Endlich wieder Live Musik! Die Sean Treacy Band im Autokino

Sean Treacy Band
Live Musik Liebhaber haben es schwer in diesen Tagen. Livestreams? Besser als nichts, im Prinzip aber auch nichts anderes als sich bei 3sat oder Arte Konzerte anzuschauen. Und nachdem die Corona Krise nun schon Monate andauert und gerade für den Konzertbereich auch kein Ende abzusehen ist, gibt es seit kurzem Autokinokonzerte, bei denen die Infrastruktur von Autokinos genutzt, um Bands eine Bühne und dem Publikum eine Möglichkeit gegeben wird, die Künstler wirklich live zu erleben.

In Karlsruhe hat das Kammertheater ein Autokino auf dem Messplatz etabliert und bietet neben Filmen auch seit kurzem Konzerte an, so auch für die Sean Treacy Band Pfingstmontag, also an dem Tag, bei dem sie normalerweise auf dem Hoepfner Burgfest gespielt hätte. Bei der Sean Treacy Band liegt man immer richtig, aber kann ein Autokinokonzert wirklich ein Live Konzert ersetzten? Ich war sehr gespannt...

Bei bestem Wetter ging es also zum Familienausflug zum Autokino und unser Auto war eines von cirka 70 Fahrzeugen, die den Weg zum Messplatz fanden. Alles bestens organisiert: Sicht auf Bühne und Leinwand war gegeben,  Catering vor Ort war ebenfalls vorhanden, Autoradiofrequenz auf 91.2 MHz eingestellt und los ging es.

Wer die Sean Treacy Band schon mal live gesehen hat, weiß, was einen erwartet: sehr gute Coverversionen von den unterschiedlichsten Künstlern: von den Eagles aus den 70gern bis hin zu Coldplay für die Freunde aktueller Musik ist für jeden etwas dabei, dazu auch Songs vom gerade veröffentlichen neuen Album der Sean Treacy Band, dem "Green Album". Man merkte der Band an, dass es ihr Spaß machte mal wieder live spielen zu können und das Publikum hatte neben den naheliegenden Möglichkeiten des Applaus-Ersatzes (Warnblinker, Hupe) auch die Möglichkeit über eine App virtuellen Applaus auf die Bühne zu schicken.

An diesem Abend durfte neben Sean Treacy auch vermehrt Claus Bubik (Bass) und Stefan Buchholz (Schlagzeug) singen, vielleicht auch, weil Sean Trecays Stimme an diesem Abend leider doch hörbar Probleme bei dem ein oder anderen Song hatte. Machte aber nichts bei dieser Songauswahkl die neben alten Bekannten ("Hotel California") auch mir bislang Unbekanntes ("Count to Ten" von Tina Dico) anbot.

Der Sound über das Autoradio war übrigens sensationell gut: noch nie habe ich bei einem Live-Konzert so guten Sound gehabt: jedes Instrument war zu hören. Und so musste man immer mit sich ringen: verläßt man das Auto, um zu tanzen, hat dann aber schlechteren Sound, oder bleibt man dem guten Sound im Auto treu, hat dann aber Probleme bei den rockigen Stücken.

Zum Ende jagte dann ein Highlight das andere: neben Coldplays "Viva la vida" war vor allem "Sympathy for the Devil" von den Stones ein besonderes Schmankerl: die "Hu-Hu" Chöre wurden durch die Hupen ersetzt und hier und da hatte die ein oder andere Hupe tatsächlich die richtige Tonhöhe - ein großer Spaß, der so nur bei einem Autokinokonzert passieren kann. Bob Seegers "Turn the page" und "Highway to Hell" von AC/DC durften ebenfalls nicht fehlen.

Fazit: besser, als befürchtet. Schön auch, dass man schnell Kontakt zu den Nachbarn in den Autos links und rechts hatte - fast wie bei einem richtigen Rockkonzert. Und ein gr0ßes Lob an das Kammertheater, dass an diesen Abend die Einnahmen nicht mit der Band geteilt hat, sondern alle Einnahmen der Sean Treacy Band überlassen hat!

Ticket Sean Treacy Band