Viel Bekanntes aber auch viel Neues bei Das Fest 2024
Donnerstag 18.07.2024
Los ging Das Fest für mich am Donnerstag um 19:00 mit Tones and I, der australischen Singer / Songwriterin, die eigentlich schon letztes Jahr spielen sollte, aber kurzfristig verhindert war. Ich bin mit gemischten Gefühlen zu Tones & I gegangen, da ich eigentlich nur "Dance Monkey" von ihr kenne und mich bei diesem Song die auto-getunte Mickey Mouse Stimme nervt. Umso überraschter war ich gleich zu Beginn ihrer Show, als sie den Alphaville Klassiker "Forever Young" mit minimaler musikalischer Begleitung fast A capella sang und ich merkte, dass Toni (so stellte sie sich vor) eine gute Stimme hat. Und auch äußerlich hob sie sich von ihren Promofotos ab: statt Bling-Bling eher bodenständig im Freizeithemd und fast ein bisschen schüchtern führte sie durch ihre Programm, nur begleitet von einem Keyboarder und einem Schlagzeuger. Und dass war vielleicht das einzuge Manko dieser Künstlerin am Anfang iherer Karriere: das Budget für eine größere Band fehlt und daher muss vieles mit Backing Tracks kompensiert werden, sei es Bass, Gitarren oder auch Backgroundgesang. Natürlich durfte "Dance Monkey" nicht fehlen - schön, dass sie hier auf den Autotune Gag verzichtete und man diesen Song mit ihrer richtigen Stimme hören konnte. Fazit: wie so oft sind manche Künstlerinnen / Künstler live besser als gedacht - so auch hier.
Weiter ging es dann um 21:00 mir dem Headliner , auf den alle
gewartet haben, nämlich Peter Fox. Nachdem er mit seiner
Band Seed schon vor 2 Jahren spielte war er diesmal solo
unterwegs, wobei das Wort solo hier definitiv nicht stimmt, denn
neben einer schon recht großen Band brachte er noch 40
Tänzerinnen und Tänzer mit und als ob das nicht genug ist,
durften noch 4 Fans mit auf die Bühne.
Während bei mir vor 2 Jahren bei Seed der Funke nicht so recht
überspringen wollte, gefiel mir Peter Fox recht gut. Sein Mix
aus Dancehall, Hip-Hop und Reggae passt natürlich super auf ein
Sommer Festival und mit den bereits erwähnten 40 Tänzerinnen und
Tänzern, einer vorzüglichen Lightshow und
Rammstein-Gedächtnis-Flammenwerfern wurde optisch auch viel
geboten. Und auch Publikumsnähe wurde gesucht indem Peter Fox
sich in den Front of Stage Bereich zu den Fans begab. Einziges
Mako: "Haus am See" wurde nicht gespielt.
Freitag 19.07.2024
Weiter ging es dann am Freitag, wo ich noch das letzte Drittel
des Auftritts von Moop Mama mitbekam und dachte: was ist
denn aus Moop Mama geworden? Vor ein paar Jahren hatte ich sie
schon mal auf Das Fest gesehen und war recht angetan, jetzt aber
wirkte alles recht eintönig und uninspiriert. Schnell
gegoogelt, woran dass liegen könnte: Aha! 2022 haben sowohl der
Frontmann als auch der Arrangeur die Band verlassen und wurden
ersetzt - merkt man leider.
Um 19.00 ging es dann weiter mit der Band, die schon 5 mal auf
Das Fest gespielt hat, nämlich die Sportfreunde Stiller.
Die brauchten ein paar Songs, um das Publikum auf ihre Seite zu
ziehen, obowhl der Sänger gleich zu Anfang sich zu den Fans im
Front-of-Stage Bereich gesellte, spätestens ab "New York, Rio,
Rosenheim" war aber Partystimmung angesagt. Fußball und die
Sportfreunde sind ja eins, und so war es natürlich nicht
verkehrt, dass sich im Laufe des Konzerts Schlagzeuger Florian
Weber unter großem Tam-Tamein KSC T-Shirt anzog und später der
Klassiker "Ich, Roque" gespielt wurde.
Nett auch die Selbstironie der Band, die darüber singt, dass sie
nie gecastet worden seien und es nur durch Tricks und
Schummeleien an die Spitze gebracht hätten um dann den
Backstreet Boys Klassiker "I want it that way" zu singen.
Top-Act am Freitag war dann Bosse, der auch schön öfter
Gast auf Das Fest war und dem man anmerkte (er betonte es auch
oft genug), wie sehr er sich auf den Mount Klotz gefreut hat,
sodass ihm dieser sogar bei einer Zahnarztbehandlung unter
Narkose am Vortag im Traum erschienen sei. Wie bei seinem
Auftritt 2018 auf das Fest hatte Namensgeber Axel Bosse wieder
eine großartige Band dabei, das Bühnenbild mit Mond im
Hintergrund und die Entscheidung die Video Walls konsequent in
Schwarz-Weiss zu halten waren ebenfalls nicht verkehrt. Im
Gegensatz zu den Sportfreunden sprang der Funke sofort über,
nicht nur bei "Schönste Zeit" oder "Der letzte Tanz", das gleich
zwei mal gespielt wurde. Fazit: sehr gutes Konzert, bei dem
alles stimmte.
Samstag 20.07.2024
Am Samstag zog es mich eigentlich nur zu OK Kid auf die
Hauptbühne, die ich zwar nicht kannte, deren Radiohead
Referenzen im Bandnamen mich aber neugierig machten. Zum Glück
bekam ich noch eine halbe Stunde des Berliner Rappers /
Hip-Hoppers Megaloh mit. Musikalisch zwar nicht mein
Ding, aber Texte und Ansagen des sympathischen Künstlers
beeindruckten mich doch.
Danach also OK Kid aus Gießen und mir war nicht so ganz
klar, was ich zu erwarten haben: Indiepop oder Hip Hop? Es
stellte sich als Mischung von beiden heraus mit starker Tendenz
eher zu deutschem Hip-Hop. Für mich war es dann am schönsten,
wenn sich der Gitarrist einbringen konnte und es mehr Richting
Indie-Rock ging. Schön, dass OK Kis Gäste auf die Bühne holten:
zum einen den eingangs erwähnten Megaloh, zum anderen Paula
Carolina die zum Abschluss des Samstags im "Night Club"
genannten Programmteil auftreten wird. Fazit: Mal sehen, wo die
Reise bei OK KId hingeht. Zunächst wollen sie nämlich in aller
Ruhe das machen, was sie am liebsten machen: neue Songs ohne
Druck hinsichtlich ihrer Verwertbarkeit aufzunehmen.
Sonntag 21.07.2024
Am Sonntag zog es mich zum einzigen Classic Rock Act in diesem
Jahr: das Trio Wolfmother aus Australien um Gitarrist
und Sänger Andrew Stockdale versprechen einen Mix aus Led
Zeppelin, Black Sabath, AC/DC und Deep Purple und so kam es dann
auch. Toll, was man mit einer so kleinen Besetzung an Sound
alles herausholen kann.
Ihren kommerzielen Höhepunkt hatten Wofmother bereits 2006 mit
dem Song "Joker & the Thief", der damals in verschiedenen
Soundtracks verwetet wurde. Seitdem gab es mehrere
Umbesetzungen, aber am Soound von Wolfmother hat das wenig
geändert. Klassischer Rock eben, mit denen die 3 das Publikum
schnell auf ihre Seite brachten. Und iwe bei vielen anderen
Bands, die zum ersten Mal auf "Das Fest" spielen, war auch
Andrew Stockdale von der Kulisse so beeindruckt, dass er zum
Ende gleichzeitig sang, Gitarre spielte und versuchte, dass
Geschehen auf seinem Smartphone zu verewigen. Und mit dem Led
Zeppelin Klassiker Rock and Roll als einzige Zugabe endete das
Konzert und hinterließ glückliche Rock Fans.
Danach habe ich dann noch eine halbe Stunde beim Top Act Lea
zugehört, auf die viele, vor allem ganz junge Fans in
Begleitung ihtrer Eltern gewartet haben. Lea und ihre Band
machten alles richtig, aber vor allem nach Wolfmother zog es
mich dann doch nach Hause - ihr Deutsch-Pop ist leider nicht
nach meinem Geschmack.
Fazit
Als ich zufälligerweise an einem der Tage ein altes Fest
T-Shirt von 2013 anzog, viel mir auf, das das Programm fast
identisch war. 2013: Seed, Bosse, Sportfreunde Stiller. 2024:
Peter Fox, Bosse, Sportfreunde Stiller. Aber da tue ich dem Fest
natürlich unrecht, denn dieses Jahr wurden mit beispielsweise
Tones & I, Nina Chuba und Lea neue, junge Künstlerinnen auf
die Hauptbühne geholt und dies trifft wohl auch den Geschmack
des Publikums. Leider muss man wie in den Vorjahren Rock-Acts
mit der Lupe suchen oder zur Festbühne pilgern, einem Teil des
kostenlosen Programms, das sicherlich neben vielen anderen
Angeboten Das Fest zu dem macht, was es ist.
In Bezug auf den Bezahlbereich habe ich wie im Vorjahr das
Gefühl, dass zu viele Karten verkauft werden. Wenn man sich bei
den Top Acts quasi gar nicht mehr bewegen kann, ohne
rücksichtslos agieren zu müssen, leidet doch die friedliche
Festivalatmosphäre. Und mehr nicht-alkoholische Getränkeläufer
bei Temperaturen über 30 Grad, die wie ihre Kollegen (Bier,
Wodkashts, Weinschorle) mit Fahnen ausgestattet seien sollten,
wären prima. Großes Lob an die Security Teams, die immer
entspannt und freundlich reagierten und im Front of Stage
Bereich sogar Wasser verteilten. Mal sehen, wie es in Zeiten, in
denen mehr und mehr Festivals aufgeben müssen, mit Das Fest
weitergeht.