Rock Show? Nein: Oper!
Einmal Meat Loaf live sehen
kann sicherlich nicht schaden, dachte ich mir. Und da außerdem
noch die Hooters als Vorgruppe spielten ging es also nach Rastatt in
den wunderschönen Murgpark um bei tropischen Temperaturen den
Dreierpack Steve Harley & Cockney Rebel, The Hooters und
schließlich Meat Loaf zu sehen.
Nach den Hooters (Konzertbericht hier)
folgte eine 45 minütige Umbaupause bei der man sich unweigerlich
fragte, ob denn eine komplette Las Vegas Showbühne nach Rastatt
verlagert werden sollte: hier eine Treppe, dort Podeste und ganz
wichtig: 2 Mega-Ventilatoren direkt vor Meat Loafs Mikrophon, die
allerdings kurz vor Konzertbeginn ausfielen und einen Roadie, sehr zum
Amusement der 3000-4000 Besucher, mehrere Minuten beschäftigten,
bis er die Dinger wieder abgebaut hatte.
Trotz fehlender Ventilatoren ging es schleißlich los und im
Gegensatz zu der aufwändigen Bühne ganz unspektakulär
mit 2 Gitarristen, die auf die Bühne schlurften und Hard Rock der
übelsten Sorte als Intro dem Publikum entgegenschleuderten.
Schließlich folgte der Rest der Band, 2 Chorsängerinen und
schließlich Meat Loaf selbst sehr zur Freude der Menge, die von
Anfang an begeistert war. Bei mir hielt sich die Begeisterung
allerdings zunächst in Grenzen: die ersten 2-3 Songs waren
wirklich unterdurchschnittliche 80iger Jahre Hard Rock Songs und auch
eine Cover Version von "Black Betty" konnte daran nichts ändern.
Das Ganze wirkte zunächst eher wie eine Parodie auf ein Hard Rock
Konzert, als eine Rock Show.
Dies änderte sich aber zum Glück im Laufe des Konzerts, als
Meat Loaf die typischen Jim Steinman Songs auspackte, die ihn
berühmt gemacht haben und jeder Song als Mini-Drama auf der
Bühne inszeniert wurde: Egal ob bei "You took the word right out
of my mind" oder "Deadringer of Love": die Band gab jetzt wirklich
alles und der Inhalt der Songs wurde von Meat Loaf und seinen 2
Duettpartnerinen in einer Art und Weise interpretiert, sodaß man
sich mal in ein Musical öfter aber in eine Richard Wagner Oper
versetzt fühlte. Da wurde gelitten, gestritten und
wiederversöhnt, dass es nur so eine Freude war. Weitere
Höhepunkte: "I would do anything for love" und "Bat out of hell"
in einer Endlos-Version. Insgesamt klappt das Meat Loaf Konzept einer
Rock Show mit Opernartiger Inszenierung, erstmals 1977 beum Debut
erprobt, auch und gerade 2005. Denn Musicals wie zum Beispiel "We will
rock you", die ja zur Zeit sehr erfolgreich sind, verwenden ja im
Prinzip genau dieselben Stilmittel wie Meat Loaf.
Fazit: ich habe es nicht bereut, Meat Loaf einmal live gesehen zu haben
- aber einmal ist dann doch genug. Ein Manko gab es allerdings: die
Kürze der Show - 90 Minuten inklusive Zugaben sind doch etwas
dürfig bei den heutigen Eintrittspreisen.
©
06/2005 by
Hans-Georg Krumm
URL:
http://www.hgkrumm.de/meatloaf_240605.html
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