Was für ein wunderschönes Festival
Erst 2019 habe ich für mich das blacksheep Festival für mich
entdeckt und war von diesem tollen Festival so begeistert, dass
ich mir geschworen habe, wieder hinzugehen, egal wer spielt.
Dann kam die 2 jährige Corona Pause und letztes Jahr war ich am
Festivalzeitpunkt leider verhindert. Aber dieses Jahr war
schnell klar, dass ich auf alle Fälle zum Festival-Samstag
hingehen werde, denn da spielt eine meiner Lieblingsbands, die
Hooters. Und später kamen zum Line-Up auch noch Larkin Poe
hinzu, eine Band, die ich vor kurzem für mich entdeckt habe -
alles klar, also. Doch nun alles im Detail:
Das Festivalgelände...
ist wunderschön in einem Schlosshof gelegen und bietet neben 3
Bühnen auch viel Raum für Cateringangebote, Kinderbetreuung,
Walking-Acts und vielem mehr. Schon die Anreise bei bestem
Wetter macht Laune: es gibt kostenlose (!) Parkplätze in
Gehweite zum Festivalgelände und die vielen, vielen
ehrenamtlichen Helfer weisen einen freundlich ein.
Los ging es mit den "The Great Crusades"
Bei 8 Bands auf 3 Bühnen muss man sich hier und da für eine
Band entscheiden und für uns fiel die Wahl auf die "The Great
Crusades" aus Chicago, die auf der kleinsten, der Dorfbühne
spielten. Die klangen auf ihren YouTube Videos sehr interessant
und wenn der Bandgründer, Lead Sänger und -Gitarrist Brian Krumm
(!) heißt, wird man schon neugierig. Und was soll ich sagen, die
5 rockten sich wirklich die Seele aus dem Leib und Brian Krumm
wird zu Recht als stimmgewaltig beschrieben. Viel neue Songs
hatten die 5 im Gepäck, neben den 4 Ur-Crusades Brian Krumm,
Brian Leach, Biran Hunt und Christian Moder war noch eine
Sängerin dabei, die vor allem bei den neuen Songs zum Einsatz
kam. Und bei einem Song durften sogar die Töchter von Brian
Krumm mit auf die Bühne. Fazit: sehr schönes,
abwechslungsreiches Konzert mir rockigen Nummern (scheine mir
die älteren Songs zu sein) und Country/Blues-Rock lastigen Songs
(scheinen mir die neueren Songs zu sein). Und mit einer Lucinda
Williams Cover Version ging das schöne Konzert zu Ende.
Weiter ging es mit "Fidller's Green" auf der Kornspeicherbühne
Sicherlich eine tolle Festivalband mit ihrem Speedfolk Konzept,
also einer Mischung aus Irish Folkrock und Punk, ähnlich wie bei
den "Dropkick Murphys" aber mit Schwerpunkt eher beim Folkrock
als beim Punk, aber uns konnte die Band, im Gegensatz zu gefühlt
allen anderen Besuchern, nicht so richtig überzeugen. Bei uns
stellte sich leider bereits nach dem 4. Song der "da klingt ja
ein Lied wir da andere"-Effekt ein. Will aber nichts bedeuten,
denn wenn man als Band schon 30 Jahre unterwegs ist, macht man
sicherlich vieles richtig, nur treffen sie leider nicht unseren
Geschmack.
Und dann kamen die unglaublichen "Larkin Poe"
Die beiden, recht jungen Lovell Schwetern Rebecca und Megan
hatte ich während der Pandemie entdeckt, als die beiden, wohl
aus Langeweile, weil sie nicht live spielen konnten, auf ihrem
YouTube Kanal Songs coverten, wie beispielsweise "Black Betty"
von Ram Jam oder auch "Don`t bring me down" von ELO.
Aber auch die eigenen Songs im Blues/Roots Rock Stil waren so
gut, dass ich mir gleich das damalige aktuelle Album "Self Made
Man" gekauft habe und mir gesagt habe: die würde ich gerne mal
live sehen". Und siehe da, nun rockten sie also die
"Schlossparkbühne".
Rebecca Lovell and der Gitarre und an den Lead Vocals, ihre
Schwester Megan Lovell an der Lap-Steel Gitarre, verstärkt um
Tarka Layman am Bass und Ben Satterlee an den Drums brannten
einen Blues-Rock Feuerwerk vom Feinsten ab. Tief verwurzelt im
Roots-Rock ihrer Südstaaten Heimat tragen die beiden jungen
Schwestern das musikalische Erbe von Größen wie B.B. King oder
John Robertson in dieses Jahrtausend ohne angestaubt zu wirken.
Sensationell was die beiden Schwestern live bringen, sowohl an
den Gitarren, als auch stimmlich. Sehr zu empfehlen!
Erholung bei den X Ambassadors
Die X Ambasadors haben eine unglaubliche Hitdichte, so dass sie
es sich leisten konnten, einen ihrer bekanntesten Songs
"Renegades" gleich als ersten Song zu spielen und auch "Back to
you", den sie zusammen mit den "Lost Frequencies" und Elle Duhe
aufgnenommen haben, kam recht früh im sehr abwechslungsreichen
Programm um die beiden Brüder Sam Nelson Harries und Casey
Harris, die sich live um 2 weitere Musiker verstärkt haben. Sam
Harris hat eine unglaubliche Bühnenpäsenz, ein bisschen erinnert
er an Freddy Mercury. Festlegen oder in eine Schublade einordnen
kann man die X Ambassadors nicht, höchstens in eine
Pop-Alternative-Rock-Soul-Dance Schublade, falls es so etwas
gibt. Live definitiv zu empfehlen - macht gute Laune.
Mein Höhepunkt: die Hooters...
... die ich zwar schon sehr oft gesehen habe aber vor kurzem mit "Rocking und Swing" ihr erstes Album seit 2007 (!) veröffentlichten und sich dabei etwas ganz Besonderes ausgedacht haben, nämlich zurück zu den (unbekannten) Wurzeln zu gehen. Denn bevor die beiden Hooters Mastertminds Rob Hyman und Eric Bazilian 1983 zunächst maßgeblich an Cindy Laupers Debütalbum beteligt waren und bevor dann die Hooters ihr eigenes Debütalbum quasi 2 mal veröffentlichen (1983 als Independent Album und 1985 bei Columbia Records) waren sie von 1980 als Live Band in der Clubszene von Philadelphia erfolgreich und da vor allem mit von Ska und Reggae beeinflussten Songs!Später kam dann der Schwenk zum Folk-Rock-Pop und dem typischen Hooters Sound wie wir ihn kennen und die Reggae Einflüße gab es nur vereinzelt etwa in "All your Zombies" oder ihrer Version von "500 miles" zu hören.
Und nun hauen sie mit "Rocking & Swing" ein komplettes Ska /
Reggae Album raus, teilweise mit Instrumentals und 2 Ska
Versionen von Hooters Klassikern. Ich war also gespannt, welche
Songs sie in ihr "Greatest Hits" Programm einfließen lassen.
Nachdem die 6 Hooters zu vom "Grava Jive" (nicht live) vom
erwähnten Ska Album die Bühne betraten sorgten sie mit "I'm
alive", "Hanging on a Heartbeat" und "Day by Day" für die nötige
Betriebstemperatur, unterstützt von einer sehr tollen
Light-Show. Und dann kamen schon 2 Nummern vom Ska-Album:
zunächst "Why don't you call me back", was noch am ehesten nach
Hooters, wie wir sie kennen, klingt und dann dem
Instrumentalsong "Pete Rose", der mit seinem Ska-Rhythmus sehr
gut auf ein Sommer Festival passt. Ein Festivalauftritt ist
kürzer als ein normaler Konzerttermin, von daher müssen Songs
auf der Strecke bleiben, aber trotzdem spielten die Hooters mit
der Jagger / Richards Nummer "Connection" im Reggae Gewand ein
weiteres Stück vom neuen Album, leider für mich eines der
schwächeren Nummern.
Klar, Hits wie "Johnny B", "And we danced", All you Zombies" und
"Satellite" dürfen auf keinem Hooters Konzert fehlen, trotzdem
war noch Zeit für zwei weitere Cover Versionen, nämlich "Boys of
Summer" und "500 Miles". Band und Publikum hatten an diesem
Abend viel Spaß, schade nur, dass die Hooters das Konzert mit 2
Nummern beendeten, die nicht zu meinen Favoriten zählen, nämlich
dem sinnfreien "Pissing in the Rhine" (immerhin mit neuem
Arrangement als Folk Song und "Major Tom (Völlig losgelöst"),
also 2 Nummern, die Eric Bazillian auf Deutsch singt. Da wünscht
man sich dann doch lieber "Time after Time" und "One of Us".
Egal, die Hooters erleben wohl gerade ihren 4. oder 5. Frühling
und absolvieren diesen Sommer noch zusammen mit Rick Springfield
ihre erste große US-Tour seit Jahrzehnten, nachdem sie bisher
überwiegend in Europa unterwegs waren. Man kann also damit
rechnen, dass Rob Hymans "see you next time" auch nächstes Jahr
im Sommer war gemacht werden kann.