BAP, 22.03.2006, Mannheim Rosengarten

3 Stunden BAP? Eigentlich sind es ja 4...

BAP haben sich auf ihrer Jubiläumstour etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um den Fans die Wartezeit bis zum Konzertbeginn zu versüßen. Die Songs, die zum Einlass bis zum Showbeginn laufen haben alle eines gemeinsam: jeder Song wurde von BAP bereits gecovert - entweder auf Platte/CD oder während einer der vielen, vielen Tourneen der vergangenen 30 Jahre. Und so werden aus 3 Stunden BAP im Handumdrehen 4 Stunden BAP, denn bei manchem Fan läuft im Kopf das passende BAP Cover zum Original ab, sodass die Zeit bis 20 Uhr wirklich schnell vorbeigeht.

 Der Rosengarten in Mannheim schien diesmal voller zu sein, als ich es noch von dem letzten Konzert im Rahmen der Sonx Tour in Erinnerung habe. Und die Stimmungskurve zeigt schon vor Konzertbeginn deutlich nach oben: wie in der guten alten Zeit wird im Takt geklatscht und auch der Fan-Countdown ertönt mehrmals bis endlich das Licht ausgeht. Ein antikes Radio wird angeleuchtet und scheinbar wird eine Art Radio-Zapping durch die Zeit betrieben: viele der Songs, die die Wartezeit verkürzten, werden noch mal kurz angespielt, eine Reportage aus dem Halbfinale(?) der 1976er Europameisterschaft ertönt, und schließlich kündigt ein Radiomoderator "Wild Thing" in der Version von Wolfgang Niedeckens BAP an und dann stehen sie endlich auf der Bühne um mit eben dieser Cover Version (Wahnsinn) gefolgt vom "Waschsalon" und "Ahl Männer" die Show zu beginnen. 3 rockige Songs gleich zu Beginn und erfreulicherweise reichten diesmal diese 3 Lieder um den Sound in den Griff zu kriegen, der am Anfang Niedeckens Stimme nur erahnen ließ. Doch danach war der Sound vom Feinsten und eine wunderschöne Zeitreise durch 3 Jahrzehnte begann. Die Band wirkte auf mich sehr relaxt (im positiven Sinne). Niedeckens Ansagen zu den einzelnen Songs waren kurz und pointiert und hier und da auch wunderschön selbstironisch, wie zum Beispiel der Hinweis, dass "Stell dir vüür" auf gar keinen Fall von Bob Dylans "Hurricane" geklaut sei um im anschließenden Medley aus diesen 2 Songs genau das Gegenteil zu beweisen. Helmuts Gitarrensoli an diesem Abend gehören für mich zu den Besten, die ich bei einem BAP Konzert erleben durfte und erfreulicherweise hat wurden im Klangbild der Band die Keyboards wieder eine Stufe runtergeschaltet.

Auch nach 3 Jahrzehnten schafft es BAP immer noch zu überraschen, sowohl optisch mit einer Lightshow mit neuen interessanten Effekten, als natürlich auch bei der Songsasuwahl und der Umsetzung derselben: "Fortsetzung folgt" in der schnellen Version vom  "3 X 10 Jahr Album" überzeugt nach all den Jahren endlich auch live, und mit der "Ruut-Wieß-Blau quergestreiften Frau" und dem "Jupp" sind 2 wunderschöne Geschichten aus der Zeit im Programm, als BAP noch regelmäßig in dieser Kneipe, dem "Chlodwig Eck" in Köln spielten. Weitere Überraschungen: der "Liebeslieder im Sitzen Block" wurde in einen "Unplugged" Block umgemodelt bestehend aus "Dreimohl Zehn Jahre", besagtem Jupp und einer wunderschönen Version von "Do kanns zaubre". So ganz hat das mit der Neuinterpretation dieses Klassikers wohl doch nicht geklappt, und so präsentierten BAP den Song wieder näher dran am Original, und meiner Meinung nach ist Helmuts Akustik Solo zum Ende einfach genial, wie Helmut an diesem Abend überhaupt in der Form seines Lebens war.
 
Tja, und schließlich war man im Mannheim und was liegt da näher, als einen der Gäste des Jubiläumsalbum, der in Mannheim lebt, an diesem Abend auf die Bühne zu bitten. Und so kam es während "Kristallnaach" und "Widderlich" zum wirklich gelungenen Duett zwischen Niedecken und Laith Al-Deen, sicherlich einer der Höhepunkte des Abends, der das letzte Drittel des Konzerts einleitete, in dem jeder Besucher alles vorfand, was das Herz begehrte: Hits und Klassiker, wie z.B. "Verdamp lang her", Mitsing Hymnen wie "Jraaduss" und "Wellenreiter", die von Niedecken benutzt wurden, um den Besuchern das Kölsch Abitur abzunehmen ("Immer dran denken, im Kölschen jibbet kein G") und ganz am Ende, zum Ausklang eine weitere Überraschung bei der "Devils & Dust" Version des auf unbestimmte Zeit ausgeborgten Springsteen Titels "Hungry Heart": nicht nur, dass Schlagzeuger Jürgen Zöller selbst eine Strophe sang, nein, Niedecken bat Radio Legende Frank Laufenberg auf die Bühne, der frenetisch gefeiert und ebenfalls mitsang.
 
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es dennoch zu vermelden: bei "Hurrican / Stell dir vüür" wurde schmerzlich Anne de Wolff vermisst - so ganz ohne Geige fehlt einfach etwas. Aber schließlich soll sie ja in Karlsruhe dabei sein, wenn es wieder heißt: 3 bzw. 4 Stunden BAP...

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Hier noch ein paar Links:

© 03/2006 by Hans-Georg Krumm
URL: http://www.hgkrumm.de/bap220306.html 

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