Gar nicht ziellos: Maybebop im Tollhaus
Maybebop kannte ich bisher gar nicht, der ausverkaufte große
Saal des Tollhaus zeigte mir aber, das ich damit ein
Alleinstellungsmerkmal habe. Zu Acapella habe ich ein
ambivalentes Verhältnis: prinzipiell geht Acapella für mich in
Ordnung, es gibt es aber nur wenige Bands, die mich ein ganzes
Konzert über fesseln können. Ich war also auf Maybebop sehr
gespannt.
Die ersten 2 Stücke des aktuellen Programms "ziel:los" rissen
mich ehrlich gesagt nicht so vom Hocker, da beispielsweise der
Song "Das Beste fürs Kind" für mich eine Ansammlung von
Textklischees zum Thema Helikoptereltern ist und die Musik mich
auch nicht ansprach.
Danach wurde es aber dramatisch besser und zwar ab dem Song
"Algorhytmus", bei dem aktuelle Musikproduktionen treffend
charakterisiert wurden. Neben der Musik, dem Text begeisterte
mich vor allem die Choreographie der Vier und die
Videopräsentation. Und so ging es ab da auch Schlag auf Schlag:
witzige Songs, wie "Sejeln gehen" wechselten sich mit
politischen Songs wie "Gegen die Natur" ab oder dem Song
"Verinnerung" zum Thema Alzheimer ab, das trotzdem nicht wie ein
Fremdkörper in diesem Unterhaltungsprogramm war. Weiteres
Highlight: "Ragamuffin".
Musikalisch haben es die 4 einfach drauf: egal ob Barbershop,
Hip Hop oder Klassik ("Ave Maria"): selten habe ich so guten
Acapella Gesang gehört, zumal die 4 von Maybebop ja auch noch
tanzen und man dies ihnen überhaupt nicht anhört. Weitgehend mit
Eigenkompositionen wird der lange Konzertabend bestritten und
neben den klasse Songs gab es auch noch die ein oder andere
Showeinlage, wie beispielsweise ein Quiz, bei dem 2 Frauen aus
dem Publikum erraten mussten, aus welchen Jahrzehnt die
angesungen Songs stammten.
2 weitere Höhepunkte: ein Improvisationssong, bei dem Maybebop
Mastermind Oliver Gies aus zugerufen Begriffen wie
Thunfischnutella, Steigbügel, Brexit und Katzenfutter
einem Song aus dem Hut zauberte.
Und als weiteren Höhepunkt gab es als eine der vielen, vielen
Zugaben eine tolle Version von "Bohemian Rhapsody".
Fazit: nach einem etwas schwächeren Start begeisterten mich die
4 mit ihrer Vielseitigkeit, den tollen Songs und der passenden
Choreographie in Verbindung mit Videoprojektionen. Sehr zu
empfehlen!