Der Fluch des Theaters?
Neben der Verpflichtung
von - für das normale SWR3 Programm jedenfalls -
überraschend guter Bands am Rande und außerhalb des
Mainstreams ist die Auswahl der Loactions für das SWR3 New Pop
Festival das große Plus dieses Festivals. Das Theater in
Baden-Baden ist dabei sicherlich der meistbegehrte Veranstaltunsgort:
das wunderbare kleines Theater mit Logen, Goldverzierungen und
Kristallleuchter bietet sicherlich den intimsten Rahmen um eine Band
wie Athlete zu sehen. Und inzwischen hat das Festival einen solch guten
Ruf, dass die 4 von Athlete extra ihre derzeitige US Tournee
unterbrachen, um für dieses eine Konzert von Chicago nach
Baden-Baden zu düsen.
Glücklicherweise eine Loge ergattert und alleine die
Atmosphäre war den Eintritt schon wert: neben dem absolute
sehenwerten Theater konnte man dann noch in der Loge gegenüber
Kettcar und in der Loge daneben die Caesars erkennen. Gemunkelt wurde
auch, dass Sara Kuttner anwesend sei. Kann eigentlich nicht viel schief
gehen, denkt man noch und um 23.15 Uhr kommen die 4 von Athlete auf die
Bühne.
Zugegeben: außer "Wired" und "Half Light" kannte ich vorher
nichts von Athelete aber trotzdem schlugen mich Athlete gleich in den
Bann: Sänger und Gitarrist Joel überzeugt mit einer sehr gut
zu den Songs passenden Stimme, Keyboarder Tim hingegen ist von einer
Keyboard-Burg umgeben, die Manfred Mann neidisch machen würde und
bildet so etwas wie einen Kontrapunkt zum Sänger, der immer
Kontakt zum Publikum sucht, während er, der Keyboarder, oft so
wirkte, als wäre er gedanklich gar nicht anwesend, sondern
soundtüffteltend im Studio. Bass und Schlagzeug wiederum bilden
das rhythmische Grundgerüst zu den am Anfang etwas ruhigen Songs.
Und gerade als es rockiger wurde nahm das Unglück seinen Lauf:
nachdem schon im Vorfeld das Konzert unter keinem guten Stern stand,
nachdem dem Soundmann von Athlete am Flughafen in Chicago der Pass
abhanden kam und er nicht nach Baden-Baden kommen konnte,
überlagerte ein nerviges Brummen, offensichtlich vom
Gitarreneffektboard kommend, den sorgsam ausgetüffelten
Sound. Obwohl doppelt ärgerlich, da das Konzert ja
auch im Radio / TV ausgestrahlt werden soll, blieb die Band erstaunlich
gelassen und gab ihrer Crew die Zeit, das Problem, das darin bestand,
das niemand wußte, was das Problem sei, wie Joel bemerkte, zu
lösen. Flugs wurde das Konzert umgestellt und ein nicht geplanter
Akkustik Set eingestreut, aber es bedurfte mehrerer Anläufe,
bis die E-Gitarre wieder ausgepackt werden konnte - und prompt
rieß eine Gitarrenseite. "Ob denn ein Fluch auf diesem
wunderschönen Theater liege" wollte Joel wissen, bevor die letzten
3 - 4 Songs dann phänemonal wurden. Der Vergleich mit Coldplay
wird ja oft gezogen und der Athlete Sänger muß schon
aufpassen, dass er Chris Martins Gestik nicht zu oft und zu sehr
kopiert, aber trotzdem bieten Athlete etwas Eigenständiges:
sorgsam ausgetüfftlete Songs mit oft dramatischen Brüchen und
Temopwechseln ließen trotz der erwähnten technischen
Schwierigkeiten den einstündigen Auftritt wie im Fluge vergehen.
Und mit einem Song über die Rockszene, der mit seiner akkustischen
ersten Hälfte und der rockigen zweiten Hälfte für
Athlete nicht hätte typischer sein können, verabschiedeten
sich 4 symphatischen Athleten. Fazit: möglcihst schnell beide CDs
von Athlete besorgen und hoffen, dass Athlete bald nochmal nach
Deutschland kommen.
©
09/2005 by
Hans-Georg Krumm
URL:
http://www.hgkrumm.de/athlete_230905.html
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