Athlete, 23.09.2005, SWR3 New Pop Festival, Theater Baden-Baden

Der Fluch des Theaters?

Neben der Verpflichtung von  - für das normale SWR3 Programm jedenfalls - überraschend guter Bands am Rande und außerhalb des Mainstreams ist die Auswahl der Loactions für das SWR3 New Pop Festival das große Plus dieses Festivals. Das Theater in Baden-Baden ist dabei sicherlich der meistbegehrte Veranstaltunsgort: das wunderbare kleines Theater mit Logen, Goldverzierungen und Kristallleuchter bietet sicherlich den intimsten Rahmen um eine Band wie Athlete zu sehen. Und inzwischen hat das Festival einen solch guten Ruf, dass die 4 von Athlete extra ihre derzeitige US Tournee unterbrachen, um für dieses eine Konzert von Chicago nach Baden-Baden zu düsen.

Glücklicherweise eine Loge ergattert und alleine die Atmosphäre war den Eintritt schon wert: neben dem absolute sehenwerten Theater konnte man dann noch in der Loge gegenüber Kettcar und in der Loge daneben die Caesars erkennen. Gemunkelt wurde auch, dass Sara Kuttner anwesend sei. Kann eigentlich nicht viel schief gehen, denkt man noch und um 23.15 Uhr kommen die 4 von Athlete auf die Bühne.

Zugegeben: außer "Wired" und "Half Light" kannte ich vorher nichts von Athelete aber trotzdem schlugen mich Athlete gleich in den Bann: Sänger und Gitarrist Joel überzeugt mit einer sehr gut zu den Songs passenden Stimme, Keyboarder Tim hingegen ist von einer Keyboard-Burg umgeben, die Manfred Mann neidisch machen würde und bildet so etwas wie einen Kontrapunkt zum Sänger, der immer Kontakt zum Publikum sucht, während er, der Keyboarder, oft so wirkte, als wäre er gedanklich gar nicht anwesend, sondern soundtüffteltend im Studio. Bass und Schlagzeug wiederum bilden das rhythmische Grundgerüst zu den am Anfang etwas ruhigen Songs.

Und gerade als es rockiger wurde nahm das Unglück seinen Lauf: nachdem schon im Vorfeld das Konzert unter keinem guten Stern stand, nachdem dem Soundmann von Athlete am Flughafen in Chicago der Pass abhanden kam und er nicht nach Baden-Baden kommen konnte, überlagerte ein nerviges Brummen, offensichtlich vom Gitarreneffektboard kommend, den sorgsam ausgetüffelten Sound.  Obwohl doppelt ärgerlich, da  das Konzert ja auch im Radio / TV ausgestrahlt werden soll, blieb die Band erstaunlich gelassen und gab ihrer Crew die Zeit, das Problem, das darin bestand, das niemand wußte, was das Problem sei, wie Joel bemerkte, zu lösen. Flugs wurde das Konzert umgestellt und ein nicht geplanter Akkustik Set eingestreut, aber es bedurfte mehrerer Anläufe, bis  die E-Gitarre wieder ausgepackt werden konnte - und prompt rieß eine Gitarrenseite. "Ob denn ein Fluch auf diesem wunderschönen Theater liege" wollte Joel wissen, bevor die letzten 3 - 4 Songs dann phänemonal wurden. Der Vergleich mit Coldplay wird ja oft gezogen und der Athlete Sänger muß schon aufpassen, dass er Chris Martins Gestik nicht zu oft und zu sehr kopiert, aber trotzdem bieten Athlete etwas Eigenständiges: sorgsam ausgetüfftlete Songs mit oft dramatischen Brüchen und Temopwechseln ließen trotz der erwähnten technischen Schwierigkeiten den einstündigen Auftritt wie im Fluge vergehen.

Und mit einem Song über die Rockszene, der mit seiner akkustischen ersten Hälfte und der rockigen zweiten Hälfte für Athlete nicht hätte typischer sein können, verabschiedeten sich 4 symphatischen Athleten. Fazit: möglcihst schnell beide CDs von Athlete besorgen und hoffen, dass Athlete bald nochmal nach Deutschland kommen.

Ticket

© 09/2005 by Hans-Georg Krumm
URL: http://www.hgkrumm.de/athlete_230905.html 

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