3 Stunden BAP?
Eigentlich sind es ja 4...
BAP haben sich auf ihrer Jubiläumstour etwas ganz
Besonderes einfallen lassen, um den Fans die Wartezeit bis zum
Konzertbeginn zu versüßen. Die Songs, die zum Einlass bis
zum Showbeginn laufen haben alle eines gemeinsam: jeder Song wurde
von BAP bereits gecovert - entweder auf Platte/CD oder während
einer der vielen, vielen Tourneen der vergangenen 30 Jahre. Und so
werden aus 3 Stunden BAP im Handumdrehen 4 Stunden BAP, denn bei
manchem Fan läuft im Kopf das passende BAP Cover zum Original ab,
sodass die Zeit bis 20 Uhr wirklich schnell vorbeigeht.
Der Rosengarten in Mannheim schien diesmal voller zu
sein, als ich es noch von dem letzten Konzert im Rahmen der
Sonx Tour in Erinnerung habe. Und die Stimmungskurve zeigt schon vor
Konzertbeginn deutlich nach oben: wie in der guten alten Zeit
wird im Takt geklatscht und auch der Fan-Countdown ertönt
mehrmals bis endlich das Licht ausgeht. Ein antikes Radio wird
angeleuchtet und scheinbar wird eine Art Radio-Zapping durch die Zeit
betrieben: viele der Songs, die die Wartezeit
verkürzten, werden noch mal kurz angespielt,
eine Reportage aus dem Halbfinale(?) der 1976er
Europameisterschaft ertönt, und schließlich
kündigt ein Radiomoderator "Wild Thing" in der Version von
Wolfgang Niedeckens BAP an und dann stehen sie endlich auf der
Bühne um mit eben dieser Cover Version (Wahnsinn) gefolgt vom
"Waschsalon" und "Ahl Männer" die Show zu beginnen. 3 rockige
Songs gleich zu Beginn und erfreulicherweise reichten diesmal diese 3
Lieder um den Sound in den Griff zu kriegen, der am Anfang Niedeckens
Stimme nur erahnen ließ. Doch danach war der Sound vom Feinsten
und eine wunderschöne Zeitreise durch 3 Jahrzehnte begann.
Die Band wirkte auf mich sehr relaxt (im positiven Sinne).
Niedeckens Ansagen zu den einzelnen Songs waren kurz
und pointiert und hier und da auch wunderschön
selbstironisch, wie zum Beispiel der Hinweis, dass "Stell dir
vüür" auf gar keinen Fall von Bob Dylans "Hurricane" geklaut
sei um im anschließenden Medley aus diesen 2 Songs genau das
Gegenteil zu beweisen. Helmuts Gitarrensoli an diesem Abend
gehören für mich zu den Besten, die ich bei einem BAP Konzert
erleben durfte und erfreulicherweise hat wurden im Klangbild der Band
die Keyboards wieder eine Stufe runtergeschaltet.
Auch nach 3
Jahrzehnten schafft es BAP immer noch zu überraschen, sowohl
optisch mit einer Lightshow mit neuen interessanten Effekten, als
natürlich auch bei der Songsasuwahl und der Umsetzung derselben:
"Fortsetzung folgt" in der schnellen Version vom "3 X 10 Jahr
Album" überzeugt nach all den Jahren endlich auch live, und mit
der "Ruut-Wieß-Blau quergestreiften Frau" und dem "Jupp" sind 2
wunderschöne Geschichten aus der Zeit im Programm, als BAP noch
regelmäßig in dieser Kneipe, dem "Chlodwig Eck" in Köln
spielten. Weitere Überraschungen: der "Liebeslieder im Sitzen
Block" wurde in einen "Unplugged" Block umgemodelt bestehend aus
"Dreimohl Zehn Jahre", besagtem Jupp und einer wunderschönen
Version von "Do kanns zaubre". So ganz hat das mit der
Neuinterpretation dieses Klassikers wohl doch nicht geklappt, und so
präsentierten BAP den Song wieder näher dran am Original, und
meiner Meinung nach ist Helmuts Akustik Solo zum Ende einfach genial,
wie Helmut an diesem Abend überhaupt in der Form seines Lebens war.
Tja, und
schließlich war man im Mannheim und was liegt da näher, als
einen der Gäste des Jubiläumsalbum, der in Mannheim lebt, an
diesem Abend auf die Bühne zu bitten. Und so kam es während
"Kristallnaach" und "Widderlich" zum wirklich gelungenen Duett zwischen
Niedecken und Laith Al-Deen, sicherlich einer der Höhepunkte des
Abends, der das letzte Drittel des Konzerts einleitete, in dem
jeder Besucher alles vorfand, was das Herz begehrte: Hits und
Klassiker, wie z.B. "Verdamp lang her", Mitsing Hymnen wie "Jraaduss"
und "Wellenreiter", die von Niedecken benutzt wurden, um den Besuchern
das Kölsch Abitur abzunehmen ("Immer dran denken, im Kölschen
jibbet kein G") und ganz am Ende, zum Ausklang eine weitere
Überraschung bei der "Devils & Dust" Version des auf
unbestimmte Zeit ausgeborgten Springsteen Titels "Hungry Heart": nicht
nur, dass Schlagzeuger Jürgen Zöller selbst eine
Strophe sang, nein, Niedecken bat Radio Legende Frank Laufenberg
auf die Bühne, der frenetisch gefeiert und ebenfalls mitsang.
Einen
kleinen Wermutstropfen gibt es dennoch zu vermelden: bei "Hurrican /
Stell dir vüür" wurde schmerzlich Anne de Wolff vermisst
- so ganz ohne Geige fehlt einfach etwas. Aber schließlich
soll sie ja in Karlsruhe dabei sein, wenn es wieder heißt: 3 bzw.
4 Stunden BAP...
Hier noch ein
paar Links:
©
03/2006 by
Hans-Georg Krumm
URL:
http://www.hgkrumm.de/bap220306.html
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