal, wenn ich die Gelegenheit dazu habe, verlasse ich
meine musikalische Komfortzone um mir etwas völlig anderes live
anzusehen und anzuhören, so an diesem Abend im Jubez um die mir
bis dato unbekannten "Russian Circles" anzusehen. Instrumentaler
Post-Rock / Post-Metal soll geboten , was auch immer das sein
mag.
Im vollen Jubez spielten zunächst als Support Cloakroom aus
Indiana, USA, laut Wikipedia eine Alternative-, Post-Hardcore,
Indie - Rock band. Das Trio könnte äußerlich nicht
unterschiedlicher aussehen: Sänger und Gitarrist Doyle Martin
erinnerte ein wenig an eine schmächtige Version von Sheldon
Cooper aus The Big Bang Theory, Schlagzeuger Brian Busch ist
eher der Typ David Grohl während Bassist Bobby Markos wie eine
jüngere Kopie von Captain Stottlemeyer aus Monk daherkommt.
Zusammen produzierten die 3 einen aber recht einheitlichen
Sound, der in den ersten 30 Minuten wenig Abwechslung verhieß:
Sänger Doyle Martin ließ keine Melodie erkennen und dehnte die
Vokale endlos und dominierte mit seiner Gitarre den Sound, vom
Bassisten war zunächst nichts zu hören, die einzige Abwechslung
kam vom Schlagzeuger. Erst die letzten 2 Songs überzeugten mich:
der Sound war plötzlich transparenter und sowohl Gitarre als
auch Gesang zauberten plötzliche Melodien zu Tage, auch wenn
viel davon im vom Sänger anscheinend geliebten Echo Effekt
unterging. Nach 45 Minuten war dann Schluss.
Um 21:30 ging es dann los mit "Russian Circles" aus Chicago,
USA, ebenfalls ein Trio bestehen aus Brian Cook (Bass, Gitarre,
Effekte), Schlagzeuger Dave Turncrantz und Gitarrist Mike
Sullivan. Im Gegensatz zu Cloakroom sind Russian Circles aber
ausschließlich instrumental unterwegs. Los ging es eher ruhig
und langsam und die 3 erinnerten mich etwas an die frühen Pink
Floyd. Ab dem 2. Song wurde aber klar, was es mit den Begriffen
Post-Metal / Post Rock auf sich hatte: im Prinzip sind die 3
eine instrumentale Metal Band mit harten Riffs und vielen Breaks
und Songs, die gerne mal 10 Minuten dauern. Schade, dass sie mit
der Beleuchtung sparsamer umgingen als ihr Support: gerne hätte
ich vor allem Bassisten / Gitarristen Brian Cook näher auf die
Finger geschaut, denn er hatte mit deinen Wechseln zwischen
Bass, Gitarre und Effektgeräten sicherlich am meisten zu tun,
aber die "Light Show" ließ die 3 meist nur schemenhaft erkennen.
Kein Gesang - kein Mikro, von daher keine Interaktion mit dem
Publikum, das scheinen die 3 aber nicht zu vermissen: höchst
konzentriert arbeiteten sich die 3 durch ihre Werke.
Fazit: definitiv nicht die Musik, die ich sonst so höre, aber
live waren vor allem Russian Circles nicht uninteressant - mal
was anderes halt.