Niedecken und die WDR Big
Band - warum eigentlich nicht?
Stuttgart,
Liederhalle-Hegelsaal kurz nach 20 Uhr: im Foyer werden die letzten
dort Weilenden akustisch angewiesen, ihre Plätze einzuweisen,
Platzanweiser helfen den Suchenden diese zu finden und
dann beginnt das vorerst letzte Konzert (und das Einzige
außerhalb von NRW) eines ungewöhnlichen Projektes: Wolfgang
Niedecken und die WDR Big Band vertonen BAP- (und andere) Songs zum
Thema Köln. Doch zunächst gibt es eine kleine Einleitung
des Produzenten des Projektes: die Verspätung sei auf die BAP Fans
bekannte Huldigung vor dem Altar samt Feuerwasser
zurückzuführen aber schließlich kommt zunächst die
Big Band, dann musikalische Gäste (klar: Gitarrist Helmut
Krumminga und Sängerin Renate Otta) und dann Wolfgang
Niedecken auf die Bühne. Kurze Begrüßung, die Musiker
setzen sich (das Publikum sitzt ja schon) und los geht es mit "Für
ne Moment" und "Mit Wolke schwaade".
OK, das mit
dem Sitzen erinnert etwas an die Tonfilm Tournee, ansonsten aber
läuft da auf der Bühne was ganz Einzigartiges ab: bekannte
Songs in einem neuen Soundgewand, das dazu beiträgt, dass viele
Nuancen der Lieder besser zu erkennen sind. "Stadt im Niemandsland"
etwa: Wolfgang Niedecken macht keinen Hehl daraus, dass er die
ursprüngliche Fassung wegen der"Final
Countdown" ähnlichen Fanfare nie gemocht hat - in der
"Niedecken Köln" Fassung hingegen gewinnt das Lied. Oder die Soli:
statt der gewohnten Soli von Helmut gibt es in der ersten Hälfte
des Konzerts immer wieder Gelegenheit, dass fast jeder Musiker der Big
Band (es müssen so ca. 20 Leute sein), nach vorne kommen kann, um
ein Solo zu spielen. Ein unglaublich relaxte Atmosphäre herrscht
in der ersten Hälfte des Konzerts, die dazu beiträgt, dass
Niedecken zu fast jedem Song eine Geschichte zum Besten gibt. Der gute
alte "Jupp" sei da beispielhaft genannt: zum ersten Mal seit
Anfang der 80ziger höre ich mal wieder die Entstehungsgeschichte
des Liedes (Stichwort: "der Hund ist der beste Freund des Menschen"),
untermalt von einem Big Band Mitglied, das Leergut in Plastiktüten
auf die Bühne schleppt. "Köln Songs" bilden den Schwerpunkt
des Programms, hier und da aber auch Ausnahmen, wie z.B. "Wie
schön dat wöhr". Und eine Coverversion gab es auch:
Zeltingers Klassiker "Müngersdorfer Stadion" wird thematisch bei
"Hück ess sing Band en der Stadt", der Hommage an die Kölner
Sporthalle angesiedelt.
Ruhig und
relaxt also die erste Hälfte, und wie es sich bei einem Konzert im
Sitzen gehört, gibt es natürlich eine Pause. Und danach dann
eine wunderschöne New Orleans Fassung von "Queen vun dä
Ihrestrooß", bei dem die Big Band hinter (!) dem Publikum
auftaucht und sich durch das Publikum durch auf die Bühne zu den
restlichen Musikern gesellt. Klar: "Arsch huh" sorgt dafür, dass
sich alle aus ihren behaglichen Stühlen schälen, Helmut
greift öfter zur E-Gitarre, nachdem er sich über weite Teile
des Konzerts zurückgehalten hat und dem ausgezeichneten
Gitarristen der Big Band Gelegenheit gegeben hat,
zu brillieren: beim 2. Teil ging die Stimmungskurve nach
oben. Nachdem es schon ein Mörder Saxophon Duell im Laufe des
Konzertes gab, der Keyboarder (von Niedecken mit dem Spitznamen "der
Hexer" versehen) ein Hammond Orgel Solo hingelegt hat, das zu
Standing Ovations führte, war mein Highlight "Verdamp lang
her" in einer Gänsehaut Version. Ganz ruhig ging es los, der Text
im Vordergrund. Kurze Beteiligung des Publikum beim Refrain, das sich
dann aber wieder bei den Strophen zurückhielt, sodass es auch bei
diesem so oft gespielten Klassiker was Neues zu entdecken kann. Und
dann das Finale des Songs, dass in einem sensationellen Gitarrenduell
endete. Viel konnte danach nicht mehr kommen: "Schluss, Aus, OK": der
Name war dann Programm.
Fazit:
War wirklich was für Fans - im positiven Sinne: nicht die
Partykracher standen im Vordergrund, sondern die Lieder und ihre
Geschichten. Mann konnte viele bekannte Songs neu entdecken. Meine
Highlights des Konzerts (neben "Verdamp lang her"): "Krahnebäume"
und "Chippendale Desch".
Hier
noch ein Link: http://www.leopardefell.de,
Chrischi's Fan Page
©
03/2005 by
Hans-Georg Krumm
URL:
http://www.hgkrumm.de/niedecken_280205.html
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