Foreigner im Doppelpack mit Saga in der schnuckeligen Badner Halle
in Rastatt quasi direkt vor der Haustür: das war für mich
trotz des saftigen Eintrittspreises ein Pflichttermin denn beide Bands
hatte ich bisher noch nie live gesehen.
Los ging es mit Saga, die seit dem Weggang von Sänger Michael
Sadler 2008 über einen neuen Sänger verfügen und um es
kurz zu machen: selten war ich von einer Band so enttäuscht wie
von Saga bei diesem Konzert. Der Sound war grottenschlecht - Gesang und
Instrumente waren mit Mühe aus dem dumpfen Soundbrei
herauszuhören. Schlimmer noch: ein Song klang wie der
nächste: die Saga typischen Gitarrenriffs mit den ebenso typischen
Breaks, dann ein einfallsloses Gitarrensolo (einmal Griffbrett rauf und
wieder runter) und weiter ging es mit dem nächsten Song. Allein
"Humblestance" sorgte für etwas Abwechslung. Der neue Sänger
Rob Moratti machte gute Miene zum bösen Spiel, wobei er ja oft
auch tatenlos auf der Bühne rumstehen muss. Egal, Rastatt liebte
Saga auch in dieser unterirdisch schlechten Verfassung und holte die
Kanadier tatsächlich zu einer Zugabe auf die Bühne.
Umbaupause und um 21:30 ging es dann los mit Foreigner: mit "Double Vison" zeigte die Band um Mick Jones gleich einmal, dass sie es noch mal wissen will. Mick Jones, als einzig verbliebenes Gründungsmitglied, hatte bei der Auswahl seiner neuen Mitstreiter ein mehr als glückliches Händchen und so kamen die 2 Opener "Double Vision" und "Head Games" frisch, knackig und sehr rockig aus aus den Boxen. Und bei den vielen Hits, die Foreigner hatte, können sie sich dann auch erlauben das grandiose "Cold as Ice" als 3. Song recht früh zu spielen. Nach diesen 3 Songs war die Halle vor Begeisterung schon am Kochen was neben den exquisiten Songs vor allem an der Spielfreude der Band lag. Der neue Sänger Kelly Hansen hat das Glück wie Lou Gramm zu klingen und ist außerdem ein begnadeter Frontmann. Wie eine jüngere Ausgabe von Steve Tyler fegt er über die Bühne und animiert das Publikum zum Mitmachen, ohne dass es peinlich wird. Der Schlagzeuger, von der Optik her eine Mischung aus Heavy Metal Drummer und dem Tier aus der Muppet Show drosch auf sein Schlagzeug ein als gäbe es kein Morgen und liebte es, die Drum Sticks nach dem Schlag loszulasssen, sodass sie an die Hallen Decke flogen. Ein ausgezeichneter Bassist sowie Tom Gimbel als zweiter Gitarrist und als jüngstes Bandmitglied der Keyboarder produzierten einen glänzenden, aber nie sterilen Klang.
Mit "When it comes to love" vom neuem Album "Can't slow down" (dem
ersten Foreigner Album seit 14 Jahren) wurde ein halbe Gang
runtergeschaltet um auch Platz für die Balladen zu machen,
für die Foreigner, neben den Rockklassikern ja auch bekannt ist.
Auch hier gelingt es Kelly Hansen einen Schmachtfetzen wie "I want to
know what love is" glaubhaft rüber zubringen. Klar, den ein oder
andren Standardanmachspruch ("Rastatt, are you feeling all right?") gab
es zu hören und wenn Mick Jones Deutschland als "the true home of
Rock in Europe" bezeichnet (der Mann kommt aus England, genauer gesagt
aus London!) dann weiß man, dass hier Profis am Werk sind, aber
dies im positiven Sinne.
Eine grandiose Rockshow lieferten der mittlerweile 65-jährige
Mick Jones mit seinen jüngeren Mitstreitern in Rastatt ab mit
allem was dazu gehörte wie eine zum Beispiel ein Schlagzeug-solo
und einer aufwändigen Lightshow. Höhepunkte waren
natürlich "Urgent" bei dem Gitarrist Tom Gimbel DAS Saxophon Solo
spielte sowie eine ausgedehnte Fassung von "Juke Box Hero" die in Led
Zeppelins "Whole lotta love" überging. Aber auch der Titelsong
"Can't slow down" vom aktuellen Album kam beim Publikum gut an, was
nicht selbstverständlich für eine Band ist, die 14 Jahre lang
kein neues Album herausgebracht hat.
Fazit: auch 2010 klingen Foreigner so frisch wie in den 70gern und
80gern und Mick Jones, der seit den frühen 60gern im Musikbusiness
tätig ist, lässt so mach jüngeren Gitarristen ganz
schön alt aussehen. Wer nur die Balladen von Foreigner kennt,
sollte trotzdem sich nicht scheuen, diese Band in der jetzigen
Besetzung sich anzusehen - es lohnt sich! Diese Band rockt!