Das Fest ist wieder da!
Nach 2 Jahren Pause hat es 2022 dann endlich geklappt: Das Fest
ist wieder da und dauert diesmal 4 Tage statt wie bisher 3. Los
ging es also ungewohnt am Donnerstag statt Freitag und ein paar
Dinge sind mir aufgefallen: zum einen war am ersten Tag schon am
frühen Abend im Bezahlbereich voller als sonst zur gleichen
Zeit. Dafür war umgekehrt zu späterer Stunden der kostenlose
Zeltbühnenbereich ungewohnt leer.
Donnerstag - 21. Juli 2022
Für mich ging es also am Donnerstag los mit dem letzten Drittel
des Lotte Konzerts, wobei mich Künstlerin und Band angenehm
überraschten. Okay, es gab 2,3 Fließbandpopnummern, aber
ansonsten präsentierte sich Lotte, von der ich vorher nichts
kannte, sehr rockig, ganz nach meinem Geschmack.
Weiter ging es mit dem sicherlich ersten Höhepunkt bei Das
Fest: die Deutschkanadierin Alice Merton und ihre Band
präsentierte ihre Hits und ihr aktuelle, zweites Album
S.I.D.E.S. Ich war sehr auf ihren Auftritt gespannt. Zum einen,
weil ihr aktuelles Album nicht nur positive Kritiken geerntet
hat, zum anderen musste ich an einen erst kürzlich
stattgefundenen Talkshow Auftritt denken, in dem sie offen über
ihre Bühnenangst sprach. Von dieser merkte man ihr nichts an, im
Gegenteil: es wurde ein sehr souveräner Auftritt mit ihrer Band
mit der sie auch schon seit 8 Jahren zusammenarbeitet, geboten.
Ihr großer Hit "No Roots" wurde nicht für die Zugabe aufgehoben,
was immer ein gutes Zeichen ist und qualitativ sind die neuen
Songs, wie beispielsweise "Vertigo" für mich genauso gut wie die
Songs vom Debutalbum "Mint", neben "No Roots" kennt sicherlich
auch jeder "Why so serious". Alice Merton hat mich in ihrer
Darbietung hier und da ein bisschen an Kate Bush erinnert,
was ja nicht verkehrt sein kann. Fazit (ich widerhole mich): für
mich der erste Höhepunkt von Das Fest.
Aber die meisten Besucher sind natürlich wegen Seed gekommen,
dem geheimen Headliner, der erst wenige Tage vor Beginn von Das
Fest bestätigt wurde. Und hier muss ich leider sagen: rational
kann ich nachvollziehen, warum die Live Auftritte und Seed so
gehypt werden: grandiose Bühenshow, fantastische Künstler und
mit Dancehall und Reggae kann man bei einem Sommerfestival
nichts falsch machen. Bei mir - und da war ich wahrscheinlich
der Einzige an diesem Abend - springt da seltsamerweise kein
Funke über. Ein paar Songs wartete ich darauf, dass mich die
Begeisterung aller anderen Besucher mich ansteckt, klappte aber
nicht.
Daher ging es dann zur Zeltbühne, wo mich die "Petrol Girls"
mit ihrem Old School Punk Rock im neuen "Raginge femenist Post
Hardcore" Gewand eher ansprachen.
Freitag - 23. Juli 2022
Weiter ging es am Freitag mit "Flogging Molly", von denen ich
eigentlich nur den Namen kannte. Die Beschreibung iherer Musik
als irisch-kelitischer Punkrock sprach mich also an und also
ging es dann zu Flogging Molly in den Front of Stage Bereich.
Die 7-köpfige Band um Frontmann Dave King lieferte dann auch
erwartungsgemäß das ab, was auch die zahlreichen anwesenden Fans
sich wünschten: großartigen Irish-Rock mir viel Guinness Bier,
Pogo tanzenden Fans und zu den Songs passenden Choreographien
der Fans, wie zum Beispiel kollektives Trockenrudern. Der
Auftritt verging wie im Fluge und zum Ende verabschiedete sich
eine sichtlich glückliche Band von den "Schatzis von Das Fest".
Danach war ich gespannt auf "Bilderbuch" aus Österreich, die
ich bislang nur von einem kurzen Auftritt im TV kannte. Um es
kurz zu machen: Bilderbuch waren großartig. Zunächst zweifelt
man, ob Bilderbuch, die sich als abwechslungsreiche Rockband mit
einem breiten Spektrum von Rock bis Funk präsentierten, das
alles wirklich so ernst meinen. Vom Outfit der Musiker her
betrachtet, denkt man zunächst erste, dass die großen Rockbands
und Gesten aus den 70ern vielleicht parodieren, aber weit
gefehlt - ich denke, sie meinen das wirklich ernst.
Sänger Maurice Ernst, in blauer Hose, weißem Jacket, Lidschatten
und Glitzer im Gesicht orientiert sich vielleciht an Bowie und
Prince und Gitarrist Michael Kramer, kann einfach alles: mal
glaubt man die Dire Straits zu hören, dann wieder Led Zeppelin
oder andere großee Rockband. Das alles wird aber nicht kopiert,
sondern zu einer einzigartigen Mischung verbunden. Weiteres
Markenzeichen: die Texte, die oft mitten im Satz zwischen
Deutsch und Englisch wechseln. Fazit: sehr abwechslungsreich und
gut!
Sonntag - 24. Juli
Da ich am Samstag bei einem anderen Konzert war,
ging es für mich erst am letzten Tag mit dem letzten
Konzert weiter: Passenger, alias Mike Rosenberg spielte
amd Ende von Das Fest 2022. Und das passte prima: nur mit
Gitarre und seinem Humor bewaffnet hatte er die 30000
Festbesucher schnell auf seiner Seite. Nach den ersten, ruhigen
Songs stellte er sich erst mal vor: in Anspielung auf seinen
Mega Hit "Let her go" von 2012 stellte er klar, dass man von ihm
nur einen Song kenne und den würde er jetzt einfach 15 mal
spielen. Klar, war Blödsinn und man merkte Mike Rosenberg an,
wie sehr es ihn freute, vor so großer Kulisse nach der Corona
Zwangspause zu spielen.
Und diese Freude sprang schnell auf das Publikum über. Und das
Problem "von mir kennt man nur einen Song" war mit 2 Coversongs
schnell gelöst: mit "Sound of Silence" von Simon & Garfunkel
und "Heaven" von Brayn Adams hatte er 2 Songs dabei, die gut zu
seinem Reportoire passten. "Heaven" ging dann auch nahtlos in
"Let her go" über und hatte eine witzige Geschichte zu
bieten: bei einem Festival in Kanada mit 2 sich
gegenüberliegenden Bühnen spielten die Bands nicht etwa
abwechselnd, sondern gleichzeitig. Und Mike Rosenberg hatte das
Pech gleichzeitig "gegen" Bryan Adams zu spielen, sodass er vom
Publikum nur die Hinterköpfe sah.
Gute Songs, Humor und eine Gitarre (ohne Loop Station!), mehr
brauchte es nicht für einen sehr schönen Ausklang.
Mein Fazit
Das Fest ist wieder da, allerdings habe ich die Reduktion der
Anzahl der Zuschauer im Bereich, für den bezahlt werden muss,
nicht erkennen können. Im Gegenteil: am Donnerstag fand ich es
so voll wie lange nicht mehr. Ansonsten ist man beim Programm
der Hauptbühne auf Nummer sicher gegangen: mit Seed und
Jan Delay hat man zwei Publikumsmagneten. Wie immer kommen
klassische Rockbands für meinen Geschmack etwas zu kurz -
Bilderbuch waren hier die rühmliche Ausnahme. Schön natürlich,
dass man für vergleichbar kleines Geld neue Künstler entdecken
kann - für mich waren das dieses Jahr Alice Merton und eben
Bilderbuch.