Americana aus und in Karlsruhe: No Sugar, No Cream beim "Oh
wie schön wär's Zeltival" Festival im Tolhaus
Sommerzeit - Festival und Zeltival Zeit - normalerweise. Und
normalerweise wäre die Karlsruher Band "No Sugar, No Cream"
schon am 25. April 2020 aufgetreten, um ihr neues,
ausgezeichnetes Album "Promises" vorzustellen, welches auch im
"Rolling Stone" sehr positiv besprochen wurde. Aber wegen der
Corona Pandemie gab es damals die Release Party nur als Live
Stream und auch nur in reduzierter Bandbesetzung.
Aktuell sind unter Corona Auflagen in Baden-Württemberg
Veranstaltungen nur mit bis zu 250 Teilnhemern erlaubt - klar,
dass das Zeltival in der ursprünglichen Form mit bis zu 1400
Besuchern nicht geht. Das Tollhaus hat daher das "Oh wie schön
wärs Zeltival" Festival ins Leben gerufen, mit meist regionalen
Künstlern und Bands. Und so konnten nun "No Sugar, No Cream" ihr
Release Konzert im ausverkauften Tollhaus nachholen.
Los ging es kurz nach 20:30 mit dem Titelsong ihres neuen
Albums "Promises" und man merkte gleich: diese Band ist in der
Lage ihre Americana Songs live genauso gut zu spielen wie auf
dem Album. Der Sound wird zum einen getragen vom 2 stimmigen
Gesang von Pete Jay Funk, der fast alle Songs der Band
komponiert und akustische Gitarre spielt, und Heike Wendelin,
die außerdem Mandoline und Geige spielt. Dazu kommen Oli Grauer
an der E-Gitarre, Andrea Jüttner am Bass, Frank Schäffer am
Schlagzeug und Chris Cacavas am Keyboard. Und an diesem Abend
kamen bei manchen Songs noch 2 junge Backgroundsängerinen hinzu,
die so jung sind, "dass sie nicht nur das Durchschnittsalter der
Band, sonder auch dass des Publikums senken", wie Pete Jay Funk
scherzte.
Mal melancholisch, mal rockig: die Bandbreite des Promises
Album gab die Richtung vor und hier und da kamen ältere Songs
hinzu. Jeder der Musiker spielt und singt sehr bandtauglich,
trotzdem war Raum für Soli von beispielsweise Gitarrist Oli
Grauer oder Heike Wendelin an der Geige, die dann meist auch mit
Beifall bedacht wurde.
Highlights gab es an diesem Abend viele, meine waren "Good
enough for now", ein Song der zunächst ganz harmlos anfängt zum
Ende sich grandios steigert um dann wieder zum ruhigen Anfang
zurückzukehren, das rockige "The House is on Fire" und das
mutmachende "You're gonna be all right".
Für mich unerklärlich wieso ich diese ausgezeichnete Band aus
Karlsruhe erst jetzt entdeckt habe - aber besser spät als, nie.
Und seltsamerweise hätte ich die Band ohne die Corona Pandemie
wahrscheinlich bis heute nicht entdeckt: beim Kauf des Tollhaus
Corona Care-Beutels hatte man die Auswahl zwischen CDs (unter
anderem "Promises) und Büchern und da zeitgleich "Promises"
positiv im "Rolling Stone" sehr positiv reuensiert wurde
hatte ich für diese CD entschieden.
Fazit: wer Americana / Folk Rock mag, wird diese Band lieben,
vor allem live! Und ein großes Lob ans Tollhaus, das unter
diesen schwierigen Bedingungen dieses Festival organisiert. Laut
Tollhaus hat man aktuell für 1/4 der sonst üblichen Zuschauer
den 4 fachen Aufwand - ohne Zuschüsse und Spenden wäre dies
nicht möglich, aber wie sagte Pete Jy Funk so schön an diesem
Abend: "man kann die Kultur nicht permanent im Lockdown lassen,
sonst drehen die Leute irgendwann durch.