Bruce Springsteen & the E-Street Band
2.12.2007, Mannheim, SAP-Arena

Magische Momente

Der Boss rief zum Tourauftakt seiner Deutschland Tour und alle kamen in die ausverkaufte SAP Arena. 20 Uhr 20: das Saallicht geht aus und auf der Bühne erscheint eine dieser altmodischen Leierkasten-Musikkisten, wie man sie von früher noch von Jahrmärkten kennt. Bruce Springsteen und seine 10 köpfige E-Street Band erscheinen unter dem frenetischen Jubel der Fans und legen mit "Radio Nowhere" vom aktuellen Album los. Die Gitarren und Springsteens Gesang bestimmen den Sound und "Radio Nowhere" erweist sich als grandioser Opener des Konzerts, wie auch des "Magic" Albums. Was dann folgt ist eine extrem gute Mischung aus Songs vom Magic Album, dem Vorgänger "The Rising" und  einem Querschnitt durch die lange, lange Karriere des  mittlerweile 58 jährigen Springsteen. Geredet wird nicht viel, Springsteen läßt seine Songs sprechen. Die Schlussakkorde des einen Songs sind noch nicht völlig verklungen, da zählt Springsteen schon den nächsten Song an. Pausen? Fehlanzeige! Nur einmal gibt es eine längere Ansage: beim ruhigen, wunderschönen  "Magic"  in dem es vordergründig um Taschenspieler und Zaubertricks geht, eigentlich aber um das Verdrehen von Tatsachen und um Lügen, was seit dem Irak Krieg einen großen Teil des US-amerikanischen Alltag ausmachen.

Sehr schön die Songauswahl an diesem Abend: der in meinen Augen unterschätzte "Tunnel of Love", eigentlich kein E-Street Song findet ebenso Platz wie "Dancing in the Dark". Vom neuen  Album unter anderem auch noch vetreten: "Gypsy Biker", Devils Arcade" und "Last to die" .

War musikalisch gesehen "The Rising" eine Weiterentwicklung des E-Street Sounds, so steht "Magic" ganz in der Tradition der klassischen Springsteen Alben, wie etwas "Born to Run". "Living in the future" beispielsweise hat alle Elemente älterer Springsteen Songs, wie z.B. "Badlands". Nostalgie also? Wenn man sich die großzügige Bühne ansieht, drängt sich einem dieser Gedanke zunächst auf, ist doch der hintere Bühnenbereich einem typischen American-Diner im 50 Jahre Stil nachempfunden. Achtet man auf die Texte, wird klar, worum es Springsteen vielleicht eigentlich geht: den Verlust von Werten in den post-9/11 U.S.A.

Bei den Zugaben wiederum steht hauptsächlich der Spaß im Vordergrund: Bei "Girls in their summer clothes", von Springsteen in gebrochenem Deutsch den den schönen deutschen Mädchen gewidmet, fällt sowohl musikalisch, als auch textlich alles Schwere weg. Und bei "Santa Claus is coming to town", es geht schließlich auf den 6. Dezember zu, ziehen sich die Fans die Nikolaus-Mützen auf.  

Gegen Ende dann wird musikalisch noch mal für Abwechslung gesorgt: die Akkordeons werden ausgepackt und Irischer Folk erklingt plötzlich von der Bühne: American Land, dessen Text auf den 2 Video Wänden angezeigt wird, zeigt Springsteen dann ganz als Traditionalisten. Er und seine E-Street Band zeigen, dass man keine gigantische Lightshow benötigt, um Hallen dieser Größenordnung zu begeistern: 10 Musiker, die mit Leidenschaft dabei sind und manch jüngere Band alt aussehen lassen reichen völlig aus.

Einziger Minuspunkt an diesem Abend: die Vekehrsführung zur SAP-Arena: wenn man für die letzten 3 km von der Autobahn zum Parkplatz 1 1/2 Stunden braucht (und das an einem Sonntag ohne den üblichen Berufsverkehr) und Gefahr läuft, einen Teil des sündhaft teuren Konzerts zu verpassen, dann ist das sehr ärgerlich.


Ticket Springsteen

© 12/2007 by Hans-Georg Krumm
URL: http://www.hgkrumm.de/springsteen_02122007.html 

Home
email
Konzertkritiken
Gästebuch
Links
Photoalbum
Konzerttickets