Wunderbar!
Nachdem das alte Substage der kommenden Karlsruher U-Strab weichen
musste war es nun endlich soweit: das neue Substage im gerade
entstehenden Kreativpark "Alter Schlachthof" Karlsruhe machte auf. Der
erste Eindruck von außen: wow, sehr futuristisch. Der zweite
Eindruck von innen: eine Klasse Rockclub! Deutlich größer
als das alte Substage, endlich eine hohe Decke und sogar eine Galerie!
Und endlich kein langezogener Schlauch mehr, sondern ein eher
quadratischer Grundriss ermöglicht beste Sicht auf die Bühne
von überall in Verbindung mit gutem Sound. Prima!
Zur Eröffnung bei freiem Eintritt gelang das Kunststück 3
unterschiedliche Bands und Künstler einzuladen, die einen guten
Querschnitt dessen bieten, was man in Zukunft im Substage zu erwarten
hat.
Los ging es um 20 Uhr (für das Substage eine eher
unübliche Zeit) mit "The Puddnheads", einer zwar jungen Band, der
man aber anmerkt, dass sie nicht erst seit Gestern zusammenspielt.
Indie-Rock mit einem guten Händchen für Melodien boten die
vier Musiker. Und die Band hat durchaus großes Potential, denn
gerade, als man denkt, dass sich die Band in die typische Indie Falle
begibt, bei der soundtechnisch ein Lied wie das andere klingt, erklingt
ein Gitarrensolo, dass aus den 70gern zu kommen scheint aber dennoch
ins hier und heute passt. Und kurz vor Ende packt der Sänger sogar
die Mundharmonika aus und diese Prise Springsteen tut dem Sound
hörbar gut.
OK, zu Beginn also klassischer Substage-Rock denkt man und wartet
auf die 2. Band. "Granat" nennt sich diese, hieß früher "The
Patricks" und hatte an diesem Auftritt ihren ersten Auftritt unter
neuem Namen. So manch einer wünschte sich, dass dies auch der
letzte war, jedenfalls skandierten einige Zuschauer öfter mal
"Aufhören! Aufhören!". Nun, klassischer Substage Rock (falls
es so etwas überhaupt gibt), war das nicht was da geboten wurde:
der sehr elektronische Sound wurde von einem Sänger, der als
Mischung aus Freddie Mercury und einem Hip-Hopper rüber kam, mal
mit Gesang, mal mit Rap begleitet. Die meist deutschen Texte, so man
sie verstanden hat, waren gar nicht mal schlecht, allerdings war das
musikalisch alles zwar abwechslungsreich aber dennoch recht
dürftig und wurde nur durch eine etwas grenzwertige
Bühnenshow kaschiert. Nun ja, warum diese Kapelle zwei Zugaben
geben durfte, bleibt wohl für immer das Geheimnis des
Veranstalters.
Als "Top Act" gab es dann ab 22 Uhr Olli Schulz, der allein mit
seiner Gitarre recht witzig durchs Programm führte. Meist dauerten
die Ansagen länger als die Songs und Spontanität wird bei
Olli Schult ganz groß geschrieben. So holt er sich mal ein
Pärchen aus der ersten Reihe zu "Mein Mix-Tape" auf die
Bühne, da der weibliche Teil schließlich in wenigen Stunden
Geburtstag hat. Kurz danach beschwert er sich, dass alle deutschen Band
im Prinzip bei ihm geklaut hätten und schafft es tatsächlich
in seinem "Song ohne Grund" quasi rückwärts von Juli,
Silbermond über Rammstein bis zum Deutschrock der 80ger eines
Klaus Lage oder von BAP durch die Zeit zu reisen. Intelligente Songs,
meist intelligente Ansagen (bis auf ein paar Ausrutscher) - sehr zu
empfehlen der Mann.
Fazit: schöner Abend in einem sehr gelungenen neuen Substage! Gut, dass dies vor der zu erwartenden Kürzung des Karlsruher Kulturetats geklappt hat. Schwein gehabt im Schlachthof,also (Ist nicht von mir, sondern der Titel der in Kürze stattfindenden Kunst-und Kulturnacht auf eben diesem Schlachthofgelände).