Laute Gitarren im kleinen Jubez
Ein Artikel in den Karlsruher BNN hatte mich auf dieses Konzert im
Jubez aufmerksam gemacht. Chris Cacavas, eigentlich aus Tucson Arizona,
seit ein paar Jahren aber Wahl-Karlsruher und so etwas wie der
Godfather des "Modern Americana" stellt sein neuestes Album vor.
Und siehe da: auch der "Rolling Stone" ist voll des Lobes (4 von 5
Sternen für "Love's been Discontinued"). Da kann man eigentlich
nichts falsch machen, denkt man, zumal das Jubez ja auch den richtigen
Rahmen bietet.
Mit leichter Verspätung geht es dann los, Chris Cacavas und
seine 2 Mitstreiter Willi Rochel am Schlagzeug und Filippo Gonzales am
Bass, verstärkt um den extra aus Kalifornien eingeflogenen Jesse
Wilder legen und los und der erste Eindruck ist: das wird laut! 2
E-Gitarren, der Bass sowie ein staubtrockenes Schlagzeug dominieren
neben Chris Cacavas' Stimme den Sound. Erster Song vorbei, Gitarre
gestimmt und gleich der nächste Song und so geht es in der ersten
Hälfte weiter. Leider gleicht ein Song vom Sound her dem
nächsten und so kam bei mir leider Langeweile auf, zumal der gute
Chris nun nicht gerade der große Kommunikator ist. Ein kurzes
"Thank you" oder "Vielen Dank" und weiter ging es.
Zum Glück wurde es in der zweiten Hälfte besser: Chris
Cacavas hetzte nicht mehr so von einem Song zum nächsten sondern
nahm sich auch mal Zeit um über sein nicht mehr ganz taufrisches
"neues" Album zu erzählen oder um brandneue Songs
anzukündigen. Und hier und da setzte er sich auch mal ans
Keyboard, was dem Ganzen gut bekam. Brach in der ersten Hälfte
eine Art permanentes Grunge Gewitter los, klang die zweite Hälfte
wesentlich abwechslungsreicher: plötzlich klang es auch mal nach
John Lennon oder Tom Petty und soundmäßig fühlte man
sich in hier und da in eine Wüstenlandschaft versetzt. Einziges
Manko: auch wenn die Songs nun differenzierter klangen, hatten die 2
Gitarristen den deutlichen Drang zum Ende fast jeden Songs
mittels Feedback Orgien wieder zum etwas indifferenten Klangbild der
ersten Hälfte des Konzerts zurückzukehren. Schade!
Zugaben gab es auch und während dieser gab es dann noch eine
Überraschung: Chris Cacavas holte eine Gitarristin auf die
Bühne, die einen bleibenden Eindruck hinterließ, um es mal
vorsichtig auszudrücken. E-Gitarre konnte sie spielen, keine
Frage, aber während die anderen 4 Musiker den ganzen Abend lang
meist cool und in stoischer Ruhe ihren Part spielten oder sangen, ging
diese Dame ganz aus sich raus. Es wirkte so, als hätte man der
Gewinnerin eines Air-Guitar-Contests eine richtige Gitarre in die Hand
gedrückt und auf die Bühne geschickt. Ein Blick ins Publikum:
ungläubiges Staunen wechselte sich mit breitem Grinsen ab. Ein
Blick auf die Bühne und tatsächlich: Filippo Gonzales und
Jesse Wilder sieht man zum ersten Mal an diesem Abend lachen.
Fazit: schlecht war das sicherlich nicht, was geboten wurde, aber
vom CD Kauf wurde ich gerade nicht animiert. War nicht so mein Fall,
das Ganze.