Folkrock vom Allerfeinsten: The Gardener & The Tree
Überraschend viele Konzertbesucher kamen in das Kulturzentrum
dasHaus in Ludwigshafen, ich hatte mit einem kleinen Konzert
gerechnet, tatsächlich fanden sich mehrere hundert
Interessierte zu "The Gradener & The Tree" aus
Schaffhausen ein, einer Band, der man nicht anhört, dass sie aus
der Schweiz stammt. Auch am Konzertbeginn war das nicht zu
erkennen: die 5 ließen die berühmte Schweizer Pünktlichkeit
missen und eröffneten um 20:30 mit dreißigminütiger Verspätung
mit "Calm me down" ihre Show.
Das von Bands wie "Mumford & Sons" losgertretene Revival
von handgemachter Folkrockmusik (gerne auch mit Blues &
Souleinflüssen) hat auch in der Schweiz Spuren hinterlasssen:
"The Gardener & The Tree" sind der beste Beweis dafür.
Sänger Manuel Felder hat diese tiefe Soulstimme und zusammen mit
seinen Mitstreitern an Gitarre, Bass, Keyboards und Drums ergibt
sich dieser zeitlose Sound, der auch in den 1970er Jahren
entstanden sein könnte und zur Zeit live so angesagt ist.
Mit "69591, Laxa" haben The Gardener & The Tree erst ein
Album veröffentlicht, allerdings merkt man ihnen an, dass sie
schon seit 2014 zusammenspielen (und vor ihrem Album auch schon
2 EPs veröffentlicht haben). Den Sound, den man von ihren
Tonträgeren kennt, bringen die 5 auch live adäquat rüber,
auch wenn bei den ersten Songs die Stimme von Manuel Felder
leider etwas unterging. Danach war aber alles perfekt und mit
Songs wie "7 Dollar Shopping", "Waterfall" oder "Secret" war das
textsichere Publikum schnell gewonnen. Die Songs leben oft von
Tempo- und Dynamikwechseln und natürlich dürfen Stellen zum
Mitsingen nicht fehlen. Schön war es zu erleben, dass auch bei
den leiseren Stellen das Publikum aufmerksam war, wohlwissend,
dass in Kürze wieder etwas zum Mitsingen und Mittanzen kommen
wird.
Ihre erste Nightliner Tour sei diese Tour und sie würden sich
daher schon wie so etwas wie Rockstars fühlen, merkt Gitarrist
Patrik Muggli in schweizer Understatement an. Aber da scheinen
die 5 sympathischen Musiker schon hinzu wollen, das merkt man
auch an der überraschend üppigen Lightshow. Das Zeug dazu haben
sie jedenfalls: gute Songs (auf dem Laxa Album gibt es nur gute
Songs!), die sie live gut umsetzen können und die ein oder
andere Überraschung haben sie auch parat: statt wie viele andere
Bands einen Schlager in einen Rocksong zu überführen, machen sie
es genau anders herum, nämlich einen ihrer Songs im
Schlagergewand zu präsentieren.
Fazit: "The Gradener & The Tree" ist es zu wünschen, dass
sie ihren Weg gehen werden: wer gute Livemusik liebt, dem seien
die 5 Schaffhausener empfohlen, und wer zu Hause gerne gute
Musik hört, dem sei "69591, Laxa" ans Herz gelegt.