Das Gesamtkunstwerk Fortuna Ehrenfeld im Tollhaus
Auf Fortuna Ehrenfeld, genauer gesagt Martin Bechler, der
dieses Bandprojekt initiiert hat, bin ich zum ersten Mal 2021 im
Rahmen des Tollhaus
Jahresempfang 2021 gestoßen, bei dem er solo Werbung für
das damals anstehende Konzert machte.
Nun also endlich Fortuna Ehrenfeld auf ihrer Glitzerschwein
Tour als Band, normalerweise ein Trio, auf dieser Tour und für
das kommende Album erst kürzlich um eine Bassistin verstärkt.
Wie soll man sich Fortuna Ehrenfeld vorstellen? Indie Band
greift zu kurz, denn auch für diese "Sparte" ist Fortuna
Ehrenfeld zu unabhängig. Sänger Gitarrist Martin Bechler könnte
man mit seinen klugen Texten und in Bezug auf den Gesang
irgendwo zwischen Chanson und Tom Waits verorten. Verstärkt um
seine 3 Mitstreiter geht es mal ruhig, mal rockig, oft aber auch
elektronisch tanzbar zu.
Ich muss zugeben, dass ich mich mit der Musik von Fortuna
Ehrenfeld mit Ausnahme des Kurzauftritts von Martin Bechler vor
3 Jahren vor diesem Auftritt nicht so richtig auseinandergesetzt
habe, das war aber weitgehend OK, denn die Band muss man
einfach als Gesamtkunstwerk live erleben: alle 4 kommen in
Schlafanzügen auf die Bühne und Kommunikation mit dem Publikum
wird groß geschrieben. Die Stimme von Keyboarderin Elin Bell
harmoniert gut mit dem Leadgesang von Martin Bechler,
Schlagzeuger Jannis Küpfer liefert zusammen mit der Bassistin
eine gute Grundlage für den Band-Sound.Einziges Manko: die Texte
gingen manchmal in der Musik unter, aber die Fans kannten
natürlich jede Zeile und konnten, wenn erforderlich, als Chor
fungieren, um den Sound auf dem Album auch live rüberzubringen.
Die Stimmung im kleinen Saal des Tollhaus war sensationell gut,
so gut, dass die Band zum Ende des Konzerts gar nicht mehr von
der Bühne wollte. Das führte dazu, dass irgendwann das gemeinsam
mit den brandneuen Bassistin geprobte Repertoire zu Ende war und
die ursprüngliche Bandbesetzung zu Dritt weitermachte, während
die Bassistin Whisky in schnell organisierte Shotgläser füllte
und an die Fans in der ersten Reihe verteilte.
Fazit: unbedingt live mal ansehen: so was sieht und hört man
nicht alle Tage - ein Gesamtkunstwerk