Konzert? Fast eine Messe: Bruce Springsteen & The E Street Band auf "The Land of Hope and Dreams Tour"
Fast auf den Tag genau 40 Jahre, nachdem ich Bruce Springsteen
& The E Street Band, damals auf ihrer Born in the USA Tour,
1985 im Frankfurter Waldstadion erlebt hatte, nun also Bruce
Springsteen & The E Street Band auf der "The Land of Hope
and Dreams Tour" im Frankfurter Deutsche Bank Park, also an der
fast gleichen Stelle.
Und man merkt gleich: diese Europa Tournee ist für Bruce
Springtseen keine Tour wie jede andere auch, dafür brennt ihm
zuviel unter den Nägeln. Nach "No Surrender", einem Live Auftakt
nach Maß, berichtet er zum ersten Mal über den schlimmen Zustand
seiner Heimat, in der Bürgerrechte missachtet werden,
willkürliche Deportationen erfolgen und der reichste Mann der
Welt Gefallen daran findet, Kinder verhungern zu lassen, das
alles unterstützt durch eine korrupte und unfähige Regierung.
Und dann folgt natürlich der Song, der der Tour den Namen
gegeben hat: "Land of Hope & Dreams". Denn Bruce Springsteen
weiss: das Amerika, über das er die letzten 50 Jahre gesungen
hat, existiert noch immer und es wird auch diese düstere Zeit
überleben, so seine Botschaft.
Eine kluge Setlist und eine wundervoll eingespielte Band
schaffen es mühelos, sowohl den Party Modus zu bedienen ("Hungry
Heart", "Dancing in the Dark"), als auch pointiert auf die
dunklen Seiten der USA hinzuweisen. So hat sich bei mir an
diesem Abend der Song "Rainmaker" eingebrannt, der clever
aufzeigt, wie Populisten sich an der Not verzweifelter Menschen
bereichern. Hilfreich war, dass bei Ansprachen und ausgewählten
Songs deutsche Untertitel auf den Video Walls eingeblendet
wurden. Auch "House of a Thousand Guitars" war ähnlich
eindringlich.
Immer wieder suchte Bruce auch Kontakt zu den Fans in den
ersten Reihen, ließ sich auf Selfies ein und schenkte einem
überglücklichen Kind seine Mundharmonika. Die um zahlreiche
Background Sängerinnen und Sänger punktete vor allem bei den
Songs, die einen leichten Gospel Touch haben, wie zum Beispiel
"The Rising". Das, und die Tatsache, dass Songs oft Gebete für
Bruce Springteeen sind, wie beispielsweise "Long walk home", das
er als Gebet für sein Heimatland ankündigt, verstärkt den
Eindruck, einer Rock 'n Roll Messe beizuwohnen.
Drei Stunden gehen wir im Fluge vorbei und die letzte halbe
Stunde verwandelt dann die Arena dann noch mal in eine große
Party: der Zugabenblock läßt mit "Born in the USA", "Born to
run", "Bobby Jean" und "Dancing in the Dark" keine Wünsche offen
und mit dem Bob Dylan Klassiker "Chimes of Freedom" entlässt
Bruce und seine Band ein glückliches Publikum in die Frankfurter
Nacht. Denn totz all der Düsetrnis, die in manchen der
Springsteen-Songs lauert, wird doch immer Hoffnung und die
Wichtigkeit gemeinsamer Werte vermittelt.
Fazit: trotz der nicht gerade günstigen Ticketpreise und des
suboptimalen Sounds an meinem Platz im Oberrang, bereue ich
keine Sekunde dieses grandiosen Konzerts.
Setlist:
No Surrender
Land of Hope and Dreams
Death to My Hometown
Lonesome Day
My Love Will Not Let You Dow
Rainmaker
Atlantic City
Trapped
The Promised Land
Hungry Heart
The River
Youngstown
Murder Incorporated
Long Walk Home
House of a Thousand Guitars
My City of Ruins
Because the Night
Wrecking Ball
The Rising
Badlands
Thunder Road
Zuagben:
Born in the U.S.A.
Born to Run
Bobby Jean
Dancing in the Dark
Tenth Avenue Freeze-Out
Twist and Shout
Chimes of Freedom
