Leider zum letzten Mal: das blacksheep Festival im Schlosspark Bonfeld

Schon vor Festivalbeginn wurde bekannt gegeben, dass das diesjährige blacksheep Festival das letzte Mal stattfinden wird. Höhere Kosten, höhere Gagen, die Tendenz, dass die Besucher immer später die Tickets kaufen, ließen der ehrenamtliche arbeitenden Kulturinitiative keine andere Wahl. Ich hatte das Festival erst 2019 entdeckt und war von der Atmosphäre so begeistert, dass ich mir sagte: egal wer spielt, da lohnt es sich hinzugehen, zumal es da abseits der großen Namen immer viele neue Acts zu entdecken gab. Dass das Festival kein Selbstläufer ist, dieser Gedanke kam mir zuerst beim Ticktetkauf vor ein paar Monaten: die Ticketpreise erreichten bei mir eine Schmerzgrenze (Tagesticket für Samstag: 95€!), die ich zwar bereit war, zu überschreiten, allerdings war ich dann doch vom Line-Up am Samstag enttäuscht: einzig richtig großer Name: Paul Carrack und dafür gleich zwei Tribute Bands.

Beat the drum

Und wenn es richtig schlecht läuft, lässt auch noch das Wetter einem in Stich, leider regnete es am Samstag bis circa 18 Uhr so stark, dass ich erst zu "Beat the Drum - The Runrig Experience" eintraf, einer der beiden Tribute Bands an diesem Tag. Aber die machte ihre Sache richtig gut: sie wollen gar nicht erst vorgeben, Runrig zu sein, sondern betrachten sich eher als Fans, die die Musik der Band zu feiern. Die 5 schafften es wirklich, die Liveatmosphäre eines Runrig Konzerts zu erzeugen und die Runrig Fans, erkennbar an ihren T-Shirts und (teilweise) Kilts feierten trotz Regen, der glücklicherweise während des Konzerts stoppte und sogar für sonnige Momente Platz machte. Zwischenfazit: "Beat the drum" sind für Runrig Fans wirklich zu empfehlen.

Jack Savoretti

Weiter ging es mit Jack Savoretti, einem Briten mit unverkennbaren italienischen Wurzeln. Fand ich die ersten Songs, die er und seine Band präsentieren noch richtig gut, zerfaserte das Konzert nach und nach, da nach zunächst guten Rock-Pop Songs es über leicht schwülstige Balladen hin zu italienischem Schlager und Italo-Disco ging. Schade eigentlich, denn Jack Savoretto ist der geborene Entertainer und hat eine sehr gute Band an seiner Seite, aber so ganz scheint ihm auch nicht klar zu sein, wo es musikalisch hingehen soll und ließ mich dann auch orientierungslos zurück.

Sons of the East

Aber mit "Sons of the East", einer australischen Indie-Folk Band gab es ja eine gute Alternative. Angesiedelt irgendwo zwischen Surfer-Folk im Stile von Jack Johnson und Folk Rock nach "Mumford and Sons" Art hat diese junge Band live Qualitäten, die man selten bei einer so jungen Band findet wie beispielsweise mehrstimmigen Gesang und die Fähigkeit, einen am Vortag geschriebenen Song live so zu spielen, als wäre er schon auf unzähligen Konzerten gespielt worden. Live sehr zu empfehlen!

Vanja Sky beim Warm-Up

Nachdem ich bisher bei den beiden großen Bühnen gelauscht hatte, ging es nun zur kleinen Dorfbühne, um Sängerin und Gitarristin Vanja Sky und ihre Band zu sehen. Für mich das Highlight an diesem Tag - so viel vorweg. Im Programmheft als "kroatische Antwort auf Shreryl Crow" angekündigt begeisterte diese recht junge Künstlerin mit tief im Blues verwurzeltem Rock der meist schnelleren Sorte.

Vanja Sky

Bei ihrer Band (Gitarre, Bass, Drums) greift sie auf erfahrene Musiker zurück, zu nennen ist hier vor allem Gitarrist Guether Haas, der exzellente Soli spielt. Zusammen präsentierten sich die 4 als exzellente Live Band, die so viel Stimmung verbreiteten, dass ich den Großteil von Paul Carracks Konzert verpasste.

Pual Carrack

Tausendsassa Paul Carrack, der in seiner langen Karriere Spuren bei "The Smiths", den Pretenders, den Eagles und natürlich "Mike and the Mechanics" hinterließ, kann mit seine Band auf unzählige Hits zurückzugreifen, wie "The Living Years", "How Long", "Over my Shoulder" und viele mehr. Nicht alles davon trifft meinen musikalischen Geschmack, aber die musikalische Qualität, die live geboten wird ist bei Paul Carrack und seiner Band sehr hoch.

Und dann war es so weit: das letzte Konzert des letzten blacksheep Festival begann gegen 23 Uhr mit Abschiedsworten von 3 Verantwortlichen, die sichtbar emotional angefasst waren. Natürlich bedeutet das Ende des Festivals nicht das Ende der Kulturinitiative von Bad Rappenau, aber die Festival wie bisher wird es aus den genannten Gründen in Zukunft nicht mehr geben.

Dire Straits Legacy

Leider war dann das, was folgte, für mich die zweite Enttäuschung an diesem Festivaltag, nach dem Punkt, dass im Vergleich zu den Vorjahren zu wenig Sitzgelegenheiten in den Catering-Bereichen vorhanden waren, was vielleicht  dem schlechten Wetter geschuldet war, das zu abgesperrten Bereichen geführt hatte: die zweite Tribute Band, "Dire Straits Legacy" blieb es überlassen, die letzte Band zu sein, die auf dem Festival spielt, leider eine schlechte Wahl. Während man der Runrig Tribute Band anmerkte, wie sehr die Band nicht nur die Musik sondern auch das Flair der Musik live rüberbringen will, wirkte "Dire Straits Legacy" wie eine aus kommerziellen Gründen zusammengestellt Band, die leider nicht richtig als Einheit funktionierte. Vier der Musiker hatten tatsächlich mal auf mindestens einem Dire Straits Album ein Instrument gespielt oder gehörten mal zur Live Besetzung, aber das reicht leider nicht aus. Es muss keine perfekte Kopie sein, wenn man dich als Tribute Band  dem Werk eines Künstlers verschreibt, aber wenn man wegen zu lautem Schlagzeug das wichtigste Instrument der Dire Straits, die Gitarre kaum hört und wenn man Songs wie "Private Investigations" kaum erkennen kann, nutzen große Namen nichts. Schade.

Fazit: bis auf die letzte Band war es wieder sehr schön auf dem blacksheep Festival. Schade, dass es wegen der vielen aktuellen Probleme im Live-Musik und Kulturbereich nicht mehr stattfinden wird. Daher: "Support Live Music" und unterstützt die kleinen Clubs und Kulturinitiativen. Dort gibt es oft tolle Bands und Künstler für vergleichsweise wenig Geld zu entdecken.

Ticket blacksheep Festival 22.06.2024
        Schlosspark Bonfeld Bad Rappenau