Ein Jahr nach dem Neustart - auf dem Weg zur Normalität
Los ging es für mich am Donnerstag mit dem Auftritt der "Sean
Treacy Band" auf dem "Vor-Fest" zu "Das Fest". Der Trend der letzten
Jahre hat sich fortgesetzt - wie "Das Fest" selbst, wird auch das
"Vor-Fest" immer beliebter, größer und voller: trotz des
schlechten Wetter war der Bereich beim See erstaunlich voll - die
Atmosphäre war trotzdem sehr angenehm und relaxt. Man trifft sich
mit Freunden, isst und trinkt etwas, unterhält sich - die
Musik ist nur Nebensache. Insofern passte die "Sean Treacy Band" prima
dorthin: mit ihren teilweise glänzend gespielten Coversongs
lieferten sie den passenden Soundtrack für den Abend.
Am Samstag hieß es dann, bei glücklicherweise
schönem Wetter, mit Kind und Kegel die Mobi-Spielecke zu besuchen.
Leider musste ich schnell meinen positiven Eindruck vom letzten Jahr
revidieren: zu vollgepackt ist das Ganze im Vergleich zum Vorjahr und
am meisten leidet in meinen Augen der ursprüngliche Kern von "Das
Fest": die Mobi-Spielecke des Stadt-Jugendausschusses, die es
inzwischen schwer hat, zwischen zahlreichen Showaktivitäten und
kommerziellen Angeboten seinen Platz zu behaupten. So fiel es nicht
schwer sich um 18:30...
...in Richtung Hauptbühne zu verabschieden, im Jahr 2 nach
Einführung der 5 € Tickets für den Musikbereich. Im Gegensatz
zum letzten Jahr hat man die Kapazität noch mal von 60000 auf
50000 pro Abend reduziert, was sehr positiv ist. Leider hat man
versäumt, das selbst geschaffene Nadelöhr, das schon im
letzten Jahr dafür sorgte, dass (bei Blickrichtung auf die
Bühne) im rechten Bereich es recht eng zuging, während links
von der Bühne viel Platz vorhanden war, zu entschärfen - im
Gegenteil: ein Getränkeverkaufsstand an der engsten Stelle (beim
Mischpultturm) förderte die Fluktuation zwischen rechtem und
linkem Bereich nicht gerade.
Pünktlich um 19 Uhr kamen dann "Razorlight" auf die Bühne, die Band um den ehemaligen Libertines Bassisten Johnny Borell, die Anfang des Jahres sowohl an der Gitarre, als auch am Bass eine Umbesetzung zu verzeichnen hatte. Für mich, der ich nur die 2 bekannten Songs von Razorlight kenne, war es sehr überraschend, wie rockig und gitarrenbetont Razorlight live klingen. Sehr abwechslungsreich, mit einigen leichten Reggae und Ska-Anleihen - eigentlich perfekte Musik für ein Festival - aber trotzdem wollte der Funke nicht überspringen, was schade war, da gerade bei den etwas ruhigeren Stücken man mehr das Publikum hörte, das sich auch vor der Bühne lieber unterhielt als zuzuhören, als die Band. So etwas wie Stimmung kam dann leider erst in der letzten halben Stunde auf, und dann besonders, klar, bei "Wire to Wire" und "America". Schade, denn Razorlight haben musikalisch gesehen eigentlich alles richtig gemacht, allerdings scheint Johnny Borell niemand zu sein, der viel Wert auf Kommunikation mit dem Publikum zu legen scheint. Viellicht war er auch selbst etwas enttäuscht von der verhaltenen Publikumsreaktion, jedenfalls wirkte er so. Mir gefiel die Band aber und ich bin froh, dass ich jetzt mehr als nur "Wire to Wire" und "America" von Razorlight kenne.
Auch wenn mein Ausflug zum Fest dieses Jahr recht kurz ausfiel, hier
trotzdem mein Fazit: "Das Fest" bewegt sich weiter in Richtung
Normalität und verliert in meinen Augen etwas das besondere Flair.
Der Unterschied zu "kommerziellen" Festivals (von der Atmosphäre
her gesehen) ist nicht mehr so groß. Mal sehen, wie es weitergeht.