Einfaches Konzept prima umgesetzt

Eigentlich wollte er sich dieses Jahr ja rar machen, um nächstes Jahr mit BAP und einem neuen Album wieder durchzustarten, so jedenfalls lauteten Wolfgang Niedeckens ursprüngliche Pläne für 2010. Aber eine Anfrage, zum 30-jährigen Jubiläum der TAZ zu spielen, führte letzten Endes dazu, dass Niedecken mit Anne de Wolff und Rhani Krija nun auf im Rahmen ihrer kleinen Tour unter dem Motto "Songs aus Köln, Berlin,  New York un Jottweißwo" im Kaiserslauterner Kammgarn auf der Bühne standen, bzw. saßen um genau zu sein.

Los ging es es im bestuhlten und sehr gut gefüllten Kammmgarn (augenscheinlich wurden mehr Tickets verkauft als Sitzplätze vorhanden waren) mit "Wat usser Rock'n Roll" von BAPs "X für e U" Album und zwar, wie alle Songs an diesem Abend im Unplugged-Gewand: Wolfgang Niedecken an der Gitarre, Anne de Wolff meist an der Violine oder Geige und Rhani Krija als Percussionist. Und direkt nach dem Song folgte dann eingangs erwähnte Einleitung und beides, der Song und die anschließende Erklärung ließen schon erkennen, dass dies ein höchst interessanter Abend werden würde. Denn neben der Möglichkeit, bekannte Songs in einem neuen Gewand zu hören, waren die Geschichten zwischendurch höchst unterhaltsam: befreit vom üblichen Ablauf eines BAP Konzerts plauderte Wolfgang Niedecken oft ziemlich lang. Vielleicht auch aus diesem Grund hatte Anne de Wolff Wolfgang Niedecken den Tipp gegeben, dass Erzählen und ein gleichzeitiges Stimmen der Gitarre nicht nur möglich sei, sondern auch noch sehr cool aussehen würde.

Das Motto der Niedecken & Co Tour "Songs aus Köln, Berlin,  New York un Jottweißwo" erwies sich Glücksfall. Auch bei BAP Konzerten werden die Songs oft zu Themenblöcken zusammengefasst und so gab es im Kammgarn unter anderem Songs zum Thema Marokko, wie zum Beispiel "Paar Daach früher" und das lang nicht mehr gehörte "Novembermorje", das von den Die-Hard Fans, den "Unheilbaren" wie sie von BAP genannt werden, gefordert wurde und an diesem Abend Niedecken ebendiesen gewidmet wurde. Es folgen Songs zum Thema New York von Leonard Cohen ("Chelsea Hotel" und "Manhattan") das im Refrain direkt zum Thema Berlin überleitete, sodass zwangsläufig Springsteens "Hungry Heart" folgen musste, das Niedecken wegen des gemeinsamen Video-Drehs nun mal mit Berlin verbindet. Famliengeschichten ("Chippendale Desch" und "De letzte Winter im letzten Krieg") fanden ebenso Platz an diesem Abend wie vertonte Kölner Sagen (Zwei Päädsköpp am Nümaat).

Neben dem ein oder anderen Cover Song war auch reichlich Platz vorhanden für lang nicht mehr Gehörtes wie "Alptraum eines Opportunisten" von BAPs Debüt Album, ein Song, der noch aus der Zeit stammt, als Niedecken noch alleine als "Südstadt-Dylan" durch Kölner Kneipen zog und in jeder Strophe eine Pointe unterbringen musste, um die Aufmerksamkeit des Publikums nicht zu verlieren.

Alle 3 Musiker schienen sich reichlich wohl auf der Bühne zu fühlen. Niedecken sowieso, da er es laut eigener Ausage genießt mal auf das ganze Drumherum einer BAP Tournee verzichten zu können und einfach mit einem Fahrer und seinen 2 Mitmusikern in einem Bus durch Deutschland zu fahren. Anne de Wolff hatte sichtbar Spaß daran, die unterschiedlichsten Instrumente wie beispielsweise eine Mandoline oder einen Beatles Bass zum mir bis dato unbekannten Songs namens "Karl Heinz" (oder so) zu verwenden, und Rhani scheint sowie in der Musik aufzugehen. Allen Songs stand das neue Unplugged-Gewand gut und nur Kleinigkeiten störten: Annes Mandolinen-Begleitung bei "Paar Daach Früher" war mir etwas zu schrill und Rhanis war sensationell an der Percussion, aber wenn es mehr in Richtung Schlagzeug Rythmus ging, klang mir das zu dumpf. Aber insgesamt war das Ganze wunderschön und nicht ohne Grund war die Stimmung im Publikum genauso gut wie die auf der Bühne.

Im Gegensatz zu BAP Konzerten konnte auf Mitsing/Mit Klatsch Songs im großem Ganzen verzichtet werden, "Hungry Heart", sowie das "Hurricane / Stell dir vüür" Medley mal ausgenommen. Viel zu schnell war das reguläre Konzert vorbei und der Zugabenblock begann. Bei "Maat et joot" musste ich schweren Herzens die Rückfahrt nach Karlsruhe antreten - der Babysitter hat auch nicht endlos Zeit.

Fazit: ein wunderbares Konzept, das allen viel Spaß macht und eigentlich ideal fürs Zeltival in Karlsruhe geeignet wäre. Tollhaus, bitte vormerken!

Ticket Niedecken & Co, 9.3.2010, Kaiserslautern, Kammgarn