Niedecken wird 70+1 und feiert in der Lanxess Arena
Eigentlich zunächst zum 70 Geburtstag von Wolfgang Niedecken im
letzten Jahr geplant, musste, Corona bedingt, die große
Geburtstagsfeier in der Lanxess Arena auf Niedeckens 70+1
Geburtstag in diesem Jahr verschoben werden. Und auch am
30.03.2022 bedeutet dies eine 3G Veranstaltung mit
Maskenpflicht. Die 12000 Besucher störte dies nicht, zu groß war
die Vorfreude BAP endlich mal wieder live sehen und hören zu
können - immerhin lag das Abschlusskonzert der letzten Tour auch
schon ein paar Jahre zurück.
Pünktlich um 20:00 ging es los, passend mit "Hück ess sing Band
en der Stadt", das die Vorfreude eines Fans auf ein
bevorstehendes Konzert seiner Lieblingsband beschreibt gefolgt
von "Jenau gesagt: Op Odyssee" vom aktuellen "Alles fließt"
Album was wiederum die Vorfreude von BAP auf eine bevorstehende
Tournee, Pardon: Odyssee, beschreibt. Direkt danach dann ein
Medley aus "Wahnsinn" und "Waschsalon" sodass die Stimmung
schnell sehr sehr gut war.
Bei seiner ersten
Ansage thematisiert Niedecken dann direkt, das diese
Veranstaltung aus doppelter Hinsicht ein 2-schneidiges Schwert
darstellt. Zum einen ist Corona nun mal eben noch nicht vorbei,
zum anderen stellt sich durch den Krieg in der Ukraine auch die
Frage, ob man unbeschwert eine solch große Geburtstagsfeier
feiern kann. Unbeschwert natürlich nicht, aber zum Erfolg von
BAP hat sicher beigetragen, dass im Repertoire der Band neben
Spaß-Nummern wie Waschsalon und Liebesliedern schon immer
schwierige Themen in Songs wie "Kristallnaach", das an diesem
Abend natürlich nicht fehlen durfte, behandelt wurden. Nachdem
Niedecken Putins Angriffskrieg auf das schärfste verurteilt hat
kam es vor dem nächsten Song der Band zum ersten
Geburtstagsständchen der 12000, was Niedecken aus Rührung den
ersten Klos im Hals bescherte.
Danach ging es
weiter mit Songs aus fast allen Alben der Band. Die Arrangements
der wieder um eine dreiköpfige Bläsersektion verstärkte Band
entsprachen im Wesentlichen denjenigen der letzten Tour.
Musikalische Überraschungen gab es vor allem durch lange nicht
mehr gespielte Songs: der "Müsli Män" trieb wieder sein Unwesen
und hier überraschte BAP damit, dass dieser Reggae durchaus auch
mit 2 Flöten gespielt werden kann. Schön war auch "Musik, die
nicht stürt" vom "Radio Pandora" Album mal wieder zu hören oder
den Klassiker "Wenn et bedde sich lohne däät".
Aber neu waren natürlich auch die Songs vom aktuellen "Alles
fließt" Album, wie "Jeisterfahrer", "Ruhe vorm Sturm" oder
"Mittlerweise Josephine", das dem beliebten "Liebeslieder im
Sitzen" Teil des Konzerts hinzugefügt wurde. Und mit "Volle
Kraft voraus" versucht die Band dem Publikum Seelenproviant mit
auf den Weg zu geben.
Eine weitere
Überraschung waren natürlich die Geburtstagsgäste: Thees Uhlmann
und Jürgen Zöller kamen beim Springsteen Cover "Hungry Heart"
dazu, Uhlmann blieb dann gleich bis zum Jebootsdaachpogo, bei
dem er eine spezielle Strophe für Niedecken hinzufügte. Clueso
reiste extra aus Erfurt an um bei "All die Aureblecke" ein
wunderschönes Duett mit Niedecken anzustimmen. Und dann gab es
noch den Dylan Block: zunächst Niedecken zusammen mit seinem
Freund
Mike Herting, beide waren im letzte Reise auf der Dylanreise
unterwegs, mit "Leopardefellhut" und dann Julian Dawson bei "Du
jehs nirgendwo hin".
Ziemlich am Ende
des Konzerts, bei "Verdamp lang her" präsentierte Niedecken
stolz ein Geschenk der Band zu seinem 70sten, eine Düsenberg
E-Gitarre mir Ronnie, Keith und Bob als 3 Könige auf dem Korpus.
Man sieht also: bei
allen ernsten Zwischentönen stand das Feiern dann doch im
Vordergrund. Nach 3.5 Stunden ging das Konzerts mit dem schönen
und passendem Song "Wenn am Ende des Tages" und einem Video aus
Kreta zu Ende.
Fazit: Eine wunderschöne Mischung aus BAP Konzert und
Geburtstagsfeier war das. Und wenn es etwas zu kritisieren gibt,
dann die in meinen Augen etwas zu niedrige Bühne. Das wurde aber
durch schöne Videoproketionen und eine fantastische Lightshow
mehr als ausgeglichen.