Midge Ure im Jubez!!!!!
Verstehe einer das Karlsruher
Publikum: Midge Ure kommt in's Jubez! Nochmal: Midge Ure kommt in's
Jubez!! MIDGE URE! JUBEZ!!!! Der Mann, der mit Visage, Ultrovox und
Solo Hits über Hits hatte. Der Mann, der zusammen mit Bob Geldorf
vor 20 Jahren Live Aid auf die Beine stellte und dieses Jahr Live 8.
Also nochmal: dieser Mann kommt nach Karlsruhe, und nicht etwa in die
Europahalle, sondern in's bestuhlte Jubez - und das ist zwar gut
besucht, aber nicht übervoll. OK, ich gebe es ja zu: Midge Ure
Solo? Nur er und eine akkustische Gitarre? Das kann man sich zwar bei
den Sachen aus den 90igern von ihm (Stichwort "Breathe") vorstellen,
aber "Fade to grey" oder gar "Vienna"? Das hat ja fast etwas von
"Kraftwerk upnplugged", oder?
Um so gespannter war man also, als Midge Ure endlich, nachdem im
Vorprogramm Robin Grubert das Publikum gepflegt gelangweilt hatte, auf
die Bühne kam. Und als eines der ersten Lieder kam dann auch
gleich "Fade to grey" , so ganz ohne Drums, Synthesizer aber mit der
unverkennbaren Stimme von Midge Ure und man merkt schnell 2 Dinge.
Erstens: der Song funktioniert ganz ohne den Schnick-Schnack. Zweitens:
es ist vor allem die Stimme, die den Song trägt - und das
überragend gut.
Midge Ure erläutert dann in seinem schönen schottischen
Akzent auch gleich mal, wie er, als Mann des Synthesizers und der
E-Gitarre vor 10 Jahren mehr oder weniger dazu "gezwungen" wurde, seine
Lieder doch mal, nur mit einer akkustischen Gitarre bewaffnet,
vozutragen. In New York war es, im Rahmen von US-Promotionsauftrtiten
sollte er bei einem Singer/Songwriter Contest mitmachen. Und das
stellte er sich zunächst ganz einfach vor: schließlich war
er ja schon ein bekannter Künstler, während er von den
anderen 3 Songwritern noch nie gehört hatte. Das änderte sich
schlagartig, als der erste mit einem Song anfing, dendieserr für
Elvis geschrieben hatte und der zweite mit einem Song, den er für
Frank Sinatra geschrieben hatte. War ein ziemlicher Schock für den
guten Midge, schien ihn aber auch ziemlich angespornt zu haben.
Und wie gut er das inzwischen kann, zeigte er im Jubez. Egal ob "Fade
to grey", "Breathe", "Dancing with tears in my eyes" oder "Vienna": die
Songs ließen einen eine Gänsehaut den Rücken
runterlaufen. Wahnsinn, wie er ohne technische Hilfsmittel (von ein
bischen Echo auf der Stimme abgesehen) vor allem diese unglaublich
hohen Refrainzeilen meisterte. Das Ganze kam mit Herzblut rüber
und bescherte dem Jubez Publikum einen unvergeßlichen Abend.
Zwischendurch gab es auch mal eine Coverversion von Phil Lynott Songs,
die dank Midge's Stimme auch als Ultravox hätten durchgehen
können.
Midge Ure - Jubez? Unglaublich, aber gut. Mit der einzigen Zugabe "If I
was" verabschiedete sich Midge Ure dann. Und zum Schluß zweifelte
niemand mehr daran, dass man auch Synthi-Rock/Pop überzeugend mit
einer akkustischen Gitarre rüberbringen kann, wenn erstens der
Song auch ein Song ist und man zweitens eine Stimme wie Midge Ure hat.
©
10/2005 by
Hans-Georg Krumm
URL:
http://www.hgkrumm.de/midgeure_201005.html
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