BAP, 30. Juli 2005, Pforzheim,
Kulturhaus Osterfeld
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Sonne statt Regen
Seltsam: das BAP Logo prangt auf der Bass-Drum aber
ansonsten kommt einem das Equipment auf der Bühne seltsam
unbekannt vor: Statt Helmuts Engl Verstärker findet man andere
Verstärker vor und auch die Keyboards sehen nicht so aus, wie man
sie kennt. Wolfgang Niedecken klärt nach den Eröffnungssongs
"Jedenfalls Vermess" und "Alexandra" schnell auf: am Vorabend, beim
Konzert in Mendig, musste das Konzert wegen eines einsetzenden
Unwetters beim 4. oder 5 Song abgebrochen werden - ironischerweise bei
"Krahnebäume" und dort bei der Textzeile "Rään un
Sonensching un Hagel" und genau diese Kombination führte dazu,
dass ein Großteil von Helmuts und Michaels Equipment in der
einsetzenden "Brandung" untergingen und am Tag drauf in Pforzheim durch
Leihequipment ersetzt werden musste. Dafür war die Band aber
überraschend gut drauf, und es wirkte fast so, als ob
die Herausforderung
"mal-sehen-ob-und-wie-wir-unseren-Sound-auf-unbekannten-Equipment-hinkriegen"
die 5 eher beflügelten, als lähmte.
Das Konzert fand im Innenhof des Kulturhaus Osterfeld,
mitten in einer Wohngegend, statt und bot eine nette Atmosphäre,
sodass neben der Band auch das Publikum von Anfang an gut drauf war.
Wegen dieser Lage, mitten im Wohngebiet, war es ein etwas
"kürzerer" BAP Auftritt, "nur" 2,5 Stunden statt der
"üblichen" 3 Stunden aber trotzdem war die Band für
Überraschungen gut, jedenfalls schafften sie es, mich zu
verblüffen, obwohl ich sie doch erst vor kurzem in Rheinau
gesehen hatte. Da war zum einen der gute alte "Wellenreiter" in einer
Reggae (!) Version, der zu etwas zweigeteilten Reaktionen
führte: die einen fanden den Reggae Rhythmus etwas unpassend zur
Textmeldoie, die anderen genossen einfach den Groove. Die
größte Überraschung für mich aber fand
während des "Liebeslieder-im-Sitzen" Teil der Show statt: als
drittes Liebeslied neben "Paar Daach fröher" und "Do kanns zaubre"
gab es nämlich einen Song, den ich mir vorab beim besten Willen
nicht unplugged hätte vorstellen können: "Hungry Heart" in
einer Super-Version mit Akkordeon und akustischen Gitarren, die wohl
nah an die Version herankam, die Springsteen bei seinen kürzlich
stattgefunden Solo Shows zum Besten gab, wie Niedecken bemerkte.
Ein paar Überraschungen also plus ein Haufen alter
Bekannte wie "Kristallnaach", "Verdamp lang her" (als erste Zugabe) und
der "Waschsalon" ließen schnell vergessen, das die Band
größtenteils auf unbekannten Equipment spielte.
Nur "Rövver noh Tanger" konnte seinen Zauber an diesem Abend
nicht so richtig entfalten. Einziger Wermutstropfen für mich an
diesem Abend: das Konzert war mir zu "orgellastig". Zum einen baute
Michael Nass alias "Reverend MC Wet" Hammond Orgel Soli ein, wo sie
meiner ganz persönlichen Meinung nach nichts zu suchen haben, so
etwa bei "Paar Daach fröher". Zum anderen war mir die Orgel
permanent zu sehr in den Vordergrund gemischt, meist gegen Ende eines
Songs wie etwas bei Heroes/Helden, das herrlich gitarrenlastig anfing
und am Ende das Problem hatte, dass man Helmuts Gitarre kaum noch
ausmachen konnte unter dem Orgelsound. Aber OK, vielleicht lag es ja
auch an dem unbekannten Equipment.
Und zum Ende des Konzerts, bei dem glücklicherweise die
Devise galt "Sonne statt Regen", bedankte sich Niedecken noch bei den
Anwohnern, die wohl ein großes Herz für Rock 'n' Roll
hätten, und von denen einige das Konzert vom Balkon aus
verfolgten. Mit einer wunderschönen Version von "Jraaduss", bei
der im "Mitsing-Teil" der Publikums-Chor in Männlein und Weiblein
unterteilt wurde verabschiedete sich die wirklich auffällig
gutgelaunte Band von Pforzheim, 23 Jahre nach ihrem letzten Konzert in
dieser Stadt.
©
07/2005 by
Hans-Georg Krumm |
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