Immer noch faszinierend

Knapp 3 Jahre nach seinem letzten Gastspiel beehrte Midge Ure wieder Karlsruhe, diesmal mal wieder das Jubez, welches nicht ausverkauft war, was im Hinblick auf die Medienpräsenz die Midge Ure zur Zeit gerade wieder erfährt (Stichwort Band Aid 30), seltsam anmutet. Und wenn man dann noch bedenkt, dass Midge Ure schon 1976 mit der Band Slik einen Nummer 1 Hit in England hatte, dann kurzfristig Gary Moore bei Thin Lizzy ersetzte, dann bei Visage einstieg und mal schnell "Fade to Grey" komponierte, dann zu Ultravox wechselte um dort für Hits zu sorgen bevor er dann auch als Solokünstler erfolgreich wurde, verzweifelt man an der Tatsache, dass die x-te AC/DC-, Queen- oder Pink Floyd-Tribute Band mehr Zuschauer anzieht als solch ein Original.

Egal, 15 Minuten vor dem offiziellen Beginn des Konzerts (Merke: Anfangszeiten sind im Jubez immer Glückssache) betrat als Support Pete McLeod die Bühne und wusste mit seinem Charme, den Songs und dem schottischen Akzent zu unterhalten.

So gegen 21 Uhr betrat Midge Ure dann solo die Bühne um mit "Waiting Days" gefolgt von "Dear God" sein Konzert zu eröffnen. Relativ früh dann einer der Hits aus seiner Solo Zeit: "Breathe", zu dem Midge Ure anmerkte, dass es ein Song sei, der eigentlich in seinem Alter wegen der Tonhöhe nicht mehr zu singen sei, er es aber trotzdem versuchen werde und man ihn dann "Singing with Tears in my Eyes" erleben könne, in Anlehnung an seinen Hit aus Ultravox Zeiten "Dancing with Tears in my eyes", der später natürlich auch kam.

Doch zunächst ging es ziemlich weit zurück, denn noch vor Ultravox war ja Midge Ure mit Visage und "Fade to Grey" erfolgreich. Und so ging es quer durch die Jahrzehnte: die Ultravox Hits wie "Vienna" und "The Hymn", Solo Hits wie "If I was" und, und und.

Zwischendurch gab es aber auch Neues zu hören, wie den Titelsong vom neuen Midge Ure Album "Fragile", seine Version des Songs "Let it rise", den er ursprünglich mit Schiller aufgenommen hat oder dem Titelsong vom 2012 überraschend erschienenem ersten Studioalbum von Ultravox seit 20 Jahren "Brilliant". Brillant übrigens auch das Peter Green Cover "Man of the world" mit dem uns Midge Ure in seine Jugend zurückführt in die Zeit, als er diesen Song wieder und wieder angehört hat, um ihn auf der Gitarre nachzuspielen.

Ja, unglaublich aber war: all diese Songs funktionieren auch nur mit akustischer Gitarre und ein bisschen Echo auf den Vocals. Und wenn es dann doch eng wurde, konnte Midge Ure sich auf seine loyalen Fans verlassen, die mit Chören dort aushalfen, wo ein zweiter Vocals-Part zwingend ist.

Als letzte Zugabe kam dann natürlich aus mehrfachem aktuellen Anlass (Weihnachten rückt näher, die aktuelle Version dieses Liedes ist Platz 1 in England und die deutsche Version auf Platz 1 in Deutschland)  sein wohl bekanntestes Lied, das gemeinsam mit Bob Geldof komponierte "Do they know it's Christmas?". Und augenzwinkernd fügt Midge Ure im Hinblick auf die hohe Zahl bezahlter Downloads der "Band Aifd 30" Version noch hinzu: wenn der Song zu sonst auch nichts gut sein sollte, dann wenigstens dazu, der Jugend zu zeigen, dass man für Musik tatsächlich Geld ausgeben kann und darf.

Fazit: Immer noch faszinierend, wie die alten New Romantics / Electro Pop Hits aus den 80gern auch unplugged funktionieren. Und noch faszinierender finde ich, dass eine lebende Musiklegende wie Midge Ure immer noch soviel Spaß an der Musik hat, dass er für ein paar Gigs nach Deutschland fliegt um in kleinen Clubs seine Hits zu präsentieren.

Hier noch ein paar links:
www.midgeure.co.uk
www.ultravox.org.uk

Ticket Midge Ure