Gunzi Heil überrascht mit seinem Programm 100 + 100 im großen
Tollhaus im kleinen Rahmen. 100 Zuschauer bilden die magische
Grenze bis zu denen man keinen zusätzlichen Aufwand für
Veranstaltungen hinsichtlich des Brandschutzes leisten muss und
ist in etwa auch die Anzahl der Zuschauer, die man neben Gunzi
Heil auf die Bühne des großen Tollhaus unterbringen kann. Also
findet bei 100 + 100 alles auf der Bühne statt: Künstler,
Flügel, ein kleines Puppentheater, Publikum und eine
Getränkebar. Weitere Überraschung: jeder Sitzplatz ist schon
durch ein Kuscheltier besetzt, ein alter Trick von Gunzi Heil,
sodass er nie vor leeren Plätzen spielen muss.
In einem solch intimen Rahmen ist bei Gunzi Heil viel auf die
Interaktion mit dem Publikum ausgelegt: bei der Begrüßung wird
erst mal abgefragt ob alle denn aus Karlsruhe kommen, oder auch
von weiter her. Und siehe da: es sind tatsächlich aus Auswärtige
da: aus Durlach, aus Graben Neudorf und eine Zuschauerin sogar
aus München. Diese Informationen wird dann gleich im ersten Lied
verarbeitet und zieht sich auch als eine Art Running Gag durch
den gesamten Abend.
Eine Abend mit Gunzi Heil hat seine eigenen Regeln, oder auch
gar keine, wie man es nimmt. Gunzi Heil erzählt zum einen viel,
wobei er assoziativ alles miteinander verbindet: so kommt er
beispielsweise beim Thema "Steine" via Steinway zur Musik, dort
natürlich irgendwann zu den Rolling Stones, dort via "ein
rollender Stein setzt kein Moos an" und Moos = Geld = Kies
wieder zu den Stones ("Kies Richards") und so weiter. Hier und
da fließen lokale Themen ein, wie zum Beispiel vom bereits
erwähnten Brandschutz zum leidigen Theam Europahalle, die eben
wegen des Brandschzutzes statt für die vorgesehen 5000 Zuschauer
nur noch 100 beherbergen darf, also so viele wie beim Tolhaus
auf die Bühne passen.
Aber diese spaßige verbale Kommunikation ist nur ein Teil des
Abends, ansonsten bietet Gunzi Heil am Flügel und an der Gitarre
viel Musikkabarett wobei er seine wandlungsfähige Stimme prima
einzusetzen weiß. Mal als Bob Dylan, der Werbung für Nasivin
macht, mal beim Thema Auto Hals Janis Joplin, die ihren Mercedes
Benz haben will.
Und dann gibt es natürlich noch das ein oder andere Märchen in
100 Sekunden, wie beispielsweise Aschenputtel, das natürlich
nicht so endet, wie man es von den Gebrüdern Grimm kennt. Und
ein Hörspiel gibt es auch: fast ohne Worte wird die Handlung von
"Spiel mir das Lied vom Tod" geboten, sicherlich einer der
Höhepunkte des Abends.
Weiter Höhepunkt war ein Puppentheater bei dem ein Schwein die
Hauptrolle spielte und man Teil der Jahresversammlung der
Gewerkschaft "Sau, Schweine und Erber" war, deren Ziel die
Verbreitung von Schweinefleisch als Nahrungsmittel ist. Erfolge,
wie das "Schnitzel Wiener Art" aus Schweinefleisch, das den
Einfluss des Wiener Schnitzels aus Kalbfleisch zurückdrängte
wurden behandelt, aber auch aktuelle Rückschläge wie Franck
Riberys Goldsteak. Herrlich!
Insgesamt ein höchst vergnüglicher abwechslungsreicher Abend
der auch noch vor der Pause ein Feuerwerk auf der Bühne
bot. Und zum Ende wollte Gunzi Heil seine Kuscheltiere wieder
haben und man kann sich vorstellen, was passierte: er wurde mit
100 Kuscheltieren beworfen.