Jeff Lynnes Universum ganz nah
Schon seltsam: Jeff Lynne ist eher der Studiotüftler als der
Live-Performer was man auch daran festmachen kann, dass er das
Comeback Album "Alone in the Universe" quasi im Alleingang
aufgenommen hat. Aber seit seinen überraschendem Hyde Park
Konzert 2014 scheint er plötzlich Freude an Tourneen gefunden zu
haben und so ist er auch 2018 wieder weltweit unterwegs.
Deutschland war dabei bisher überraschenderweise etwas
stiefmütterlich behandelt worden: 2016 gab es nur eine Show
in Oberhausen, aber 2018 sind es dann schon 4, eine davon
in der SAP Arena in Mannheim.
Billy Locket hatte die undankbare Aufgabe als Support zu
dienen, machte seine Sache aber nicht schlecht: mit guter Stimme
ausgestattet stellte er mal allein am Keyboard, mal zusammen mit
Gitarrist und Schlagzeuger seine melodiösen Popsongs vor. Man
merkte den Songs an, dass sein verstorbener Vater, wie er
erzählte, großer ELO Fan war und ihn mit dieser Musik bekannt
gemacht hat.
Aber klar: alle warten auf Jeff Lynne und ELO und mit "Standing
in the rain" ging es dann so gegen 21:20 los. Wie vor 2 Jahren
hat Jeff Lynne alles dabei, was man so braucht um seine Songs zu
präsentieren: insgesamt 13 Musiker teilten sich die Bühne: 3
Keyboarder, neben Jeff Lynne 2 weitere Gitarristen, 2
Cellistinnen, 1 Violinistin, Drummer, Bassist und 2
Backgroundsänger sorgten für den Sound, Licht, Laser und
Videoprojektionen sorgten für das visuelle Umfeld. Der Klassiker
"Evil Woman" folgte, und nach dem Ausflug nach Xanadu via "All
over the world" folgte mit "Do Ya" gleich mal ein richtiger
Rock-Kracher. Und weiter ging es mit Songs, die jeder kennt und
liebt, wie "Living Thing" oder "Sweet Talking Woman". Das vom
"very Disco" klingende Album "Discovery" satmmende "Shine a
little Love" verwandelte die SAP Arena in eine Großraumdisco
bevor mit "Wild West Hero" ein weiterer Klassiker vom "Out of
the Blue " Album kam.
Schade, dass vom aktuellen Album wie vor 2 Jahren nur "When I
was a boy" gespielt wurde, als Entschädigung gab es dann "Handle
with Care" von Jeff Lynnes "anderer Band", wie er in einer
seiner wenigen, kurzen Ansagen bemerkt, den Travelling
Wilburies. Ein weiteres Highlight: das nicht so bekannte "10538
Overture" vom Debut Album, was heute wohl als Prog-Rock gelten
würde.
Wie vor 2 Jahren blieb Jeff Lynne sehr zurückhaltend, in Bezug
auf die Kommunikation mit dem Publikum, und so überließ er
seinem Gitarristen und musikalischen Direktor Mike Stevens die
Aufgabe, die Band vorzustellen.
Danach wurde auch der Enspurt eingeläutet und "Don't bring me down", "Turn to Stone" und natürlich "Mr. Blue Sky" sorgten dafür, dass in der bestuhlten SAP Arena am Schluss alle standen. Beethovens 5. läutete dann die einzige Zugabe und das Finale ein. Klar: Chuck Berrys "Roll over Beethoven" beendet traditionell ein ELO Konzert und fasst noch mal in diesem einzigen Cover Song Jeff Lynnes musikalisches Universuim zusammen: Klassik, feinproduzierter Pop und Rock. Und so ging ein wunderschönes Konzert zu Ende: einziger Wermutstropfen: knappe 90 Minuten sind doch etwas kurz.